Mönchengladbach Im Bergdorf vor den Nazis versteckt

Mönchengladbach · Die beiden Kinder der Wickrather Fabrikantenfamilie Spier wurden im Zweiten Weltkrieg von einem Diplomaten aus San Marino vor den Nazis gerettet. Nun kehrte Rolf Spier Donati zurück und begab sich auf die Spuren der Familie.

Monique und Rolf Spier Donati wohnen in Paris. Sie betreiben Ahnenforschung und kamen nach Mönchengladbach, um die Vergangenheit der jüdischen Vorfahren aufzuarbeiten und deren Wurzeln zu erforschen. Der Name Spier ist in Mönchengladbach kein unbekannter. Levy Spier, der Urgroßvater von Rolf Spier Donati, war von 1855 bis 1863 Textilfabrikant in Wickrath und nahm seinen Bruder Zacharias Spier, den Gründer der damaligen Lederfabrik, in sein Haus auf. Bei einem Besuch bei OB Hans Wilhem Reiners berichteten Monique und Rolf Spier Donati über die Familiengeschichte.

Zur Begegnung kam es, als Rolf Spier Donati im Büro des Oberbürgermeisters um Informationen über die Lederwarenfabrik und die Spiersiedlung in Wickrath anfragte. Mit Hilfe von Gerd Lamers vom Stadtarchiv und dem historisch engagierten Ehepaar Ulrike und Klaus Krüner setzte er Nachforschungen in Gang, die zum Besuch bei Reiners führten. "Ich wusste gar nichts über meine Familie und jetzt habe ich unglaublich viele Details erfahren", freute sich Rolf Spier Donati.

Bei seinem Besuch im Rathaus Abtei berichtete er aus der Zeit des Zweiten Weltkriegs, als er mit seiner Schwester Marianne und den Eltern aus Deutschland floh und über Belgien nach Frankreich kam. Die Eltern trennten sich von den Kindern und wurden letztlich Opfer der Nazis. Rolf Spier Donati und seine Schwester Marianne trafen den für San Marino tätigen Diplomaten Angelo Donati. Er versteckte die beiden jüdischen Kinder in einem kleinen italienischen Bergdorf vor den Nazis und rettete ihnen damit das Leben. Nach Kriegsende adoptierte er die beiden Kinder und lebte mit ihnen in Paris. Bis ins hohe Alter arbeitete der 83-jährige Rolf Spier Donati für die Botschaft San Marinos in Frankreich.

Oberbürgermeister Hans Wilhelm Reiners zeigte sich tief beeindruckt von der Geschichte der Familie. "Was für eine interessante und spannende Familiengeschichte", resümierte der Oberbürgermeister. Bei ihrem Besuch in Mönchengladbach schauten sich Monique und Rolf Spier Donati auch das ehemalige Firmengelände, auf dem heute unter anderem das Kunstwerk steht, an. Sie besuchten auch den jüdischen Friedhof an der Rossweide, wo der Grabstein des Urgroßvaters Levy Spier erhalten ist. Und sie sahen an der Trompeterallee die Stolpersteine für die ermordeten Familienmitglieder. Auf dem Programm standen zudem der Besuch des Guts Spiersfelde und der 1954 erbauten Spiersiedlung an der Kreuzhütte.

Zu einem Wiedersehen soll es im nächsten Jahr kommen. Ulrike und Klaus Krüner zeigten Klaus Spier Donati und seiner Frau Monique nicht nur die in Wickrath erhaltenen Spuren der Familie. Für das kommende Jahr planen sie eine Ausstellung über die Familie Spier.

(cli)
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