Serie Was macht eigentlich? Hans-Ludwig Quast: Vom Stern fasziniert

Mönchengladbach · Schon als Junge wusste er, was er machen wollte: Es musste etwas mit Autos zu tun haben. Hans-Ludwig Quast hat sich diesen Wunsch erfüllt. Zuletzt war er Chef von Daimler-Benz in Mönchengladbach. In dieser Funktion hat er in dieser Stadt so einige Spuren hinterlassen.

Der Gladbacher Hans-Ludwig Quast
7 Bilder

Der Gladbacher Hans-Ludwig Quast

7 Bilder

Mit dem Alter kommt das Heimweh. "Es ist komisch, früher habe ich das nicht so gehabt", sagt Hans-Ludwig Quast. Der Mann, der jetzt zwischen zwei "Heimat"-Städten schwankt: zwischen Hannover, wo er geboren und 30 Jahre lang aufgewachsen ist, und Mönchengladbach, wo er seit 30 Jahren lebt — und das bis heute sehr gerne. Jeweils drei Jahrzehnte an der Leine und an der Niers, dazwischen berufliche Stationen in Stuttgart, Kassel und Köln — doch die nachhaltigsten Spuren hat der 79-Jährige in Mönchengladbach hinterlassen.

Es waren vor allem seine ersten zehn Jahre in dieser Stadt, die ihn in den Blickpunkt gerückt haben: als Direktor der Niederlassung Mönchengladbach/Krefeld von Daimler-Benz oder Mercedes-Benz, wie es auch mal offiziell geheißen hat. Als er 1983 begann, gab es 180 Mitarbeiter. Als Erstes wurde unter seiner Führung das neue Verkaufshaus an der Krefelder Straße gebaut. Als er ging, hatte das auch in seiner Krefelder Zweigstelle gewachsene Unternehmen 330 Beschäftigte. 1993 standen wir in der firmeninternen Rangliste bei Umsatz und Ergebnis der Niederlassungen in Deutschland auf Platz sieben", sagt Quast stolz. Den beruflichen Erfolg führt er auch auf das sehr engagierte Sponsoring des Hauses zurück: "Das ist für uns Imagewerbung."

Profitiert davon haben vier große Bereiche in Mönchengladbach, bei denen Mercedes Sponsor war: das Winter- und das Sommerbrauchtum, der Sport, die Kultur und Soziales. Schützenbruderschaften und Karnevalsvereine stehen auf Quasts Auflistung, Borussia, aber auch andere Vereine aus verschiedenen Sportarten wie der GHTC oder der Rheydter Spielverein. Ebenso unterstützt wurden das Museum Abteiberg, das Theater, der Ballettverein, das grenzüberschreitende Kulturfestival Ensemblia oder auch die Freizeit-Jazzer von Hermanns Feuerwehrkapelle. Dazu gab es Spenden oder Hilfen für soziale Zwecke — und als Pensionär dann sein persönliches Engagement im Verein Sport für Betagte Bürger mit seinen 2000 Mitgliedern, bei dem Quast drei Jahre Vorsitzender war. In dieser Zeit baute der Verein für knapp fünf Millionen Euro in Rheydt ein Haus für betreutes Wohnen.

Hans-Ludwig Quast, Sohn eines Fleischermeisters aus Hannover, hat früh gewusst, was er werden wollte: "Autos haben mich schon als Kind interessiert, ganz besonders Mercedes." So hat er 1952 nach dem "Einjährigen"-Abschluss auf dem Gymnasium in der Hannoveraner Niederlassung seine Ausbildung begonnen: zuerst eine technische Lehre, dann noch eine kaufmännische. Es sollten 41 Jahre mit fortwährender Weiterbildung bei dem Unternehmen unter dem Stern werden. Die letzten zehn, von 1983 bis 93, waren in Mönchengladbach.

"Ich habe mich in all den Jahrzehnten nie für eine neue Position beworben, sondern man hat mich immer berufen", blickt Quast auf seine berufliche Laufbahn zurück. Die endete 1993 früher als geplant, mit knapp 60. "Ich hatte eine Herzoperation und einen Hörsturz gehabt, musste es langsamer angehen lassen", erklärt er seinen Rückzug, bei dem er seinen Mitarbeitern an der Krefelder Straße ein Konzept für die Zukunft unter dem Titel "Vision 2000" hinterließ.

Zu ruhig wollte er es allerdings auch nicht haben. "Es gab diverse Angebote, als Pensionär tätig zu sein", sagt er. Das eine oder andere nahm er an. So hat er unter anderem das Daimler-Autohaus in Cottbus beraten, bei dessen Aufbau nach der Wende er nicht unmaßgeblicher "Pate" gewesen war, und einen früheren Kunden aus Mönchengladbach bei der Übernahme einer Kfz-Firma in Polen. Er war für Smart in der Schweiz tätig, hat mit seiner Frau Annemarie die Agentur für praktische Betriebsberatung (AQA) gegründet, sich an einer Firma für Foto-Design beteiligt. Und er war von 1994 bis 2000 Herausgeber und Autor des Mönchengladbacher "Lifestyle"-Blattes TOP-Magazin: "Das hat mir viel Spaß gemacht, weil ich kein Geld damit verdienen musste." Zum Spaß gehörte dann auch die Würde als Pressekönig beim Stadtschützenfest 1996.

Quast war schon als Daimler-Benz-Chef nicht nur "Geldgeber", sondern auch mit dem Herzen dabei. "Meine Frau und ich haben in den Städten, in denen ich arbeitete, immer sehr intensiv gelebt und bis heute viele gute Bekannte", sagt er. Und das nicht nur, weil er aus beruflichen Gründen stets nahe bei den Kunden sein wollte. Er wurde Mitglied der Mönchengladbacher Prinzengarden, bei Schützenbruderschaften, war aktiv in der Vatiriege des 1. FC — und bei Borussia. "Mercedes war zehn Jahre alleiniger Sponsor des Vereins, wie der damalige Geschäftsführer Helmut Grashoff gesagt hat", erzählt Quast, der viele Jahre zum exklusiven Freundeskreis des Fußball-Bundesligisten gehörte, so manche Reise mitmachte und in der schwierigen Phase Anfang der 90er Jahre als Berater mit am "Runden Tisch" saß.

Er sorgte aber auch dafür, dass den Prinzenpaaren (und später auch die Garden) in Mönchengladbach, Krefeld und Viersen bis heute für jede Session Autos mit dem Stern zur Verfügung gestellt werden. "Und die große Oldtimer-Rallye 2000 Kilometer durch Deutschland, die viele Jahre in Mönchengladbach startete und endete, habe ich 1989 zusammen mit Günter Krön ins Leben gerufen", nennt Quast ein weiteres Beispiel seiner Engagements. Das natürlich zu seiner Liebe zum Auto passte und bei dem er auch mal selbst mitfuhr — mit seiner Frau als Beifahrerin.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort