Mönchengladbach Herr Daba sucht ein Praktikum: Erste Kontaktbörse für Flüchtlinge

Mönchengladbach · Es knirscht noch bei der Vermittlung. "Viele Flüchtlinge wollen endlich arbeiten", sagt Beate Küpper. Und viele Unternehmen wollen helfen. Aber beim Zusammenfinden hakt es auch noch immer. Die Dozentin lehrt am Fachbereich Sozialwesen Soziale Arbeit in Gruppen- und Konfliktsituationen und leitet an der Hochschule Niederrhein das Förderprogramm "Integration durch Qualifizierung" (IQ), das durch das Bundesministerium für Arbeit und Soziales gefördert wird. Ziel ist die Integration von Flüchtlingen in den Arbeitsmarkt.

 Beate Küpper leitet das Förderprogramm IQ.

Beate Küpper leitet das Förderprogramm IQ.

Foto: Raupold

"Viele kennen das deutsche Ausbildungssystem nicht, weil es ziemlich einzigartig auf der Welt ist", sagt Küpper. Bei manch einem ist auch erst einmal Überzeugungsarbeit notwendig, dass sich eine Ausbildung lohnen kann, auch wenn dann zunächst erst einmal weniger Geld zu verdienen ist. "Sie stehen unter großem Druck, schnell Geld nach Hause zu schicken", sagt Küpper. Aber nicht nur Flüchtlinge haben so ihre Probleme beim Einstieg in den Arbeitsmarkt. Auch den Unternehmen helfen die Mitarbeiter durch den bürokratischen Dschungel.

Um die Hemmschwelle möglichst niedrig zu halten, gab es nun eine Kontaktbörse in der Hochschule Niederrhein. Über 60 Flüchtlinge aus Syrien, Afghanistan, Iran, Irak, Eritrea und Somalia sind dafür zum Campus Mönchengladbach gekommen. Dort trafen sie auf Unternehmen aus der Stadt, die Jobs anzubieten hatten, auf Hilfsorganisationen und Institutionen, auf Serviceangebote und Dolmetscher, die einsprangen, wann immer es Probleme mit der Sprache gab. "Für die Geflüchteten ist die erste Phase der Unterkunftssuche vorbei. Jetzt beschäftigen sie sich mit der Frage, wie es mit ihnen weitergeht", sagt Lisa Schopen vom Projekt IQ. Besonders beliebt: Hilfe beim Erstellen eines Lebenslaufes und vor allem das eigene Bewerbungsfoto. Die Portraitierten erhielten im Anschluss die Fotos auf einem USB-Stick und konnten sie im Nebenraum ausdrucken.

Tadesse Daba ist seit neun Monaten in Deutschland und hat ein abgeschlossenes Studium im Fach Computer Science. "Ich gehe jede Woche in Krefeld in die Kirche, da habe ich von der Börse erfahren", sagt er. Dort wiederum hat er nun auch Frank Dohmen, Personalreferent bei Scheidt & Bachman, kennengelernt. Jetzt loten beide gemeinsam die Chancen für ein Praktikum im Unternehmen aus. "Wir wollen unseren Teil leisten und Flagge zeigen", sagt Dohmen. Für Tadesse Daba könnte es der nächste Schritt in ein neues Leben sein.

(lukra)
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