Mönchengladbach "Haus des Sports" steht auf der Kippe

Mönchengladbach · Die Stadt habe einen "irren Personalengpass", die Verwaltung "geht richtig am Stock": So wurden im Sportausschuss Verzögerungen unter anderem bei Baumaßnahmen an Sportstätten begründet. Hinzu kommen komplexe Anforderungen.

Mönchengladbach: "Haus des Sports" steht auf der Kippe
Foto: imago sportfotodienst

Die Stadtverwaltung leidet unter Personalmangel. Das wurde in der Sitzung des Sportausschusses deutlich. Denn bei der Umsetzung der dort beschlossenen Baumaßnahmen an Sportstätten hinkt die Stadt bis zu einem halben Jahr hinterher. Harald Weuthen, Fachbereichsleiter Schule und Sport, sagte: "Das normale Programm des Sportstättenentwicklungsplanes hätten wir stemmen können. Aber nun haben wir Maßnahmen in Höhe von fast sieben Millionen Euro, die dieses Jahr nicht abgewickelt werden können."

Was etliche Mitglieder des Ausschusses und sicher noch mehr betroffene Vereinsmitglieder erzürnte, hat aber Gründe, die Sportdezernent Gert Fischer nannte: "Wir bekommen die Arbeiten einfach nicht geregelt, weil wir einen irren Personalengpass haben. Außerdem sind die Vergabeverfahren komplex und in Mönchengladbach teilweise noch komplexer." Letzteres heißt: Die Anforderungen der Verfahren sind so stark gestiegen, dass nur Experten sie erfüllen können. Diese sind aber zum Einen nicht im Übermaß vorhanden und fehlen zum Anderen dann an anderer Stelle, wenn sie sich um ein Thema kümmern.

Auch das verdeutlicht den Personalnotstand. Denn qualifiziertes Personal sei derzeit kaum zu finden, erklärte die Verwaltung. Und das vorhandene sei überlastet, sagte Fischer, der betonte, dass sich das nicht nur auf die Sportverwaltung bezieht. "Große Teile der Verwaltung gehen richtig am Stock", sagte der Dezernent. "Und wir packen denen immer noch was drauf. Irgendwann können Sie Mitarbeitern nicht mehr abverlangen, als sie leisten können."

Trotz der Begründung hielt sich das Verständnis der Mitglieder im Sportausschuss für die Verzögerungen bei den Baumaßnahmen in engen Grenzen. Ratsherr Robert Baues (CDU) kritisierte vor allem den Informationsfluss von der Verwaltung in die Politik und von dort zu den Vereinen. "Wir sind eine Sportstadt und weinen, weil wir die EM 2024 nicht kriegen. Aber dann schaffen wir es nicht, unseren Vereinen an der Basis zu helfen", sagte er. Fischer konterte: "Den Fall, dass wir einen Verein nicht rechtzeitig informiert hätten, den gibt es nicht. Wir kommunizieren auch die schlechten Nachrichten." Im Übrigen habe auch die EM-Bewerbung Zeit gekostet und Personal gebunden, ergänzte er. Das habe somit zu den aktuellen Verzögerungen beigetragen. Die Frage, ob man den Personalmangel nicht durch Fremdvergabe der Maßnahmen umgehen könne, beantwortete der Dezernent knapp: "Fremdausschreibung ist teurer und dauert länger."

Zu den Maßnahmen, die sich verzögern, gehört auch das gewünschte "Haus des Sports", das im geplanten Campus-Park angesiedelt werden soll, damit dort Stadtsportbund und Vereine unter einem Dach gebündelt werden könnten. Im Sachstandsbericht steht: "Die Förderfähigkeit des ,Haus des Sports' ist noch in der Klärung." Stadtsportbund-Präsident Wolfgang Rombey vermisste eine klare Zusage, dass die Stadt das "Haus des Sports" wolle, zudem könne er derzeit den Vereinen auf einer Informationsveranstaltung am kommenden Dienstag keine Perspektiven geben. "Dass wir das wollen, haben wir gesagt", warf Fischer ein. Weuthen erklärte die Verzögerung mit Verweis auf die Komplexität des Verfahrens: "Wir bekommen Fördergeld für das Multifunktionsgebäude, aber nicht für das ,Haus des Sports'. Darum sind wir da planungsrechtlich in der Prüfung und können bis Ende des Jahres sagen, ob wir es machen können oder nicht."

Frank Boss als Sportausschuss-Vorsitzender zeigte sich "natürlich sehr enttäuscht über drei bis sechs Monate Zeitverzögerung" bei den verschiedenen Bauvorhaben. "Was passiert denn, wenn wir Ende des Jahres neue Vorhaben beschließen? Die werden draufgesattelt", sagte er. Boss äußerte aber Verständnis für die Personalprobleme der Verwaltung: "Seit 2009 sind 14 Kunstrasenplätze geschaffen worden. Unsere Sportverwaltung leistet gute Arbeit - und kommt trotzdem nicht zurecht. Wir haben viel geschafft, aber jetzt muss etwas getan werden, sonst kommen die Leute nicht mehr klar. Wenn wir Sportstadt sein wollen, muss es heißen: Wer A sagt, muss auch B sagen." Schwierig nur, dass diejenigen, die nun über Personalnot klagen, auch diejenigen sind, die im Haushalt das Geld für eine Aufstockung des Personals freimachen müssen. Wohl auch darum nannte Boss die Personalprobleme in der Verwaltung einen "Systemfehler".

(ame)
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