Mönchengladbach Identität und Verantwortung bei Hans Jonas

Mönchengladbach · Der Fachbereich Sozialwesen und die Hans-Jonas-Gesellschaft luden zum Symposium ein.

 Das Symposium wurde in der Citykirche eröffnet.

Das Symposium wurde in der Citykirche eröffnet.

Foto: Ilgner

Zeitlebens beschäftigte sich der in Mönchengladbach geborene Hans Jonas mit dem "Prinzip Verantwortung". Sein Lebensweg und Werk standen im Zentrum der zweitägigen Tagung, die der Fachbereich Sozialwesen der Hochschule Niederrhein und die Hans-Jonas-Stiftung gemeinsam durchführten. "Identität und Verantwortung in der Welt von heute" war die Veranstaltung überschrieben, die eine kritische Reflexion des Eigenen und Fremden im Anschluss an die Arbeit des Philosophen unternahm. Angesichts eines erstarkenden Populismus in der Weltpolitik und der Krise der europäischen Union sowie der hohen Zahl geflüchteter Menschen betonten die Veranstalter die Aktualität des Themas. Eröffnet wurde die Tagung in der Citykirche, fortgeführt im Museum Abteiberg und schließlich in den Räumen des Fachbereichs Sozialwesen in der Hochschule. Kombiniert wurden Buchvorstellung, Ausstellung, Vorträge und Podiumsdiskussion. Verbindung und Ortswechsel unterstrichen die Unterschiedlichkeit der Aspekte. Schülerbeitrag und Anbindung an die Hochschule banden die junge Generation ein.

In der Begrüßung hob Oberbürgermeister Hans Wilhelm Reiners Jonas' Bedeutung für die Stadt und die drängenden Fragen der Zeit hervor. Jürgen Nielsen-Sikora würdigte zur Vorstellung seines neuen Buches "Hans Jonas. Für Freiheit und Verantwortung" das Werk des Philosophen im Kontext der Zeitumstände. Mit der Dia-Installation "Augenblickmal" gestaltete eine von der Künstlerin Christiane B. Bethke angeleitete interkulturelle Schülergruppe der Hans-Jonas-Gesamtschule das Fremde und das Eigene. Die Schüler hatten bei Begegnungen mit Passanten spontane Porträts gezeichnet und zeichnen lassen. Die Ergebnisse waren auf einer Leinwand ausgebreitet und von bewegten Bildern überlagert. Bürgermeister Ulrich Elsen gefiel die "außerordentliche Form" der Darstellung von Identität. "Wir müssen mit jungen Leuten philosophieren."

Im Museum als zweiten Ort der Tagung folgte auf die künstlerische Auseinandersetzung die wissenschaftliche. Andris Breitling reflektierte in Bezug auf Sophokles' Antigone die Entfremdung des Menschen von der Natur durch seine Kultur und Städtebau. Entfremdet von der Natur begegne der Mensch auch der Fremdheit im anderen Menschen und der eigenen Entfremdung. "Welche Macht hat der entfesselte Prometheus?", fragte Breitling im Verweis auf Gentechnik und Atombombe und die damit möglich gewordene Selbstzerstörung der Menschheit. Jonas habe betont, dass Verantwortung vorausschauend sein muss. Der Philosophieprofessor Christian Thies war verhindert, aber seinen Vortrag den Anwesenden anvertraut. Er unterscheidet am Beispiel von Spenglers "Der Untergang des Abendlandes" und Blochs "Das Prinzip Hoffnung" Pessimismus und Optimismus als gegensätzliche Einstellungen des Lebens. Dem radikalen Pessimisten bescheinigt er eine lähmende Leere, der radikale Optimist leugne das Negative weg. Thies stellt fest, dass Jonas mit seiner Ethik Zukunft zum Thema gemacht hat. Waltraud Meints-Stender von der Hochschule richtete den Blick auf die politische Verantwortung. Auch sie verwies auf Jonas' Forderung, die Verträglichkeit des Handelns für zukünftige Zeiten zu überdenken.

Der Part in der Hochschule konzentrierte sich auf Jonas' religionswissenschaftlichen Schriften zur Gnosis und die Verantwortung des Philosophen. Günter Krings nahm die philosophischen Fragen zurück auf politische Themen. Er benannte Migration und Integration als Herausforderung unserer Gesellschaft. Die Tagung endete mit einer fächerübergreifenden Diskussion.

(anw)
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