Mönchengladbach Husarenstück: Der Schützen-Knigge

Mönchengladbach · Ein Husar hat‘s auch nicht leicht. Fesch mag die Mütze eines solchen Schützenbruders ja sein. Aber wohin nur mit dem Kopfputz, wenn beim Zapfenstreich der Offizier befiehlt: "Helm ab ­ zum Gebet”? Die Antwort auf diese und andere knifflige Fragen des Brauchtums liefert ab sofort der erste Schützen-Knigge Deutschlands.

Zeichnungen aus dem Schützen-Knigge
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Zeichnungen aus dem Schützen-Knigge

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Das Buch ist in Mönchengladbach erschienen, von Horst Thoren für den Bund der Historischen Deutschen Schützenbruderschaften herausgegeben ­ und dem kürzlich verstorbenen Generalsekretär der Europäischen Gemeinschaft Historischer Schützen, Lothar Heupts, aus Erkelenz gewidmet. Für 7,50 Euro finden junge Schützen darin etwa die Grundregeln des gediegenen Umgangs mit dem Degen. Aber auch ältere Semester, die Streitfragen zur korrekten Handhabung des Hutes lösen wollen, bekommen mit dem Brauchtums-Knigge Lebenshilfe.

Auch der an seiner Mütze verzweifelnde Husar wird erlöst und braucht der Etikette keinen Streich zu spielen: Ein Hut ist beim Kommando "Helm ab ­ zum Gebet” in der rechten Hand vor der Brust zu halten. Zweispitze und Husarenmützen sind laut Schützen-Knigge jedoch unter den linken Arm zu klemmen. Wobei dem Klemmen Würde innewohnen sollte. Damit sich der um Haltung ringende Schütze ein genaues Bild machen kann, liefert die Benimm-Fibel zu jeder Regel auch eine Zeichnung aus der Feder der Brüggener Journalistin und Illustratorin Birgitta Ronge.

Deren fröhlich-verspielter Zeichenstil unterstreicht, was Thoren bei dem Buch wichtig ist: "Es soll nicht mit preußischer Strenge daherkommen, nach einer alten Exerzierordnung, sondern auf rheinische Art ­ mit einem Augenzwinkern.” Mit Fragen zur gefälligen Marschordnung beim Schützenfest und zum Verhalten in Gottesdiensten ist der Korschenbroicher als Vorsitzender eines Schützen-Ausschusses für Geschichte und Brauchtum oft konfrontiert. Die rege Nachfrage führte zu der Idee: "Dazu machen wir ein Buch.”

Sachkundige Ratgeber hat Thoren in dem erfahrenen Schützenoffiziers Heinz Josef Katz und in Erich Oberem gefunden. Der ehemalige Reservemajor will das Brauchtum nicht militarisieren. Wenn Schützen zur Unzeit mit Zigarette im Mund oder mit weit auseinander klaffender Uniformjacke herumlaufen, entspricht dies allerdings nicht Oberems ästhetischem Empfinden. Und eine vernünftige Reihe beim Marschieren könnte auch drin sein,­ zumindest wenn der in Formation Schreitende sich an des Ex-Majors Maxime hält: "Drei Dinge braucht der Mann: Vordermann, Seitenrichtung, Abstand”.

(RP)
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