Mönchengladbach Hunderte illegale Bio-Tonnen im Umlauf

Mönchengladbach · Die GEM-Statistik weist 60.000 braune Tonnen aus. Tatsächlich sind es erheblich mehr, weil viele Hausbesitzer sich mehrere für ihr Bio-Gut besorgt haben und sie leeren lassen. Dafür sollen sie mehr zahlen.

Sie sind braun, gelten aber als schwarz. Genauer: als schwarze Tonnen. So werden GEM-intern die Bio-Tonnen genannt, die nicht offiziell in der Statistik des Entsorgers aufgeführt sind. 60.000 Gefäße für Bio-Abfall müsste es laut GEM-Buchführung demnach in der Stadt geben - doch tatsächlich sind wesentlich mehr im Umlauf. Es kann munter spekuliert werden, wie ihre Besitzer es geschafft haben, sich zu ihrer normalen Bio-Tonne noch eine zweite, dritte, vielleicht sogar eine vierte zu beschaffen. Und auch diese stellen Hausbesitzer regelmäßig an den Straßenrand, damit das Bio-Gut entsorgt wird.

Das soll geändert werden: CDU und SPD wollen es den Gladbachern erlauben, mehr als eine Bio-Tonne zu besitzen. Allerdings müssen sie dann auch mehr bezahlen. Dies sieht ein Antrag der GroKo vor. Danach sollen Stadt und GEM ein Konzept erarbeiten, wie sie zusätzliche braune Tonnen gegen Gebühr möglich machen. Bis dies so weit ist, wird die GEM alle Bio-Tonnen - wenn sie denn gechippt sind - weiterhin entsorgen. Auch die illegalen.

Die so genannte Verchippungs-Aktion der blauen und braunen Tonnen hat es an den Tag gebracht. "Mehrere Bürger haben mich angesprochen und offen und ehrlich erklärt, dass sie mehr als eine braune Tonne haben. Und diese auch gerne weiter hätten. Selbst wenn sie dafür zusätzlich zahlen müssen", sagt Stadtmitte-Bezirksvorsteher Herbert Pauls. Der CDU-Ratsherr sicherte Hilfe zu und rannte mit seinem Vorstoß bei Parteifreunden und SPD-Ratsmitgliedern offene Türen ein. Doch das Grundprinzip wird nicht angetastet: Im Sinne der Gebührengerechtigkeit und der notwendigen Umlage der allgemeinen Kosten bei der Abfallentsorgung sind zusätzliche Leistungen nur gegen Gebühr möglich. Wollen Bürger diese Leistungen auch künftig in Anspruch nehmen, müssen sie jetzt alle ihre braunen Tonnen an den Straßenrand stellen und sie mit den Objektaufklebern versehen. Wer darauf hofft, dass sein Bio-Gefäß klammheimlich weiterhin geleert wird, schaut in die Röhre: Ohne Chip läuft nichts. Die Verchippungs-Aktion startete am 5. Oktober und schreitet zügig voran. "Unsere Teams sind jeden Tag bis gegen 20 Uhr im Einsatz", sagt GEM-Sprecherin Anne Peters-Dresen. Warum der Entsorger nur die blauen und braunen Tonnen kennzeichnet, nicht aber die Restmülltonnen, die häufig gestohlen und mit Plakette im Internet verkauft werden, erklärt Peters-Dresen so: "Die Restmülltonnen sind nicht unser Eigentum. Sie gehören den Grundstücksbesitzern. Außerdem ist es technisch nicht möglich, diese Tonne am Rand zu chippen."

Auch viele der 2800 Kleingärtner in den 50 Anlagen der Stadt hoffen darauf, dass die GroKo-Initiative ihnen eine braune Tonne für den Schrebergarten beschert. Zwar kompostieren sie im großen Stil in der Anlage, trotzdem bleibt Bio-Gut über, der im Garten nur schwer verwertet werden kann. "Viele Kleingärtner leben in einer Mietwohnung und haben da keine eigene Tonne. Sie würden sie aber gerne im Garten haben", sagt Hans-Peter Reichartz, stellvertretender Vorsitzender der Gladbacher Kleingärtner. Derzeit aber gilt: Wer eine Bio-Tonne will, bekommt sie an seine Wohnadresse. Nur da wird sie geleert, weil sie so zugeordnet werden kann. Dies gilt nicht für Kleingärten.

(RP)
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