Mensch Gladbach Ins Rampenlicht nur mit Sonnenbrille

Mönchengladbach · Wenn es um Sport geht, ist der Oberbürgermeister vorne dran. Manchmal mit Alleinstellungsmerkmal - wie in Frankfurt, als es um die Kriterien der EM-Bewerbung ging. Der Rathauschef liegt damit im Rhythmus der Stadt. Denn es geht vorwärts mit MG. Da wird Traditions-Bier neu aufgelegt, da sprießen die Bauprojekte, strömen die Investoren. Doch wo viel Wachstum ist, ist auch Mangel nicht weit ...

Die Sonne wird uns über die Osterfeiertage leider nicht so scheinen, wie wir uns das gewünscht hätten. Dabei ist das eine besondere Form, im Rampenlicht zu stehen. Weil nämlich viele gleichzeitig davon profitieren. Doch die ewige Gleichmacherei ist ja auch nur richtig geeignet für Sonntagsreden. Tatsächlich ist es doch so: Auf wen sich der Spot, sprich: die geballte Aufmerksamkeit, richtet, der kommt leichter voran und ans Ziel.

Insofern hat das Mönchengladbacher Team beim Termin mit dem DFB in Frankfurt am Main in dieser Woche alles richtig gemacht. Insgesamt waren dort 17 Städte vertreten, alle wollen 2024 Spiele der Fußball-Europameisterschaft austragen - sofern Deutschland den Zuschlag bekommt -, zehn werden am Ende ausgewählt. Unter den Interessenten sind Berlin und Köln, München und Düsseldorf, Stuttgart, Frankfurt und Dortmund. Doch im Rampenlicht standen an diesem Tag die Vertreter aus Mönchengladbach, Oberbürgermeister Hans Wilhelm Reiners und Borussias Vize-Präsident Rainer Bonhof. Weshalb? Weil sie in der Runde die hochrangigsten waren. Andere Städte waren mit Beigeordneten oder Marketingleitern vertreten, nicht mit den Stadtchefs und einem früheren Weltmeister. Wer meint, Mönchengladbach habe etwas falsch verstanden, sei quasi "overdressed" zum Termin erschienen, liegt falsch: Reiners und Bonhof wurden in der Runde als einzige namentlich begrüßt - und haben so sicherlich gezeigt, wie ernst es ihnen mit der Bewerbung ist. Rampenlicht pur. Punkt für Mönchengladbach.

In die Kategorie Coolness fällt eine Gladbacher Wiederauflage: In Waldhausen wird wieder Hensen-Bier gebraut. Kühl muss es sein, so gehört es sich für ein Bier. Cool ist das Etikett, das an Jugendstil erinnert, verwegen ist manche Sorte wie das "Coffee Stout" oder das "Indian Pale Ale". Mancher bleibt da doch lieber beim Bolten. Aber wie auch immer, die Wiederkehr erinnert daran, dass diese Stadt eine der Biervielfalt war. Das ist was fürs Spotlight.

Vorwärts geht es nach bedenklich langer Pause offenbar auch so richtig bei den Roermonder Höfen. Das Bauprojekt am Fuße des Abteibergs gilt als Initialzündung für eine ganze Reihe anderer (Wohn-)Bauvorhaben in der Stadt. Die Stadt wächst, MG+ lautet das Motto. Mehr Einwohner, mehr Wohnraum, mehr Bauprojekte, höhere Attraktivität gleich mehr Wohlstand - so ähnlich ist die Rechnung. Sie geht auf. Längst fällt auch auf Mönchengladbach das Rampenlicht, die Vitusstadt ist für Investoren interessant.

Doch mit dem Wachsen des Interesses und der Einwohnerzahl geht auch Mangel einher. Denn die Nachfrage kann oft nicht so schnell befriedigt werden, wie es nötig wäre. Das ist bei den Kita-Plätzen deutlich zu merken. Die Stadt baut neue Kindergärten, doch der Bedarf steigt schneller. Und weil es einen Rechtsanspruch auf Betreuung der Kleinen gibt, sind manche Kitas überfüllt - und die Erzieherinnen überfordert. Auch bei Flächen wird es enger. Neue Wohngebiete treten in Konkurrenz mit gewerblichen Neuansiedlungen, der Landwirtschaft und dem Naturschutz.

Es ist nicht leicht die Balance zu finden zwischen Wachstum und Bedarf, Hip-Sein und Tradition, Rückzugsraum und Rampenlicht. Und wenn es zu hell strahlt: Cool bleiben, Sonnenbrille aufziehen!

(RP)
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