Mönchengladbach Im Chatroom zum Selbstmord verabredet

Mönchengladbach · Letzte Premiere dieser Theaterspielzeit: "norway.today"

 Helen Wendt und Jonathan Hutter (rechts) sind die Darsteller im Stück "norway.today". Regie führt der 27-jährige Sascha Mey (Mitte).

Helen Wendt und Jonathan Hutter (rechts) sind die Darsteller im Stück "norway.today". Regie führt der 27-jährige Sascha Mey (Mitte).

Foto: Stutte

Die Darsteller der Neuinszenierung eines der erfolgreichsten Stücke der jüngsten Bühnenvergangenheit kennen sich mit Sterben aus: Als Romeo und Julia in Shakespeares Tragödie starben Helen Wendt und Jonathan Hutter in der vergangenen Spielzeit wiederholt den Liebestod auf der Bühne. Nun wird es erneut ernst für die beiden jungen Schauspieler, die Samstag erstmals in dem Schauspiel "norway.today" von Igor Bauersima auf der Studiobühne stehen werden. In dem Stück, das als Auftragswerk im November 2000 seine umjubelte Uraufführung am Düsseldorfer Schauspielhaus erlebte, geht es um ein nicht minder ernstes Thema: um verabredeten, gemeinsamen Suizid.

 Helen Wendt und Jonathan Hutter (rechts) sind die Darsteller im Stück "norway.today". Regie führt der 27-jährige Sascha Mey (Mitte).

Helen Wendt und Jonathan Hutter (rechts) sind die Darsteller im Stück "norway.today". Regie führt der 27-jährige Sascha Mey (Mitte).

Foto: Stutte

Der Schweizer Autor mit tschechischen Wurzeln hatte eine Meldung im Magazin "Der Spiegel" zum Anlass genommen, das Thema auf die Bühne zu bringen. Danach hatten ein Norweger und eine junge Österreicherin sich auf einen Felsen an einem norwegischen Fjord begeben und waren von dort gleichzeitig in den Tod gesprungen.

 Helen Wendt und Jonathan Hutter (rechts) sind die Darsteller im Stück "norway.today". Regie führt der 27-jährige Sascha Mey (Mitte).

Helen Wendt und Jonathan Hutter (rechts) sind die Darsteller im Stück "norway.today". Regie führt der 27-jährige Sascha Mey (Mitte).

Foto: Stutte

Die Handlung erscheint, auch unter der Prämisse, dass "norway.today" sich an Menschen ab 16 Jahren wendet, befremdlich, weil hier ein Tabu ausgehebelt wird. Doch das hielt Dramaturg Martin Vöhringer nicht ab, bei der Einführungsmatinee im Café Linol den Autor dafür zu loben, dass er "ein ungeheuer lebensbejahendes Stück geschrieben hat". Das sieht auch der Regisseur der Produktion so, die am 23. Mai, 19.30 Uhr, ihre (bereits ausverkaufte) Premiere im Studio des Theaters erleben wird.

Den Schluss mag der 27-jährige Regisseur Sascha Mey nicht vorher verraten. Der ausgebildete Kaufmann, der in Meiningen seine ersten künstlerischen Schritte an einem Theater tat, will sich nicht mit einer schalen Heile-Welt-Verklärung begnügen. "Die oft gehörte Behauptung, eine erfüllte Liebe könne einen Selbstmord verhindern, trifft nicht die Wirklichkeit", meint der Regieassistent. Vielmehr will er die beiden Figuren, Julie und August, "einander auf Augenhöhe begegnen lassen". Das beginnt in einem Chatroom im Internet. Beide haben das Leben satt, diesen "ganzen Fake", wie August resümiert. Julie hat den Schritt von langer Hand geplant. Sie, die Ältere, wirkt rigoroser, ernsthafter, abgeklärter als der clownesk agierende, ironisch schwadronierende August. Dass sich Julie, gespielt von Helen Wendt, in eine "Aussichtslosigkeit hineinspielt", verbiete eine oberflächlich-fröhliche Auflösung. "Ich versuche die Figuren in die Höhe zu treiben und dort dann den gegenseitigen Ausgleich zu finden", ist Meys Strategie.

Ausstatter Udo Hesse hat die Bühne mit einem Gerüst versehen, auf dem sowohl der Chatroom als auch die Situation oben auf dem Felsen simuliert wird.

(RP)
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