Mönchengladbach Heftiger Streit über Bussystem

Mönchengladbach · Linienbusse sollen wieder in beiden Richtungen über die Hindenburgstraße fahren. Dies fordern Bürger, Geschäftsleute und Politiker. Ein Gutachten gibt ihnen recht. Die Stadt sieht es anders.

 Wenn täglich 900 Busse bergauf und bergab über die Hindenburgstraße rollen, kommt es zu solchen Begegnungen. Darunter leidet die Aufenthaltsqualität, sagen die Kritiker dieser Lösung.

Wenn täglich 900 Busse bergauf und bergab über die Hindenburgstraße rollen, kommt es zu solchen Begegnungen. Darunter leidet die Aufenthaltsqualität, sagen die Kritiker dieser Lösung.

Foto: Reichartz

Als das Minto noch im Bau war und die ersten Pläne zum Sonnenhausplatz kursierten, gab es eine breite Bewegung in der Stadt, die das Bussystem auf der Hindenburgstraße in Frage stellte. Ist es der Atmosphäre auf Gladbachs Haupteinkaufsmeile zuträglich, wenn täglich mehr als 900 große Busse bergauf und bergab fahren? Leidet darunter die Aufenthaltsqualität? Braucht es neue Transportsysteme?

 So könnte die Hindenburgstraße mal aussehen: Fußgänger, Radfahrer und Busse sind gleichberechtigt. Und noch eine Abbildung aus dem Rahmenplan Abteiberg: Der Bus fährt einspurig und passiert eine Wassertreppe. So könnte die Hindenburgstraße mal aussehen: Fußgänger, Radfahrer und Busse sind gleichberechtigt. Und noch eine Abbildung aus dem Rahmenplan Abteiberg: Der Bus fährt einspurig und passiert eine Wassertreppe.

So könnte die Hindenburgstraße mal aussehen: Fußgänger, Radfahrer und Busse sind gleichberechtigt. Und noch eine Abbildung aus dem Rahmenplan Abteiberg: Der Bus fährt einspurig und passiert eine Wassertreppe. So könnte die Hindenburgstraße mal aussehen: Fußgänger, Radfahrer und Busse sind gleichberechtigt. Und noch eine Abbildung aus dem Rahmenplan Abteiberg: Der Bus fährt einspurig und passiert eine Wassertreppe.

Foto: Stadt MG

Es gab in den vergangenen Jahren unterschiedliche Ideen, wie man mit einem großen Wurf alles auf den Kopf stellen könnte: ein Cable Car nach dem Vorbild von San Francisco. Eine Rolltreppe. Ein Shuttle-Bus, der rauf- und runterfährt. Eine Seilbahn. Alle Modelle wurden verworfen und meist belächelt. Doch seitdem unter dem Druck von CDU und SPD die jetzige Lösung - bergauf fahren die Busse über die Hindenburgstraße, bergab über Viersener Straße und Steinmetzstraße - getestet wird, rumort es bei Bürgern, Geschäftsleuten und der politischen Opposition im Stadtrat. "Dreist und unverschämt", ist die jüngste Reaktion der FDP-Fraktionsvorsitzenden Nicole Finger.

Sie bezieht sich auf eine Erklärung der Stadt für die Bezirksvertretung Nord und den Bau- und Planungsausschuss. Da sprechen sich die städtischen Verkehrsexperten für eine Verlängerung der Testphase aus. Und sie zitieren aus einem Gutachten der Planungs-Gesellschaft Köln, die Passanten und Busnutzer befragte, was sie von der Linienführung halten. "Mehr als 50 Prozent der befragten Busnutzer hat die neue Linienführung im Vergleich zur alten mit "mangelhaft" bewertet", sagt Finger und wundert sich: "Es ist irreführend, wenn die Verwaltung bei dieser Bewertung ihre Schlussfolgerung zieht." Und sie weist auf eine weitere Erklärung der Gutachter hin. Da heißt es: "Sowohl die objektiven Daten aus den Befragungen als auch die subjektiven Einschätzungen der Mönchengladbacher Bürger - insbesondere der Busfahrer - münden in der Empfehlung zur Rücknahme der Linienwegveränderung und Wiederaufnahme des ursprünglichen Zustandes vor dem Testbetrieb." Dann folgt die Quintessenz: "Befahrung der Hindenburgstraße in beiden Fahrtrichtungen."

Die Bezirksvertretung Nord hatte das Thema jüngst von der Tagesordnung gestrichen. Vor allem deshalb, so berichten Teilnehmer, weil sie sich von der Erklärung der Verwaltung überrumpelt sahen. Sie hatte bereits eine Empfehlung als Pressemitteilung veröffentlicht, ohne dass sich die Politiker zu diesem Zeitpunkt ausgiebig mit dem Stadt-Vorschlag und dem Gutachten beschäftigen konnten. "Wir haben Beratungsbedarf", hieß es. Für FDP-Politikerin Nicole Finger ist das "ein Akt völliger Hilflosigkeit. Vermutlich wird in der CDU fieberhaft nach einer Lösung gesucht, wie man die Beratungsvorlage zurückweist, ohne den Dezernenten zu beschädigen." Sie meint Gregor Bonin.

Auch bei Grünen und Linken herrscht Unverständnis. "Wir wollen, dass Busse bergauf und bergab über die Hindenburgstraße fahren. Aber in deutlich reduzierter Zahl. Und wir wollen hier Elektro-Busse", sagt der grüne Fraktionschef Karl Sasserath. Ähnlich sieht es die Linke. "Wir fordern, die Behindertenverbände bei der Planung einzubinden. Das wurde bisher vernachlässigt", so ihr Fraktionschef Torben Schultz. Und Citymanagement-Vorsitzender Stefan Wimmers sagt: "Die Stadt hatte die Chance, etwas Gutes zu entwickeln. Die hat sie vertan. Die jetzige Lösung schadet Busnutzern und Geschäftsleuten."

(biber)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort