Mönchengladbach Islamzentrum: Streit eskaliert

Mönchengladbach · Eine eingeschlagene Scheibe beim Sprecher der Bürgerinitiative und eine hitzige Demonstration, bei der Salafisten und Demonstranten aufeinandertrafen - die Polizei hatte viel zu tun. Die Initiative überlegt, eine Partei zu gründen.

Bei der Demonstration der Bürgerinitiative am Samstag in Eicken und an der Hindenburgstraße kam es zu heftigen verbalen Auseinandersetzungen zwischen Demonstranten und einigen Salafisten. Rund 250 Bürger nahmen nach Polizeiangaben an der Demonstration teil. Die Polizei war mit einem massiven Aufgebot vertreten. Am frühen Samstagmorgen hatten Unbekannte bei Wilfried Schultz, Sprecher der Initiative, die Scheibe seiner Haustür mit einer Gehwegplatte eingeworfen. Der Staatsschutz habe die Ermittlungen aufgenommen, erklärte Polizeisprecher Willy Theveßen. "Ich werde den aufrechten Gang beibehalten", sagte Schultz. "Aber nach diesem Angriff gegen mein Wohnhaus fange ich an, mir Sorgen zu machen."

Verbotsverfahren anstoßen

Unterdessen erwägen die Eickener Bürger, eine Partei zu gründen, um ein Verbotsverfahren gegen den salafistischen Verein "Einladung zum Paradies" anzustoßen. "Wir können das Problem juristisch nicht lösen, also müssen wir es politisch lösen und einen gesetzlichen Rahmen dafür schaffen", sagte Schultz. Dabei solle es sich um eine "bürgerlich-liberale Partei der Mitte handeln, die den Mut zur Intoleranz gegenüber denjenigen aufbringt, die die Demokratie abschaffen wollen".

Schultz kritisierte heftig Oberbürgermeister Norbert Bude und die Landesregierung, die der Veranstaltung fern geblieben waren. Sollten sie weiter tatenlos zusehen und sich weiter scheuen, das geforderte Verbot anzustoßen, müssten dies eben andere tun, kündigte Schultz an: "Entweder es ändert sich jetzt etwas, oder wir gründen eine Partei, die auf allen Ebenen antritt."

Als die Demonstranten am Nachmittag den Theatervorplatz erreichten, wurden sie von rund 20 Salafisten empfangen. Darunter war auch der Mönchengladbacher Sven Lau, der demnächst Vorsitzender des umstrittenen Vereins "Einladung zum Paradies" werden soll, da der bisherige Vorsitzende Muhammad Ciftci die Vereinigung verlässt. Die Salafisten skandierten "Lügner" als Schultz erklärte, im Internet werde eine Hetze auf ihn veranstaltet. Polizeibeamte der Einsatzhundertschaft trennten beide Gruppen.

Schultz warf den Salafisten in seiner Ansprache vor, sie nutzten die Demokratie, um sie abzuschaffen: "Wir verteidigen unsere Grundwerte gegen fanatische und faschistische Horden." Anschließend zog die Bürgerinitiative weiter zum Alten Markt, wo sich die Demonstration nach einer Abschlusskundgebung auflöste.

Die Salafisten und einige Polizeibeamte blieben am Theater. Es war die erste große Demonstration der Bürgerinitiative seit November 2010.

(RP)
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