Mönchengladbach Jeckes Highlight unterm Zirkuszelt

Mönchengladbach · 1400 Mönchengladbacher Jecken feiern enthusiastisch den Karneval und das Leben bei der ersten Seelöwe-Sitzung der KG Wenkbülle im Chapiteau im Sparkassenpark.

 Auch Gruppenkostümierungen waren diesmal der Renner.

Auch Gruppenkostümierungen waren diesmal der Renner.

Foto: Rietdorf Angela

Besser geht's nicht. Die Seelöwe-Sitzung, ohnehin schon einer der Höhepunkte des Gladbacher Karnevals mit legendärem Ruf, war in diesem Jahr, was Programm, Stimmung und Atmosphäre angeht, kaum zu übertreffen. Stars der Karnevalsszene wie Bernd Stelter oder Guido Cantz, Kultbands wie Rabaue oder Brings, tanzende Wenkbülle-Garde oder singende Prinzengarden, die ein bestens gelauntes Prinzenpaar begleiteten, und schließlich eine bunt und fantasievoll kostümierte Narrenschar in Feierlaune sorgten für eine herausragende Veranstaltung. Besonders beeindruckend: Bei allem Spaß wurde auch an die gedacht, die es schwerer haben. Und auch so manche nachdenkliche Pointe wurde stark beklatscht.

Begonnen hatte der Abend mit Spendenaktionen. Eine davon hat Sponsor und Unternehmer Udo Esser ins Leben gerufen: Er spendet für jeden Bierdeckel, der seinen Weg in eine eigens aufgestellte Urne fand, einen Euro ans Café Pflaster, dem Tagestreff für Wohnungslose. 3000 Bierdeckel wurden gedruckt, dementsprechend können 3000 Euro nach Ende des Karnevals das Café Pflaster erreichen. "Eine tolle Aktion, die auch noch mit viel Wertschätzung verbunden ist", fand Brigitte Bloschak von Diakonischen Werk, das den Tagestreff betreibt. Außerdem wurde die Gladbacher Prominenz noch mit Sammelbüchsen ausgestattet und sammelte unter den Gästen Spenden für den Veilchendienstagszug und ein Integrationsprojekt in Windberg.

 Die kölsche Kultband Brings brachte auf der Bühne auch akrobatische Höchstleistungen.

Die kölsche Kultband Brings brachte auf der Bühne auch akrobatische Höchstleistungen.

Foto: Hans-Peter Reichartz

Erstmalig zelebrierte die KG Wenkbülle ihre Seelöwe-Kultsitzung unterm Zirkuszelt - im Chapiteau im Sparkassenpark. "Die KG Wenkbülle ist 80 Jahre alt, 75 Jahre davon waren wir im Haus Baues", sagte Elferratsmitglied Michael Körffer, der den erkrankten Präsidenten Rolf Kuhlen ersetzte. Im Chapiteau hat man nun einen Ort zum Feiern gefunden, der Platz für 1400 Feiernde und viel Atmosphäre bietet. Dann ging es zur Sache: Die Tanzgarde der KG wirbelte über die Bühne und eröffnete das mit vielen Höhepunkten gespickte Programm. Bald begannen sich die meist aufwändig kostümierten Jecken in Stimmung zu schunkeln und zu singen. Stimmgewaltig erklärten sie - unter musikalischer Anleitung der Kölner Stimmungsband Rabaue -, das Leben zu lieben, am liebsten auf einer Insel sein zu wollen oder gute Laune zu haben.

 Viele Besucher waren aufwändig kostümiert.

Viele Besucher waren aufwändig kostümiert.

Foto: Angela Rietdorf

Bei dem so eingestimmten Publikum hatte Comedian Bernd Stelter leichtes Spiel. Zwar bekundete er, dass es im vergangenen Jahr wenig zu lachen gegeben habe, aber dann hatte er die Lacher doch auf seiner Seite, als er mit Blick auf RB Leipzig beklagte, dass die "Bullen schon wieder hinter Hoeneß her sind, kaum dass er aus dem Gefängnis entlassen ist". Auch politisch wurde Stelter: Der Brexit, Erdogan und seine Klagewut und natürlich Donald Trump, aber auch Merkel und Schulz, boten Stoff für viele Pointen. Aber der Comedian mit der Gitarre kann auch ernst sein: "Geht wählen", beschwor er das Publikum, "um das Europa, das 70 Jahre lang aufgebaut wurde, zu schützen."

Schlag auf Schlag ging es weiter: Musik zum Mitsingen und Schunkeln, von vielen Paaren gern zu einem Tänzchen zwischen den Tischen genutzt, komödiantische Einlagen wie die von Guido Cantz, der auf eine Zeit zurückblickte, als Googlen noch "sächsischen Weihnachtsbaumschmuck" bezeichnete, und der Besuch des Prinzenpaares. Das war sichtlich bester Laune, verlieh Orden und lebte den Karneval mit ansteckender Begeisterung. Und die beiden Prinzengarden bilden beim Prinzenlied den größten Backgroundchor der Stadt.

Mit einem Programm, das karnevalistisch schwer zu toppen ist, hat die Seelöwe-Sitzung mal wieder ihren Kultstatus bestätigt.

(RP)
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