Mönchengladbach Hilfe für Kinder psychisch kranker Eltern

Mönchengladbach · Der Rehaverein will mit seinem neuen Patenprojekt Familien im Alltag unterstützen und entlasten. Durch gemeinsame Unternehmungen mit den Kindern soll verhindert werden, dass auch diese eine psychische Erkrankung entwickeln.

 Wenn alles zu viel wird: Für psychisch kranke Eltern ist es oft schwierig, mit ihren Kindern in der Freizeit etwas zu unternehmen oder ihnen Wünsche zu erfüllen.

Wenn alles zu viel wird: Für psychisch kranke Eltern ist es oft schwierig, mit ihren Kindern in der Freizeit etwas zu unternehmen oder ihnen Wünsche zu erfüllen.

Foto: dpa

"Ich habe die Hoffnung, meinem Kind eine sichere Person an die Seite zu stellen, die mit bestimmten Situationen anders umgeht, als ich das tue", erklärt Monique Sch. Die 29-Jährige leidet seit ihrer Kindheit unter einer psychischen Krankheit und möchte mit ihrer Familie am Patenprojekt teilnehmen, das der Reha-Verein mit Hilfe der Aktion Mensch in Mönchengladbach umsetzen möchte.

Auch Frau W. hat Interesse an diesem Projekt: Die 43-Jährige hat zwei Kinder und leidet unter Depressionen. Eine inzwischen überwundene Krebserkrankung hat das Familienleben zusätzlich erschwert und den Ehemann und Vater stark belastet. Eine Patenschaft, so hofft Frau W., würde ihren Kindern in der Freizeit neue Möglichkeiten eröffnen. "Der Junge hat einen grünen Daumen und die Tochter hat das Handarbeiten entdeckt", erzählt Esther Jürgens vom Reha-Verein, die mit Kollegin Birthe Wernery das Patenprojekt betreut. Ein Pate mit einem Schrebergarten oder eine Patin, die gern handarbeitet, wären also ideal.

Das Patenprojekt soll eine Lücke füllen, von der man schon seit Jahren weiß, die aber immer noch nicht ausreichend beachtet wird: Ist in einer Familie ein Elternteil psychisch erkrankt, dann sind in hohem Maße auch die Kinder gefährdet. "Jedes Kind hat psychische Grundbedürfnisse", erklärt Professor Dr. Michael Borg-Laufs vom Fachbereich Sozialwesen der Hochschule Niederrhein und zählt auf: "Bindung, Selbstwerterhöhung, Orientierung und Kontrolle, Lustgewinn und Unlustvermeidung." Eltern seien für die Erfüllung dieser Grundbedürfnisse zuständig, aufgrund einer psychischen Erkrankung aber nicht vollständig dazu in der Lage. Werden die Kinder mit der Situation allein gelassen, drohe die Gefahr, dass auch sie im späteren Leben psychisch erkranken. Neben anderen Möglichkeiten komme als Ergänzung zur Familie ein soziales Netzwerk in Frage, das die Familie unterstützt.

Genau hier setzt das Patenprojekt an: Kindern in Familien, in denen ein Elternteil psychisch erkrankt oder stark belastet ist, wird ein Pate zur Seite gestellt, der gemeinsame Aktivitäten anbietet und als verlässlicher Ansprechpartner für die ganze Familie dient. "Die Paten sollen ergänzen, aber nicht in Wettbewerb zu den Eltern stehen", betont Projektleiterin Birthe Wernery. Gesucht werden Erwachsene, die Spaß am Umgang mit Kindern und Jugendlichen haben. "Wir suchen keine Fachleute", betont Wernery, "sondern Menschen, die gern Zeit mit den Kindern verbringen wollen und verbindlich für mindestens ein Jahr zur Verfügung stehen." In Vorgesprächen klären die Projektleiterinnen Vorlieben und Interessen und versuchen, Paten und Familien passgenau zu vermitteln. Während der Patentätigkeit werden monatliche Treffen und Schulungen angeboten. "Die Paten werden nicht allein gelassen", verspricht Birthe Wernery. "Aber wir werden uns auch nicht ständig einmischen."

Wer Interesse an einer Tätigkeit als Pate hat, kann sich mit dem Reha-Verein in Verbindung setzen. Die Projektleiterinnen sind erreichbar unter 02166 970470. Weitere Informationen und Kontaktdaten finden sich auch unter www.patenprojekt-mg.de

(RP)
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