Mönchengladbach IHK fordert Gewerbegebiet mit Viersen

Mönchengladbach · Lob für die Infrastruktur, Sorgen um den Arbeitsmarkt und ein großer Bedarf an neuen Gewerbeflächen: Das sind die Grundbotschaften einer IHK-Standortanalyse. Sehr kritisch sehen die befragten Firmen die Qualität der Innenstadt.

 Der Borussia-Park ganz nah am Wasserturm und dem Bethesda: Die Infrastruktur und die kurzen Wege in der Stadt werden von den befragten Unternehmen positiv bewertet.

Der Borussia-Park ganz nah am Wasserturm und dem Bethesda: Die Infrastruktur und die kurzen Wege in der Stadt werden von den befragten Unternehmen positiv bewertet.

Foto: Andreas Baum

Mönchengladbachs wichtigster Wirtschaftszweig ist das Gesundheitswesen. 15,3 Prozent aller sozialversicherungspflichtig Beschäftigten arbeiten, nicht zuletzt aufgrund der vielen großen Kliniken, in diesem Sektor. Es folgen mit Abstand der Einzelhandel (8,3 Prozent) und die öffentliche Verwaltung (8,2). Insgesamt finden 74,1 Prozent aller Beschäftigten ihren Arbeitsplatz im Dienstleistungsbereich (Landesschnitt: 70,2). Besonders positiv entwickeln sich die unternehmensnahen Dienstleister. Bei den Industriebeschäftigten sind es nur noch 25,3 Prozent, deutlich weniger als im NRW-Durchschnitt (29,3). Lediglich drei der 15 beschäftigungsstärksten Wirtschaftszweige sind noch industriell geprägt. Von überregionaler Bedeutung ist neben der Textil- und Bekleidungsindustrie etwa die Logistik. Und: In Mönchengladbach arbeiten überdurchschnittlich viele Zeitarbeiter und Freiberufler.

Das alles hat eine neue Standortanalyse der Industrie- und Handelskammer (IHK) Mittlerer Niederrhein zutage gefördert. "Mönchengladbach ist im Strukturwandel weit fortgeschritten, allerdings schlägt sich dies noch nicht im gewünschten Maß auf den Arbeitsmarkt nieder", bilanziert IHK Präsident Heinz Schmidt. Denn der Arbeitsmarkt bleibt das große Sorgenkind (siehe auch Infobox). Zwischen 1990 und 2012 gingen laut IHK in der Industrie 22 500 Stellen verloren, während im selben Zeitraum im Dienstleistungsbereich 15 500 neu dazukamen. Das Arbeitsplatzdefizit beträgt somit 31 Prozent. Im Land kam im selben Zeitraum hingegen ein Überschuss von 17,4 Prozent zustande.

Auch 300 Unternehmen hat die IHK für die Analyse befragt. Sie bewerteten 60 Standortfaktoren mit einer städtischen Gesamtnote von 2,25, also zufriedenstellend (1=sehr gut, 3=weniger befriedigend, 4=schlecht). Der IHK-Durchschnitt liegt bei 2,19. Darin spiegelt sich folglich noch nicht allzu deutlich, was Schmidt als eine der wichtigsten Botschaften aus der Analyse zieht: Die Wachstumsstruktur der Wirtschaft habe sich zuletzt deutlich verbessert, insbesondere für Dienstleister würden die Standortvoraussetzungen günstiger.

Erfreulich: Am besten, nämlich mit der Note 2,03, bewerteten die Unternehmen die harten Standortfaktoren. Darunter fällt auch die Infrastruktur; speziell Verkehrsanbindung, ÖPNV und Nähe zu Kunden schnitten gut bis sehr gut ab. Der Bereich Arbeitskräfte und Qualifikation (2,09) landete auf Platz zwei, verschlechterte sich gegenüber Vergleichswerten von 2008 allerdings. Hier schnitt die Bildungsinfrastruktur positiv ab, Verfügbarkeit und Qualifikationsniveau der Arbeitskräfte weniger gut. Ganz am Ende der Skala (2,53) landete das Themenfeld kommunale Kosten und Leistungen — dafür sorgten speziell die Steuern und Gebühren, während etwa die Qualität der Wirtschaftsförderung positives Feedback erhielt. Unterdurchschnittlich bewertet wurde auch das Themenfeld "Qualität der Innenstadt" (2,38). Die am schlechtesten eingestufte Unterkategorie war dabei das Stadtbild, doch auch Einkaufsmöglichkeiten und überraschenderweise auch das kulturelle Angebot drückten die Note. Hier erwartet die IHK durch den Bau der Arcaden und die Umgestaltung der Rheydter City jedoch eine baldige Verbesserung.

Fazit: Vom fortgeschrittenen Strukturwandel, der verbesserten Wachstums- und Standortqualität und dem Masterplan sollte "eine positive Aufbruchsstimmung ausgehen", so Schmidt. "Das führt dann automatisch zu Beschäftigungswachstum, höheren Einkommen und steigenden Steuereinnahmen." Dafür notwendig seien auch neue Gewerbeflächen. Schmidt erneuerte die Forderungen nach einem gemeinsamen Gewerbegebiet mit Viersen im Bereich Hardt ("Es sollte auf jeden Fall in den neuen Regionalplan integriert werden") sowie nach einer städtischen Gewerbeflächenanalyse.

(RP)
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