Mönchengladbach Immer weniger junge Arbeitslose

Mönchengladbach · Die Zahl der Menschen bis 24 Jahre, die ohne Beschäftigung sind, ist 2015 im Agenturbezirk um 14,3 Prozent gesunken. Generell waren durchschnittlich deutlich weniger Menschen arbeitslos als 2014. Die Summe der offenen Stellen stieg.

In Mönchengladbach wird nur noch Dienstleistung betrieben? Mitnichten. Die meisten (15.973) sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in der Stadt sind im Verarbeitenden Gewerbe angestellt, dicht gefolgt von Gesundheits- und Sozialwesen (15.950) und im Handel sowie in der Instandhaltung und der Reparatur von Kraftfahrzeugen (14.672). Wirtschaftliche Dienstleistungen - wie Unternehmens- oder Steuerberatungen, Werbeagenturen, Reisebüros sowie Sicherheits- und Reinigungsdienste (ohne Zeitarbeit) - erbringen lediglich 9613 Menschen in der Stadt, und weitere 4954 Finanz- und Versicherungsdienstleistungen. Das zeigt die jüngste Übersicht der Agentur für Arbeit, mit dem Stichtag 30. Juni 2015 als Grundlage. Sie weist außerdem erstmals schwarz auf weiß nach: Die Zahl der sozialversicherungspflichtigen Stellen in der Stadt ist gegenüber dem Vorjahr um 3,2 Prozent auf 92.478 gestiegen, ebenfalls zum 30. Juni.

Soweit der vielleicht wichtigste Indikator für das Arbeitsmarktjahr 2015, das die Leiterin der Agentur für Arbeit für Mönchengladbach und den Rhein-Kreis, Angela Schoofs, gestern Revue passieren ließ. Er zeigt: Der Beschäftigungsaufbau in der Stadt ist ungebrochen in vollem Gange, "selbst ohne spektakuläre Neuansiedlungen im Jahr 2015". In den vergangenen fünf Jahren ist die Zahl sozialversicherungspflichtiger Beschäftigungsverhältnisse um sage und schreibe 8213 gestiegen. Insgesamt war 2015 für Schoofs denn auch ein "gutes Jahr mit einem guten Abschluss" - bei stabiler konjunktureller Lage. Denn im Dezember ist die Zahl der Arbeitslosen erneut gesunken, entgegen des NRW-Trends.

Dafür zeichnet allerdings zuvorderst der Rhein-Kreis Neuss verantwortlich, der kontinuierlich knapp an der Vollbeschäftigung vorbeisurft - mit einer Arbeitslosenquote von 5,9 Prozent im Dezember (Dezember 2014: 6,1). Mit der Mönchengladbacher Quote von 10,7 Prozent (Vorjahr: 10,5) summiert sie sich agenturbezirksweit zu 7,6 (Dezember 2014: 7,7). 28.097 Menschen waren im Dezember in Gladbach und im Rhein-Kreis arbeitslos gemeldet, 39 weniger als im November und 117 mehr als vor Jahresfrist. Aussagekräftiger als solche punktuellen Betrachtungen ist allerdings die registrierte durchschnittliche Arbeitslosigkeit pro Monat. Und die sank im Agenturbezirk von 30.029 im Jahr 2014 auf 28.733 im vergangenen Jahr, also um 4,3 Prozent oder um 1296 Betroffene. In Mönchengladbach fiel sie um 4,5 Prozent auf 14.426, im Rhein-Kreis um 4,2 Prozent auf 14.306. Betrachtet man die Entwicklung der Zu- und Abgänge in/aus Beschäftigung - ein wichtiger Indikator für die Dynamik des Arbeitsmarkts -, stechen lediglich saisonale Faktoren wie das Ende des Ausbildungsjahrs hervor. "Ein weiteres Beispiel für eine stabile Konjunktur", so Schoofs.

Besonders erfreulich für die Arbeitsagentur ist der markante Abbau der Jugendarbeitslosigkeit, der 2015 besonderes Augenmerk bekommen hatte. "Das ist ein wichtiges Signal für die Region", sagt Schoofs. "Denn damit nehmen wir eine wichtige Hürde in Richtung Deckung des Fachkräftemangels." Um stolze 14,3 Prozent ist die registrierte durchschnittliche Arbeitslosigkeit in der Gruppe der unter 24-Jährigen gesunken: von 2743 auf 2350. "Das gilt gleichermaßen für den Rechtskreis SGB III und den ungleich schwierigeren des SGB II, also Hartz IV", sagt Schoofs. In Gladbach sind nun noch 1403 junge Menschen unversorgt (Dezember 2014: 1628), im Rhein-Kreis 948 (Vorjahr: 1115). "Wir werden diesen Weg konsequent weitergehen", verspricht Angela Schoofs.

Markant gestiegen ist wiederum ein Wert, dem man es eher wünscht: die Summe der offenen gemeldeten sozialversicherungspflichtigen Stellen. Sie stieg 2015 agenturbezirksweit um 11,8 Prozent, "mit der stärksten Zunahme im Bereich Verkehr und Lagerei". Hier ist das Gros des Anstiegs zur Abwechslung mal auf Mönchengladbacher Stellen zurückzuführen: 8559 offene Stellen in 2015 standen 7287 in 2014 gegenüber, ein Plus von 17,5 Prozent; im Rhein-Kreis waren es 2014 7999, 2015 dann 8537 (plus 6,7 Prozent). Das macht für Angela Schoofs aber wenig aus, sie betrachtet die Gebietskörperschaften als einen großen Arbeitsmarkt. "Mönchengladbacher können auch problemlos im Rhein-Kreis arbeiten, und Menschen aus dem Rhein-Kreis in Mönchengladbach."

Für das neue Jahr rechnet die Arbeitsagentur mit einer weiterhin guten Konjunktur. "Wir sind sehr positiv gestimmt", sagt Angela Schoofs. Mit einer Auswirkung der Flüchtlingswelle auf die Arbeitsmarktzahlen sei nicht vor dem dritten Quartal zu rechnen. Mit den neuen "Integration Points", die in Kürze an den Start gehen, soll frühzeitig mit Sprachkursen und Qualifizierungen gegengesteuert werden.

(RP)
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