Mönchengladbach Heulprobe in der Stadt

Mönchengladbach · Mit 75 Dezibel warnen Sirenen die Bevölkerung bei Gefahren. Wie sich die Menschen bei den Heultönen verhalten sollten, wurde gestern erklärt.

 So sehen die Alarmsirenen aus, von denen bisher zwölf in der Stadt verteilt installiert sind.

So sehen die Alarmsirenen aus, von denen bisher zwölf in der Stadt verteilt installiert sind.

Foto: Stadt MG

Als der Alarm losschlägt, verkauft Carmen Schmitz auf dem Kapuzinerplatz ein paar rote Zwiebeln. Einige Meter neben ihrem Gemüsestand hält ein Bus und lässt ein paar Fahrgäste ins Freie, einer steckt sich eine Zigarette an. Währenddessen heult der laute Ton auf und ab. Er ist in weiten Teilen des Stadtgebietes zu hören und soll die Menschen vor Gefahr warnen.

Aber was tut man eigentlich, wenn der Alarm losschlägt?

 Die App NINA informierte um 10.45 Uhr über den Problealarm.

Die App NINA informierte um 10.45 Uhr über den Problealarm.

Foto: angr

Eine Seniorin (77) auf dem Alten Markt zuckt mit den Schultern: "Erstmal die Ohren zuhalten." Und weiter: "Also, früher im Krieg mussten wir dann immer in den Keller." Gemüseverkäuferin Schmitz (42) ist ratlos: "Ich würde als Erstes meine Tochter abholen. Aber ich möchte mir dieses Szenario auch gar nicht vorstellen." Vanessa Hommen (25) überlegt: "Haben wir hier eigentlich einen Bunker in der Nähe?" Und Lidia Mazul (40), die auf einen Bus wartet, ist ratlos: "Soll ich jetzt an der Bushaltestelle stehen bleiben oder rennen?"

Was tatsächlich zu tun ist, erklären Feuerwehrchef Jörg Lampe und Feuerwehrdezernent Matthias Engel: schnellstmöglich Gebäude oder Wohnungen aufsuchen und das Radio einschalten oder im Internet nähere Informationen suchen. Die Stadt gibt dort Näheres unter www.notfallMG.de bekannt. Parallel dazu wird eine Krisenhotline unter Telefon 02161 25 54321 bei Gefahrenlagen geschaltet.

Der Probealarm der Sirenen gestern um 11 Uhr in Mönchengladbach hat funktioniert. Alle zwölf Sirenen heulen los. Sieben Sirenen ertönen in der geforderten Lautstärke. Fünf Sirenen liegen unter dem geforderten Wert von 70 Dezibel. Hier muss nachjustiert werden.

Eigentlich geht es schon um 10.45 Uhr los: Das Smartphone, auf dem die Notfall-App NINA installiert ist, schlägt los. Das Programm, über das bei Gefahren die Bevölkerung informiert werden soll, erinnert noch einmal an den Probealarm 15 Minuten später (siehe Screenshot). Und kurz nachdem die Kirchturmuhr am Kapuzinerplatz schlägt, hallt der erste Alarm vom Verwaltungsgebäude Aachener Straße herüber: ein durchgehender Ton. Die Reaktion der Menschen: nicht messbar. Sie gehen wie gewohnt über die Straße, kaufen ein, öffnen die Glühweinbude - obwohl sie gar nicht alle wissen, dass es nur ein Probealarm ist. Das gleiche ein paar Minuten später, als der Heulton losschlägt.

Im Video hören Sie, wie die Sirenen klingen:

Früher gab es viele verschiedene Heultöne mit unterschiedlichen Bedeutungen. In Mönchengladbach ist das jetzt anders: Es gibt nur zwei Signale. Ein auf- und abschwellender Ton bedeutet "Gefahr", ein langanhaltender "Entwarnung". Ob es sich bei dem Notfall um ein Chemieunglück, einen Reaktorunfall oder einen Großbrand handelt, erfährt die Bevölkerung am Krisentelefon, über die Medien, die NINA-App oder aus dem Internet. Dort gibt es dann auch weitere Handlungsanweisungen. Bei Großschadenslagen darf sich die Feuerwehr ins Radio per Pin-Code einschalten, sagt Feuerwehrchef Jörg Lampe.

Gestern wurden die ersten zwölf Sirenen getestet. Dafür standen an 35 Stellen in der Mönchengladbacher City Mitarbeiter mit Schallmessgeräten. Bislang ist nur der Kern von Alt-Gladbach mit den neuen Sirenen ausgestattet. In den Außenbezirken wird die Bevölkerung zunächst weiter über Durchsagen aus Feuerwehr- und Polizeiautos gewarnt. Doch das wird sich ändern. Laut Dezernent Engel werden in den kommenden drei Jahren flächendeckend 60 bis 65 Sirenen im Stadtgebiet installiert. Die können übrigens bei Bedarf auch einzeln geschaltet werden. Auslösbar sind die neuen Gefahrmelder innerhalb von einer Sekunde. "Die Sirenen tragen zur Verbesserung unseres Sicherheitskonzeptes bei. Denn wir können so viel schneller bei Großschadensereignissen reagieren", erklärt der Feuerwehrdezernent.

Zukünftig wird die Feuerwehr jeden ersten Samstag im Monat das Sirenennetz testen. Der nächste Probealarm ist für Samstag, 7. Januar, 12 Uhr, vorgesehen. Der Probealarm startet ebenfalls wieder mit einem langanhaltenden Entwarnton.

"In den nächsten Tagen werden durch die Feuerwehr alle Probealarm-Rückmeldungen zu den Anrufen, Kommentaren und Nachrichten in den sozialen Netzwerken ausgewertet und überprüft sowie erkennbare Fehlerquellen abgestellt", berichtet Stadtsprecher Wolfgang Speen. Das Ergebnis der noch ausstehenden Auswertung werde dazu genutzt, um die bestehenden Anlagen nachzujustieren und somit die Wahrnehmung des Sirenenalarms zu verbessern.

(RP)
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