Mönchengladbach Jecke Wiever übernehmen die Macht

Mönchengladbach · In Giesenkirchen und Odenkirchen wurden gestern pünktlich um 11.11 Uhr die Rathäuser gestürmt.

So war der Rathaussturm an Altweiber 2018 in MG-Giesenkirchen
12 Bilder

So war der Rathaussturm in Giesenkirchen

12 Bilder
Foto: Hans-Peter Reichartz

"Das ist hier heute der letzte richtige Rathaussturm der Stadt!" Mit diesen Worten begrüßte Bezirksvorsteher Hermann-Josef Krichel-Mäurer gestern die närrischen Frauen vor der Giesenkirchener Bezirksverwaltungsstelle. Gemeint war, dass der Rathaussturm in Rheydt an Rosenmontag nach den Veränderungen im Ablauf kein richtiger mehr sein wird. Doch eines, das war Krichel-Mäurer gestern klar, als er als Bauarbeiter verkleidet, seine Amtsstube betrat: Er würde der große Verlierer des Tages sein. Denn gegen 13 Uhr musste er den Sturmattacken der Möhnen nachgeben und die weiße Fahne schwenken.

Von der Bühne auf dem Konstantinplatz aus heizten Simone Stephan und Sarah-Victoria Paulus von der KG Botterblom die jecken Wiever an, um ihnen Mut für den Rathaussturm zu machen. "Draußen ist ja schöner Sonnenschein. Da sollen die Damen ruhig etwas länger auf dem Platz bleiben", stichelte der Bezirksfürst gegen die Damen. Die waren zahlreich gekommen. So voll wie gestern war der Konstantinplatz zu Altweiber schon seit vielen Jahren nicht mehr. Viele Frauen hatten sich als Möhnen verkleidet. Diese Tradition, die früher an Wieverfasteloovend ganz normal war, ist heute fast ausgestorben. In Giesenkirchen wird sie noch gepflegt. "Es ist sehr schön, zu sehen, dass es hier noch richtige Möhnen gibt", freute sich Prinz Guido II., der gestern allerdings wenig zu sagen hatte. Denn an Altweiber hat die Niersia das Wort. "Wir sind total begeistert, so viele Menschen hier zu sehen", sagte sie.

Für jecke Stimmung sorgten auf dem Konstantinplatz die Lala-Boys der KG De Leckere Jecke und Sarah-Victoria Paulus als Helene-Fischer-Double. Aus den Fenstern des Rathauses hagelte es derweil Kamelle, um die Möhnen abzuwehren. Doch irgendwann war das Wurfmaterial aufgebraucht. In dem Moment öffnete sich die Tür, und die Frauen übernahmen die Macht. Das Glasverbot, das erstmals auf dem Konstantinplatz herrschte, wurde eingehalten. Die Plastikbecher störten niemanden.

Kunterbunte Schmetterlinge, flinke Biene Majas und als Möhnen verkleidete Frauen feierten gestern ausgelassen Altweiber und damit den Beginn des Straßenkarnevals auf dem Platz vor der Bezirksverwaltungsstelle. "Das ist euer Tag, Mädels", animierte Stadtkarnevalsprinz Guido II. die jecken Weiber. Und das ließen sich die Odenkirchener nicht zweimal sagen - es wurde geprostet, geschunkelt und getanzt - das alles bei strahlendem Sonnenschein. "Heute regieren wir", rief eine als Möhne verkleidete Jeckin in die Menge.

Die Musik dazu gab es vom Stadtprinzenpaar höchstpersönlich. Guido der II. und seine Prinzessin Niersia Verena hatten zwei Songs mitgebracht, im Schlepptau und zur Unterstützung auch die Große Rheydter Prinzengarde und die 1. Prinzengarde Mönchengladbach. Der kleine LKW, der am Donnerstagvormittag als Bühne diente, kam dabei ganz schön ins Wackeln. "Wir bewegen uns jetzt alle, damit wir etwas gegen die Kälte tun", rief Guido II.

Auch wenn sich ein paar Männer unter die Möhnen mischten, hatten die Frauen das Sagen. Eine von ihnen war Sylvia Huppertz. Verkleidet hatte sie sich als lustiger Clown. Sie gehörte zu den Närrinnen, für die das Möhnentreiben vor der Bezirksverwaltungsstelle schon seit Jahren ein fester Termin ist. "Hier treffe ich immer wieder auf alte Bekannte und kann ausgelassen feiern."

(sikr)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort