Mönchengladbach Immer mehr Unfallfahrer fliehen

Mönchengladbach · Die Zahl der Unfälle ist 2015 leicht gestiegen. 1086 Menschen wurden auf Gladbachs Straßen verletzt, zwei kamen ums Leben. Und die Bereitschaft zur Unfallflucht wächst.

 Ein Unfall mit anschließender Fahrerflucht auf der Monschauer Straße: Dieser Fall beschäftigte im Juni die Polizei. Der Fahrer flüchtete nach dem Unfall bei einer Probefahrt und ließ die verletzte Beifahrerin zurück.

Ein Unfall mit anschließender Fahrerflucht auf der Monschauer Straße: Dieser Fall beschäftigte im Juni die Polizei. Der Fahrer flüchtete nach dem Unfall bei einer Probefahrt und ließ die verletzte Beifahrerin zurück.

Foto: PP MG

Es kracht wieder häufiger auf Gladbachs Straßen. Die Polizei registrierte im Jahr 2015 in der Stadt insgesamt 877 Unfälle mit Personenschaden, das waren 7,9 Prozent mehr als 2014. Dabei verunglückten 1088 Menschen (plus 4,6 Prozent). Sie wurden leicht oder schwer verletzt, zwei Menschen starben: Im Januar war ein 22 Jahre alter Fußgänger von einem Auto auf der Zeppelinstraße erfasst und getötet worden. Und im November wurde eine 47-jährige Fußgängerin auf der Bismarckstraße von einem Container-Lkw beim Abbiegen überfahren. Das waren die tragischsten Unfälle im Straßenverkehr im vergangenen Jahr, zu dem die Polizei nun die Verkehrsstatistik vorgelegt hat. "Wir haben einen leichten Anstieg der Unfallzahlen im Fünf-Jahres-Vergleich, aber einen leichten Rückgang bei den Verletzten", sagte Polizeipräsident Mathis Wiesselmann. "In Mönchengladbach wird überwiegend vernünftig gefahren, gerade auch im Vergleich zu Düsseldorf oder Köln."

Die meisten Unfälle mit Verletzten gab es in der Gladbacher Innenstadt (250) und in Rheydt-Mitte (150). Die häufigsten Ursachen sind Fehler beim Abbiegen und bei der Vorfahrt. Vor allem beim Linksabbiegen kracht es oft (90 Prozent der Abbiegeunfälle). "Das ist einer der komplexesten Vorgänge im Straßenverkehr, daran scheitern viele Menschen", sagt Dirk Hoff, Leiter der Direktion Verkehr der Polizei. "Daran müssen wir weiter präventiv und repressiv arbeiten." Besonders unfallträchtige Kreuzungen seien mittlerweile abgemildert worden, Unfallschwerpunkte in Zusammenarbeit mit der Stadt entschärft. Etwa mit baulichen Veränderungen wie dem neuen Kreisverkehr am Willicher Damm, oder aber mit separaten Linksabbiegerampeln wie am Berliner Platz.

Immer mehr Verkehrsteilnehmer sind Senioren, aber die Über-65-Jährigen sind kaum auffällig in der Verkehrsstatistik. 123 Rentner wurden bei Unfällen verletzt. "Das ist ein geringer Anteil am Unfallaufkommen", sagt Hoff. Auch aus der Gruppe der Fahranfänger kamen wenig verletzte Verkehrsteilnehmer: 128 Verletzte waren zwischen 18 und 24 Jahren alt.

Was der Polizei zunehmend Sorgen bereitet, ist die Bereitschaft zur Unfallflucht. Jeden Tag flüchten in Gladbach fünf Täter vom Unfallort. Insgesamt registrierte die Polizei 1984 Unfallfluchten. Dabei ist die Gefahr, aufzufliegen, groß. 60 von 78 Fahrern, die einen Unfall mit Verletzten verursachten, wurden im Nachhinein ermittelt. Die Aufklärungsquote liegt bei fast 77 Prozent. Auch bei Blechschäden wird jeder zweite Unfallflüchtige ermittelt. Die Folgen sind oft gravierend. Möglicherweise geht der Versicherungsschutz verloren, es gibt Punkte in Flensburg, womöglich wird eine charakterliche Prüfung beim Straßenverkehrsamt angeordnet. "Und das, obwohl der Fremdschaden beim Unfall ja von der Versicherung bezahlt wird. Und der eigene Schaden bleibt auch bei einer Flucht", sagt Polizeipräsident Wiesselmann. Auch die Gerichte urteilen rigoros: Im November wurde ein Autofahrer, der beim Ausparken ein anderes Auto rammte, darauf angesprochen wurde, aber trotzdem davonfuhr, zu einer Geldstrafe in Höhe von 2000 Euro verurteilt. Und im März 2015 wurde ein Autofahrer, der beim Abbiegen einer Fußgängerin über den Fuß gefahren und geflüchtet war, zu zehn Monaten Haft auf Bewährung verurteilt. "Man sollte sich sehr gut überlegen, vom Unfallort zu fliehen", warnt Wiesselmann. "Wir gehen mit großem Aufwand dagegen vor."

(RP)
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