Mönchengladbach Hier kommt das schnelle Internet

Mönchengladbach · Glasfaser auf Holzmasten - so sieht der Netzausbau der Telekom aus. Das soll die Ausnahme bleiben, verspricht der Konzern. Konkurrent Deutsche Glasfaser hat schwer zu kämpfen, sein Nachfrage-Ziel zu erreichen.

 Rechts Strom, links Internet - so sieht's auf der Hilderather Straße aus.

Rechts Strom, links Internet - so sieht's auf der Hilderather Straße aus.

Foto: angr

Die Elektrizität in Hilderath kommt oberirdisch. Holzmasten auf der einen Straßenseite führen die Stromleitungen in mehreren Metern Höhe in das Dorf im Rheindahlener Land. Neuerdings stehen solche Holzmasten auch auf der anderen Seite. Sie sind noch ohne Kabel, sollen aber bald modernste Glasfaserleitungen für Hochgeschwindigkeitsinternet führen. Wenn man freundlich ist, kann man sagen: Die Telekom, die dort derzeit ihr Netz ausbaut, tarnt ihr nach eigenen Angaben modernstes Netz in einem etwas nostalgisch daherkommenden Gewand. Wenn das die Zukunft ist, sieht sie vertraut aus. Bezirksvorsteher Arno Oellers (CDU) kann dem hingegen wenig abgewinnen und spricht von einer "Verspargelung der Landschaft". Tun kann man dagegen freilich nichts. Netzausbau ist Netzausbau. Und der ist überall nicht nur gewünscht, wer ihn durchführen will, braucht nicht mal eine Genehmigung.

Seit zwei Wochen baut die Telekom ihr Netz nun doch aus, und zwar in einer Zeit, in der der wahrscheinlich doch lästig gewordene Konkurrent Deutsche Glasfaser die hintersten Gehöfte mit rasanten Geschwindigkeiten ins Internet ködert. In Mönchengladbach ist der Erfolg der eigenen Nachfragebündelungen aber noch recht überschaubar. Das selbstgesteckte Ziel, 40 Prozent der Anschlüsse zu versorgen, ist bisher nur in Herrath (41 Prozent) und Buchholz (40 Prozent) erreicht. Beide Fristen enden am heutigen Montag. Beckrath (28 Prozent), Sasserath (17 Prozent), Wanlo (22 Prozent), Wickrathberg (16 Prozent) und Wickrathhahn (25 Prozent) enden ebenfalls am Montag, alle Orte sind aber noch weit entfernt von der 40-Prozent-Quote. Die Deutsche Glasfaser verstärkt überall noch einmal ihre Bemühungen, die Haushalte in den ländlich geprägten Regionen zu erreichen. "Wir sind in allen Gebieten auf einem guten Weg", sagt Nicole Holländer, Sprecherin des Unternehmens. "Aus allen Gebieten kommen noch immer Verträge." Insgesamt betreffen die jetzt endenden Befragungen rund 3500 potenzielle Anschlussinhaber. Weitere knapp 9000 werden in den Ortschaften Broich (Stand: 8 Prozent), Genholland, Sittard, Hilderath und Sittardheide (18 Prozent), Gerkerath (9 Prozent), Hehn und Dorthausen (7 Prozent), Mennrath (18 Prozent) und Schelsen (6 Prozent) noch bis Ende Mai befragt.

Da kommt vielerorts aber die Telekom ins Spiel, die ihr Supernetz auf Holzmasten in die entlegenen Winkel der Stadt spannt. Telekom-Sprecher André Hofmann verspricht, dass nur ein minimaler Teil des Netzausbaus oberirdisch geschehe. "Wir müssen eben alle Möglichkeiten nutzen und auch nach wirtschaftlichen Gesichtspunkten entscheiden", sagt Hofmann. Neben Hilderath stehen solche neuen Masten mittlerweile auch bereits in Hehn.

Konkurrent Deutsche Glasfaser hingegen verspricht, grundsätzlich unterirdisch zu arbeiten und die Leitungen unter Tage zu verlegen. Nicht nur das unterscheidet beide Anbieter. Die Telekom legt Glasfaserleitungen bis zu den Verteilerkästen und führt von dort die Daten durch die alten Kupferleitungen zum Kunden - das sogenannte Vectoring-Verfahren ermöglich so Geschwindigkeiten von bis zu 100 Megabit (Mbit) pro Sekunde. Die Deutsche Glasfaser betont hingegen, bis zur Wohnung des Kunden Glasfaser zu legen. Das wiederum erlaubt derzeit auch keine wesentlich höheren Geschwindigkeiten als 100 Mbit. Irgendwann, so das Unternehmen, wären theoretisch mehrere Gigabit an Netzgeschwindigkeit möglich.

Für Wirtschaftsförderer Ulrich Schückhaus, der die Klage vieler Unternehmer aus den Gewerbegebieten über die zu langsame Leitungen kennt, ist die Sache klar: "Wir können der Telekom nicht verbieten, in Mönchengladbach das Netz auszubauen. Wir halten aber das Angebot der Deutschen Glasfaser eindeutig für das bessere", sagt er. Die Deutsche Glasfaser ist, anders als der Name vermuten lässt, ein niederländisches Unternehmen. Es wurde 2012 von einer niederländischen Investorengruppe gegründet.

(RP)
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