Mönchengladbach Hundeleben an der Leine

Mönchengladbach · Eine Freilauffläche für Hunde gibt es in der Stadt nicht. Das ärgert die Halter, die in diesem Jahr mehr als 1,3 Millionen Euro Hundesteuer zahlen. In Gladbach ist die Steuer hoch, um die Zahl der Tiere einzudämmen.

Mönchengladbach: Hundeleben an der Leine
Foto: ddp, ddp

Micha und Zottel kosten jährlich 288 Euro Hundesteuer. Einfach, weil es sie gibt. Gemeinsam mit den Beträgen für ihre tierischen Kollegen kommt die Stadt in diesem Jahr auf geschätzte Hundesteuer-Einnahmen von 1,3 Millionen Euro. Eine Gegenleistung bekommen die Hundehalter dafür nicht. Und das ärgert Herrchen und Frauchen, das Ehepaar Gröne-Gormanns. "Es gibt keinerlei Freilaufflächen für Hunde in der Stadt. Laut Tierschutzgesetz ist das nicht in Ordnung", sagt Bernadette Gröne. Wenn die Vierbeiner keine Möglichkeit hätten, sich artgerecht auszutoben und dabei Kontakt zu Artgenossen zu haben, führe das zu Verhaltensstörungen. "Viele Hunde sind aggressiv, weil sie nicht so können, wie sie wollen", sagt die Hundehalterin.

Toben nur außerhalb der Stadt

Laut Verordnung der Stadt besteht grundsätzlich eine Leinenpflicht, auch in Park-, Garten- und Grünanlagen. Einzige Ausnahme ist ein ausgewiesener Hundeauslaufbereich, den es in der Stadt eben nicht gibt. Gefährliche Hunde bestimmter Rassen, so genannte Kampfhunde, dürfen nach dem Landeshundegesetzt nur an der Leine und Maulkorb geführt werden — es sei denn, sie sind nach einem erfolgreichen Wesenstest davon befreit. Hunde sind generell so zu halten, zu führen und zu beaufsichtigen, dass von ihnen keine Gefahr für Menschen oder andere Tiere ausgeht.

Außerhalb der Stadt dürfen Hunde bei Beachtung dieser Regeln also frei laufen — theoretisch. Denn auf den Feldern ärgert sich der Bauer, wenn die Tiere über die frische Saat oder wachsenen Weizen rasen. Und im Wald haben die Jäger ein Auge darauf, dass die Hunde das Wild nicht aufschrecken oder gar jagen. "Und zwar zu Recht. Wir können das ja durchaus verstehen", sagt Bernadette Gröne. Auch sie wurden von der Jagdaufsicht schon aus dem Wald geschickt. Ein anderer Hundehalter sei von einem erbosten Bauern sogar mit dem Trecker verfolgt worden. Eben deshalb möchte das Ehepaar gekennzeichnete Flächen, auf denen die Hunde in der Stadt laufen dürfen.

Das hält auch Hundetrainerin Gudrun Kammels für sinnvoll. Denn auf einer größeren Wiese können die Tiere entspannter miteinander umgehen: Sie haben Ausweichmöglichkeiten und lernen beispielsweise die Signale von Artgenossen richtig zu deuten. "Das kommt der Entwicklung und dem Wesen des Hundes zugute", bestätigt die Fachfrau vom Hundesportverein GHV Altstadt/MG-Bettrath. Denn wenn sich Hunde nur auf engen Wegen an der Leine begegnen, bedeutet das für die Tiere Stress. Zwar könne man Hunde auch auf Wegen sinnvoll beschäftigen, als einzige Alternative zum Toben mit anderen Hunden reiche das aber nicht. "Gerade in der Stadt ist es für Hunde wichtig, dass sie sich mal lösen und entfalten können", erklärt sie.

"Im reinen Stadtgebiet, nur an der Leine, können Hunde kein artgerechtes Leben führen", sagt auch Tierheim-Leiterin Charlotte Kaufmann. Und nicht jeder sei in der Lage, raus aufs Land zu fahren, um Gassi zu gehen. "Gerade ältere Leute haben mit ihren Hunden nicht diese Möglichkeit."

(RP)
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