Borussia Mönchengladbach "Ich sehe die Bilder immer wieder gerne"

Mönchengladbach · Der Produzent des neuen Borussia-Films, der morgen in den Gladbacher Kinos seine Premiere feiert, ist zugleich Gladbach-Fan. Diese "professionelle Emotion" sei bei dem Projekt durchaus hilfreich gewesen, sagt er.

Borussia Mönchengladbach: "Ich sehe die Bilder immer wieder gerne"
Foto: babiradpicture/G.Gajanin

Am Mittwoch ist die Weltpremiere des Borussia-Films "Die Elf vom Niederrhein. Auf, auf, auf in die Champions League" im Comet-Cine-Center und im Haus Zoar. Sie haben den Film produziert - und sind auch Gladbach-Fan, Sie leben in Potsdam und Sie, Ihre Frau Kathrin und ihre Tochter Ann-Marleen haben Dauerkarten. Was bedeutet Ihnen persönlich das Projekt?

Ralf Grengel Mit diesem Film kann ich mich zu hundert Prozent identifizieren. Da steckt mein Herzblut als Fan drin. Deshalb habe ich die Entstehung des Films nicht nur aus Produzentensicht, sondern auch aus dem Blickwinkel eines echten Borussen betrachtet. Filmemacher René Hiepen und ich waren im ständigen Austausch, auch, wenn es darum ging, welche Szenen unbedingt in den Film gehören. Wie zum Beispiel Yann Sommers grandiose Parade in Bremen. Die hatten wir anfangs nicht, da gab es nur Sommer im O-Ton, wie er das Spiel anmoderiert und dann nach dem entscheidenden Treffer von Raffael in die Knie geht. Aber eben nicht diese Parade beim Stand von 0:0. Ich habe gesagt: Wenn Sommer die Klammer für dieses Spiel bildet, muss auch die Parade der Saison drin sein. Es sind solche Details, die man durch die Fanbrille sieht und sagt: Als Fan will ich die unbedingt sehen. Ich denke, man spürt, dass zwei Gladbach-Fans den Film gemacht haben - René ist ja auch gebürtiger Gladbacher. Als Nicht-Fan fehlen vielleicht Detail-Emotionen, die letztlich den Film ausmachen. Ich würde sagen, wir haben ihn mit professioneller Emotion gemacht.

Als Gladbach-Fan in der Nähe von Berlin - gibt es Parallelen zwischen Lucien Favres Arbeit bei Hertha, die Sie sicherlich auch verfolgt haben, und in Gladbach?

Grengel Ganz sicher. Das gilt vor allem für die Startphase. Favre hat auch Hertha in kurzer Zeit auf Kurs gebracht und mit dem Team in seiner zweiten Saison sogar bis zum Ende um den Titel mitgespielt. Das war eine ähnlich spektakuläre Geschichte wie jetzt in Gladbach. Favre ist seitdem aber auch gereift. Bei Hertha ist er in seinem dritten Jahr an seiner ersten Krise gescheitert, als es eine Niederlagenserie gab. In Gladbach hat er eine solche Phase souverän gemeistert.

Hätte es den Gladbach-Film ohne Favre nicht gegeben?

Grengel Das würde ich zu 100 Prozent unterschreiben.

Also ist Favre der eigentliche Held des Borussia-Films?

Grengel Es gibt viele Helden. Auch ohne Igor de Camargo hätte es den Film nicht gegeben, und auch ohne Marco Reus nicht. Das wird einem immer wieder klar, wenn man sich anschaut, wie viele wichtige Tore die beiden gemacht haben. Marc-André ter Stegen sollte man ebenfalls nicht vergessen. Einer meiner Lieblingshelden ist Juan Arango. Wahnsinn, was für Tore er gemacht und wie er mit seinem linken Fuß gezaubert hat. Der Film hat also viele Helden, aber Favre gehört zu den tragenden Säulen.

Was ist Ihre Lieblingsszene in diesem Film?

Grengel Der ausgelassene Jubel von Lucien Favre in Bochum nach dem Tor zum 1:1, das den Klassenerhalt bedeutete. Der Jubel ist mit triumphaler Musik unterlegt und wird in Zeitlupe gezeigt. Da kommt wunderbar zum Ausdruck, welche Erleichterung dieser Moment in Favre freigesetzt hat, weil all das erreicht wurde, wofür vorher Verein, Mannschaft, Trainer und Fans gekämpft haben.

Es ist nicht leicht, Fußballemotionen in einem Film zu transportieren. Warum ist es aus Ihrer Sicht in diesem Film gelungen?

Grengel Weil es René Hiepen verstanden hat, all das, was den Fußball in seinen Facetten ausmacht, also Begeisterung, Emotion, tolle Tore mit einer wunderbar harmonisierenden Musik zu einem Gesamtkunstwerk zu vereinen. Und weil wir in unseren Interviewpartnern hervorragende Protagonisten haben, die ganz verschiedene Charaktere sind und jeder auf seine Art die Geschichte herrlich erzählen kann. Dazu kommt natürlich, dass man sich diesen Handlungsstrang nicht besser hätte ausdenken können: Einer, der am Boden liegt, wird plötzlich zum strahlenden Sieger.

Ist es nur ein Film für Gladbach-Fans?

Grengel Es ist natürlich ein Film für Gladbach-Fans, aber nicht nur. Sondern auch für alle, die den Fußball lieben. Und für Filmfreunde, die viel Wert auf den Sound legen. Der Film ist ja der erste Fußball-Film weltweit, der in Dolby-Atmos abgemischt wurde. Wer Filme nicht nur durch die Optik genießen möchte, sondern auch wegen der Akustik, der ist hier genau richtig. Der Klang ist bombastisch, im Kino und auch auf den entsprechenden Home-Entertainment-Anlagen.

Hätten Sie als Fan noch etwas anderes im Film untergebracht?

Grengel Bei solchen Projekten wird es immer den einen oder anderen geben, der sagt: Mensch, diese oder jene Szene hätte ich aber auch noch gern drin gehabt. Ich denke, wir haben nichts Entscheidendes unterschlagen und vereinen alle entscheidenden Momente, die wir Fans in den vier Jahren durchlebt, durchlitten und bejubelt haben - auch dank der tollen Zusammenarbeit mit Fohlen.TV.

Schauen Sie nun den fertigen Film eher mit den Augen des Fans oder des Produzenten an?

Grengel Die Arbeit des Produzenten ist erledigt. Jetzt kann der Fan genießen. Ich sehe diese Bilder immer wieder gerne, ich kann mich daran nicht sattsehen. Das ist das Schöne daran. Und ich bin mir sicher, dass es jedem echten Borussen genauso ergehen wird.

KARSTEN KELLERMANN SPRACH MIT RALF GRENGEL.

(RP)
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