Mönchengladbach Hier blühen Flüchtlingskinder auf

Mönchengladbach · Die Brückenschule zeigt, wie Integration gelingen kann. Zuerst waren viele Kinder aus Syrien und vom Balkan scheu. Inzwischen fühlen sie sich heimisch und sicher in der Schule und kommen auch schon alleine zum Unterrichtsbeginn.

 Am Mittwoch gibt es in der Brückenschule ein gesundes Frühstück für die Kinder aus Syrien und vom Balkan. Sie sprechen schon gut deutsch und haben sich gut eingelebt.

Am Mittwoch gibt es in der Brückenschule ein gesundes Frühstück für die Kinder aus Syrien und vom Balkan. Sie sprechen schon gut deutsch und haben sich gut eingelebt.

Foto: Isabella Raupold

Am Mittwoch gibt es in der Brückenschule in Neuwerk ein gesundes Frühstück mit Brötchen, Obst- und Käsespießen. Sieben Kinder sitzen am Tisch und essen. Sie kommen aus Syrien oder vom Balkan, aber sie sprechen schon gut Deutsch, auch untereinander. Alle stammen aus Flüchtlingsfamilien, einige leben in angemieteten Wohnungen, andere in der Flüchtlingsunterkunft Bockersend. Und alle kommen inzwischen regelmäßig in die Schule.

Das ist keine Selbstverständlichkeit. Vor allem die Kinder aus Bockersend hatten Schwierigkeiten mit dem regelmäßigen Schulbesuch: In der Unterkunft ist es unruhig, die Nächte sind unter Umständen kurz, der Weg in die Schule unbekannt und lang. Aber die Schule hat gemeinsam mit vielen ehrenamtlichen Helfern einen Weg gefunden, die Kinder langsam, aber erfolgreich zu integrieren.

"Ganz oder gar nicht ist kein Weg", sagt Konrektorin Katrin Moiseenko. "Früher bekamen die Eltern einen Bußgeldbescheid, wenn das Kind nicht zur Schule kam, aber den konnten sie sowieso nicht bezahlen." Jetzt läuft das anders. Die Kinder aus dem Flüchtlingsheim kommen jeweils von 10 bis 12 Uhr in die Schule. Zehn Uhr ist ein Zeitpunkt, den die Kinder auch nach unruhigen Nächten schaffen können. Begleitet werden sie von ehrenamtlichen Helferinnen, die in Bockersend auch schon Vorarbeit geleistet haben. "Die Eltern hatten Angst, ihre Kinder einfach irgendwo hinzuschicken", erklärt Manuela Brülls. Also wurde zuerst in der Flüchtlingsunterkunft ein Deutschunterricht für die Kinder organisiert. Als man sich kannte, auch die Lehrer in Bockersend gewesen waren und es eine Vertrauensbasis gab, begleiteten die Helferinnen die Kinder regelmäßig in die Schule. Bei Elternnachmittagen erzählten sie den Erwachsenen, was in der Schule geschah und zeigten Fotos. Das funktionierte. Inzwischen sind die Kinder so weit, dass sie allein in die Schule kommen. Einige auch schon mit dem Fahrrad um 8 Uhr zum ganz normalen Unterrichtsbeginn. "Sie fühlen sich jetzt hier heimisch und sicher", sagt Katrin Moiseenko.

Bei Kindern, deren Familien in eigenen Wohnungen wohnen, ist die Situation meist einfacher. Wie bei dem siebenjährigen Aram aus Syrien, der bei seiner Einschulung noch so still und ernst war, jetzt aber aufgeblüht ist und freudig erzählt, wie gern er Fußball spiele, am liebsten als Stürmer und dass sein Lieblingsverein natürlich Borussia Mönchengladbach sei. Oder Mohameti und seine Schwester Selina aus dem Kosovo, die ebenfalls regelmäßig in die Schule kommen, in ihrer jeweiligen Klasse am Unterricht teilnehmen und nur für zusätzlichen Deutsch-Unterricht den Klassenverband verlassen.

Im Rahmen des Projekts Zusammenspiel des Bundesfamilienministeriums hat die Schule nun zusätzliches Spielzeug bekommen, unter anderem einen riesigen Kasten mit Lego. Die Stadt hat noch Spielgeräte für den Schulhof dazu gegeben. Denn spielerisch klappt die Integration am besten. "Auch beim gemeinsamen Legobauen lernen die Kinder Deutsch", sagt Schulamtsdirektorin Ursula Schreurs-Dewies. Und natürlich auf dem Schulhof: "Tor!" gehört sicher zum Vokabular aller Kinder.

(arie)
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