Mönchengladbach Heimat ist da, wo man ein Zuhause geschenkt bekommt

Mönchengladbach · Es gibt viele Themen, die eines Denkanstoßes bedürfen. Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll. Die Flüchtlinge, der Betrug durch VW, die Bischofssynode, die Herbstferien, die Erholung der Borussia, die Bedrohung unseres Arbeitslosenzentrums und die hohe Armutsrate in unserer Stadt - eine Serie von Denkanstößen wäre gesichert. Viele reizen mich, weil sie direkt mit dem Leben in meiner Heimatstadt zu tun haben. Aber ist Gladbach meine Heimat? Ich bin in Aachen geboren und liebe bis heute die Stadt, ihren Kaiserdom, ihr Rathaus und ihre europäische Lebensart.

In der Schulzeit war es für mich unvorstellbar, sie einmal zu verlassen. Dann kamen das Studium in Bonn und die ersten Arbeitsstellen in Krefeld und in der Eifel. Seit 1984 arbeite ich im Raum Mönchengladbach. Als ich 2013 in den "Ruhestand" ging, wurde ich oft gefragt: "Gehen Sie jetzt nach Aachen zurück?" Überzeugt antwortete ich: "Was soll ich in Aachen?" Gladbach ist meine Heimat geworden, obwohl das Stadtbild nicht so attraktiv wie in Aachen ist. Manchmal wirkt es sogar schmutzig.

Aber darauf kommt es nicht an. Hier leben freundliche, zugewandte Menschen, die niederrheinisch "palavern" und genauso gut zupacken. Sie haben Kopf und Herz. Deshalb denken und fühlen sie mit. Wenn Borussia verliert, ist die Stadt traurig. Stehen Flüchtlinge vor der Stadtgrenze, werden sie warmherzig empfangen. Sicher gibt es unrühmliche Ausnahmen. Gott sei Dank prägen sie nicht den Charakter unserer Stadt. Seit über 30 Jahren haben mich die Menschen hier angenommen, mir geholfen, meinen Dienst zu versehen.

Wo ich mit solchen Menschen zusammen leben darf, da ist Heimat. Sie haben mir das Zuhause geschenkt. Dafür bin ich ihnen dankbar - für die Einsicht brauche ich keine Themenwoche "Heimat". Dennoch gilt für mich als Christ: Letztlich habe ich keine irdische Heimat. Irgendwann wird sie mir genommen. Der Himmel ist meine Heimat. Aber ich möchte noch etwas in Gladbach bleiben.

(RP)
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