Serie Macht Eigentlich? Hertl heute: Autor, Fotograf und Forscher

Seit 23 Jahren ist Professor Michael Hertl Pensionär. Aber der Mediziner hat zu viele Interessen, um einfach Ruheständler zu sein. Er forscht immer noch, schreibt Bücher, wissenschaftliche Aufsätze, fotografiert. Diese Bilder sind wichtiger Bestandteil seiner Veröffentlichungen, an denen seine Frau oft mitgearbeitet hat.

Zwei Dutzend Bücher sind im Lauf der Jahrzehnte zusammengekommen, vom 1962 erschienenen "Das Gesicht des kranken Kindes" bis zu "Zwei Seelen in einem Körper" (Menschen mit zwei Köpfen). Professor Hertl hat sich in der Sozial-Pädiatrie mit international anerkannten Veröffentlichungen, vor allem über Kinder-Krankenpflege, einen Namen gemacht. Sein Modell der Krisenintervention bei suizidgefährdeten Kindern und Jugendlichen - zeitlich engste Zusammenarbeit des Kinderarztes mit dem Psychologen - wurde international übernommen. Dazu hat er viele Broschüren und Leitfäden verfasst.

Ein wichtiges Thema sind für Michael Hertl Totenmasken geworden. Die Ergebnisse seiner Studien hat er 2002 in einem Buch veröffentlicht. Es heißt "Totenmasken. Was vom Leben und Sterben bleibt". Dass sich ein Kinderarzt mit dem Thema befasst, mag verwundern. "Doch durch die Beschäftigung mit der Psychologie des Gesichtsausdruckes lag es nahe, dass ich mich auch mit Totenmasken beschäftige. Die Totenmaske gehört zum Leben", sagt er.

Aber auch mit Lebendmasken hat er sich befasst. Die bekannteste ist die von Johann Wolfgang von Goethe. Und Michael Hertl hat damit 2007 ein altes Rätsel gelöst: Es gibt nur eine Lebendmasken-Abnahme Goethes, 1807 durch den Weimarer Hof-Bildhauer Carl Gottlieb Weißer, der damit dann eine Büste schuf. Professor Hertl hat dafür im Computertomographen des Gladbacher Franziskus-Krankenhauses zusammen mit Dr. Hans Hoffmanns mehrere Gesichts-Masken Goethes und die Weißer-Büste aus dem Goethe-Museum Düsseldorf exakt vermessen.

Im August wird Professor Hertl zur Vorstellung des Goethe-Jahrbuchs 2015 in Weimar, in dem er mit einem Aufsatz vertreten ist, einen Vortrag halten.

(oes)
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