Mönchengladbach Integrationspreis für Frauen-Projekt

Mönchengladbach · Selbstverteidigung ermöglichen, Berührungsängste gegenüber der Polizei abbauen und kulturelle Brücken schaffen: Das ist die Idee hinter dem Projekt "Frauen stärken Frauen". Dafür gab es nun eine Auszeichnung durch die Stadt.

 v. l.: Michaela Morschhoven (Geschäftsführerin des Integrationsrates), die Polizeibeamtinnen Melanie Boscheinen, Annika Timons und Geraldine Skerletopoulos sowie Integrationsbeauftragte Marion Blinten. Dahinter OB Hans Wilhelm Reiners und Yilmaz Karaca, Vorsitzender des Integrationsrates.

v. l.: Michaela Morschhoven (Geschäftsführerin des Integrationsrates), die Polizeibeamtinnen Melanie Boscheinen, Annika Timons und Geraldine Skerletopoulos sowie Integrationsbeauftragte Marion Blinten. Dahinter OB Hans Wilhelm Reiners und Yilmaz Karaca, Vorsitzender des Integrationsrates.

Foto: Stadt

Jede vierte Frau ist einmal Opfer häuslicher Gewalt geworden. Das stellte Oberbürgermeister Hans Wilhelm Reiners an den Anfang seiner Laudatio für den Integrationspreis der Stadt Mönchengladbach. Denn gewonnen hat diesen ein Projekt, das sich genau gegen diese bedenkliche Statistik wendet: "Frauen stärken Frauen" von Polizei und Polizeisportverein, ins Leben gerufen 2012. Es hilft Frauen und Mädchen mit Migrationshintergrund bei der Selbstverteidigung mit Situationstrainings - und fokussiert sich außerdem auf die Berührungsängste der Teilnehmerinnen mit der Polizei. "Ihnen wird vermittelt, dass die Polizei ihr Freund und Helfer ist", sagt Marion Blinten, Integrationsbeauftragte der Stadt.

Sie selbst hat auch an einem Kurs des Kooperationspartners teilgenommen: "Wenn wir von Problemen hören, vermitteln wir an das Projekt ,Frauen stärken Frauen'. Ich wollte wissen, was ich weiterempfehle. Die Frauen sind am Ende erkennbar selbstbewusst aus dem Kurs gegangen", sagt sie. Die Teilnehmerinnen werden aber nicht nur von der Stadt auf dieses Projekt aufmerksam gemacht. "Viele Frauen besuchen die Deutschkurse unserer Kooperationspartner. Sie werden dann an uns weiter vermittelt", sagt Melanie Boscheinen, Polizistin und Ansprechpartnerin von "Frauen stärken Frauen". Die Erfolge, die mit den Kursen erzielt werden, waren auch für die Jury ausschlaggebend. Das Projekt gewann knapp vor dem "Café Welcome". Dieses war 2015 vom Verein SKM Rheydt gegründet worden und bietet den Besuchern die Möglichkeit zum Austausch bei Kaffee und Tee.

Bei "Frauen stärken Frauen" lernen die Teilnehmerinnen nicht nur die Aufgaben der Polizei kennen und wie man sich verteidigt. Sie tauschen sich zudem über ihre kulturellen Hintergründe aus. "Ich habe selbst vieles gelernt und neue Erfahrungen gesammelt", sagt Polizistin Geraldine Skerletopoulos, Ansprechpartnerin von "Frauen stärken Frauen". Sie ist seit 2014 bei dem Projekt dabei. Schon im Jahr davor war es vom Deutschen Olympischen Sportbund in Berlin ausgezeichnet worden, 2016 wurde es zudem mit der Auszeichnung des Bündnisses für Demokratie und Toleranz geehrt. "Nun sind wir besonders stolz auf die Auszeichnung aus der dienstlichen Heimat", sagt Skerletopoulos.

Wo das Preisgeld in Höhe von 750 Euro konkret eingesetzt wird, weiß man noch nicht. "Wir überlegen, neues Equipment fürs Training der Frauen anzuschaffen. Eine andere Möglichkeit ist, das Geld zu spenden. Wohin, steht allerdings noch nicht fest", sagt sie. Zukünftig wolle man dann das Netzwerk an Kooperationspartnern erweitern, erzählt Skerletopoulos.

Zum vierten Mal in Folge verlieh die Stadt den Integrationspreis. Elf ehrenamtliche Vereine, Organisationen, Projekte und Einzelpersonen waren für das Jahr 2016 nominiert. "Integration ist ein wichtiges Zukunftsthema unserer Stadt", sagte Hans Wilhelm Reiners. Auch Kerstin Jansen war für ihre ehrenamtliche Arbeit nominiert. Seit knapp drei Jahren engagiert sie sich für die Integration von Flüchtlinge. Dreimal die Woche lehren acht Lehrer der Organisation, die Kerstin Jansen organisatorisch unterstützt, Deutschunterricht für Asylsuchende an der Viktoriastraße. "Die Kurse dauern zwischen zehn Wochen und knapp vier Monate an. Teilweise müssen wir Teilnehmern absagen, weil die Kurse voll sind", sagt Kerstin Jansen. Zusätzlich betreut sie eine Flüchtlingsfamilie.

34 engagierte Mönchengladbacher waren im Städtischen Jugendclubhaus Westend zusammengekommen, um den Preisträger zu küren. Reiners sagte, er hoffe, dass das Engagement für die Integration weiterhin fortgesetzt wird.

(nije)
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