Mönchengladbach Hier gibt es die Lizenz zum Funken

Mönchengladbach · Michael Wlochinski und Fritz Wiebel gehören zum Amateurfunkerclub und kontaktieren Menschen aus der ganzen Welt.

 Michael Wlochinski (vorne) und Fritz Wiebel schlagen sich auch mal die Nächte mit ihrem Hobby um die Ohren. Im Naturfreundehaus hat der Funker-Club nun ein festes Zuhause.

Michael Wlochinski (vorne) und Fritz Wiebel schlagen sich auch mal die Nächte mit ihrem Hobby um die Ohren. Im Naturfreundehaus hat der Funker-Club nun ein festes Zuhause.

Foto: Detlef Ilgner

Überall blinkt und rauscht es, dazwischen hört man Simmengewirr in verschiedenen Sprachen. "Wir haben einen Kontakt nach St. Helena im Südatlantik", sagt Michael Wlochinski - auch bekannt als "DB9DX". Das ist sein Rufzeichen, unter dem er als Amateurfunker tätig ist. 74 seiner Art gibt es im Ortsverband des Deutschen Amateur-Radio-Clubs (DARC) in Mönchengladbach. "Gerade die Verbindungen mit fernen Ländern sind natürlich sehr beliebt", sagt Wlochinski. Er funkt zurzeit auch mit einem Kontakt auf den Falklandinseln im Südatlantik. "Die Spannung liegt darin, zu gucken, ob jemand antwortet."

Denn das ist gar nicht so einfach. Es gibt viele Bedingungen, die stimmen müssen, damit es klappt - sonst wäre es ja auch irgendwie langweilig. Beeinflussbar ist die Verbindung beispielsweise durch die Sonnenfleckenaktivität, die Jahres- und Tageszeiten, oder ob man im Dunkeln oder im Hellen ist. Weniger Wirkung hat dagegen das Wetter, erklärt Wlochinski. Die Gruppe derjenigen, die antworten, könne man auch einschränken. "CQ" heißt etwa "allgemeiner Anruf", "DX" steht für Fernverbindungen außerhalb Europas. Ob man dann allerdings wo ankommt, ist die andere Frage", sagt Wlochinski.

Was man funkt? Man tauscht sich über technische Informationen, Funkebedingungen oder Sender und Antennen aus. Aber auch darüber, wie gerade das Wetter im fernen Land ist. Gesprochen wird neben den festgelegten Abkürzungen und Codes, englisch, manchmal auch französisch oder spanisch. Und wenn man in Deutschland unterwegs ist natürlich deutsch.

"Wenn die Verbindungen sehr gut sind, dann unterhält man sich auch schon mal länger", sagt "DO1OZ", alias Fritz Wiebel, Vorsitzender des Vereins. Wenn die Verbindung nur kurz aufrecht erhalten werden kann, dann fasst man sich kürzer. "Aber auch dann freut man sich, dass man die technische Herausforderung geschafft hat", sagt Wiebel. Alles wird in einem Logbuch notiert, dazu sind die Amateurfunker sogar rechtlich verpflichtet. Dort werden Uhrzeit, Name, Gegenstation und Rufzeichen des Funkers notiert. "Heutzutage natürlich digital."

Vor eineinhalb Monaten zog der Verein in die Räumlichkeiten im Naturfreundehaus. Die Ausstattung kann sich sehen lassen. Denn auch die Beschaffenheit der Antenne ist wichtig, so können drehbare besser auf das Ziel ausgerichtet werden. Der Amateurclub, hat eine Richt- sowie eine Langdrahtantenne. Man kann diese kaufen (die Kosten lieben bei 300 bis 3000 Euro) oder selber bauen beziehungswiese löten. "Sie können schon für 20 Euro nach Kuba funken", sagt Wlochinski und erinnert sich an seinen ersten Funk, denn das sei schon etwas besonders. "Der ging damals gleich nach Zypern, das war schon ordentlich", erinnert er sich. Aktuell würden sie versuchen, die Neumayer-Station in der Antarktis zu erwischen. "Das ist schwierig, mit über 17.000 Kilometern. Da schreibt man vorher auch schon mal eine E-Mail", sagt Wiebel. Denn natürlich sind sie nicht die Einzigen, die das versuchen würden.

Allein in Deutschland zählt der DARC 35.000 Mitglieder. Dabei soll es aber nicht bleiben. Deshalb bietet der Ortsverband ROMEO10 ab dem 17. November einen Lehrgang für Einsteiger (Klasse -E Lizenz) an. Nur mit dieser Lizenz darf gefunkt werden, ansonsten machen sich Funker sogar strafbar. Der Einsteiger-Lehrgang dauert etwa sechs Monate, Teilnehmer treffen sich einmal wöchentlich in den Ausbildungsräumen im Naturfreundehaus. Interessierte können sich am heutigen Samstag ab 15 Uhr in der Oberheydender Straße 20 umsehen oder den Vorsitzenden Fritz Wiebel unter 0151/ 15529905 anrufen.

Übrigens: Das Funken dient nicht nur dem Hobby, im Notfall sind die Amateurfunker auch dazu verpflicht, beim Kommunikationsaufbau zu helfen, etwa wenn der Strom und dadurch die Telefone ausfallen. Dass sie auch außerhalb der Zivilisation arbeiten können, beweisen die Funker immer wieder bei Ausflügen in die Natur, von wo aus sie dann funken. Daneben können sie auch an Wettbewerben teilnehmen. Dann gilt es in einer Stunde möglichst viele Kontakte zu erzielen.

(RP)
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