Mönchengladbach Jesley (22) aus Sri Lanka war sogar vier Jahre auf der Flucht

In dem kleinen Zimmer in der Flüchtlingsunterkunft in Rheindahlen ist wenig Platz: Auf den beiden Betten sitzen Efrem, Brahane, Paulus und Senay aus Eritrea sowie Jesley aus Sri Lanka und erzählen von ihrer Flucht.

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Peter Richter vom Ökumenischen Arbeitskreis für Asylfragen in Rheindahlen kennt die jungen Männer gut. Er ist häufig in der Flüchtlingsunterkunft und hilft, wo es nötig ist.

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Foto: dpa, jst fdt

Diesmal hat er zusätzliche Bettwäsche mitgebracht. Die jungen Eritreer sind gastfreundlich und bieten den Besuchern Kaffee an. Die Wände haben sie mit Kreuzen und Jesusbildern geschmückt, in Eritrea leben meist orthodoxe Christen. Auch ein Plakat der Heiligtumsfahrt hängt an der Wand.

Senay kann von den vier Eritreern am besten Englisch und erklärt, warum er und die anderen ihr Heimatland verlassen haben. "Es herrscht Krieg mit Äthiopien, und die jungen Männer müssen alle auf unbestimmte Zeit zum Militär", erzählt der 23-Jährige. Eritrea wird mit eiserner Hand regiert. Die Zustände dort werden inzwischen häufig mit denen in Nordkorea verglichen. Es sei eine Diktatur und es gebe keine Freiheit, nur Angst, erklärt Senay.

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Foto: dpa, fg jhe

Er ist durch den Sudan geflüchtet, hat 15 Tage lang fast ohne Wasser die Sahara auf einem winzigen Lastwagen durchquert und von Libyen aus mit 500 Flüchtlingen in einem Boot Italien erreicht. Der 21-jährige Efrem hat eine ähnliche Route gewählt. Er musste in Libyen noch acht Monate mit Gelegenheitsjobs Geld verdienen, um die Überfahrt bezahlen zu können. Jetzt sind sie alle in Deutschland, aber die so genannte Rückführung nach Italien hängt wie ein Damoklesschwert über ihnen.

Nach dem immer noch gültigen Dubliner Abkommen muss sich dasjenige Land um die Flüchtlinge kümmern, in dem sie zuerst EU-Boden betreten. Das ist für die Eritreer so wie für Tausende von Bootsflüchtlingen Italien - und davor haben sie Angst. "Dort hat sich niemand gekümmert, die Leute schlafen auf der Straße", sagt Senay. Er möchte in Deutschland bleiben. "Ich möchte lernen und arbeiten, mit dem Leben etwas anfangen", sagt er.

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Peter Richter und die anderen Mitglieder des Ökumenischen Arbeitskreises unterstützen die jungen Männer nicht nur, indem sie für Deutschunterricht sorgen, sondern auch bei der Auseinandersetzung mit den Behörden. "Paulus soll nach Italien zurückgeschickt werden, aber er leidet an einer Krankheit", erklärt Richter. Das sei ein Grund, die Rückführung aufzuschieben.

Andere Flüchtlinge, beispielsweise aus dem Bürgerkrieg zerrütteten Syrien, bekommen eine Duldung für mehrere Jahre. Dass aber tatsächlich Asyl gewährt wird, sei sehr selten, sagen die Mitglieder des Arbeitskreises in Rheindahlen, weil die Flüchtlinge praktisch nie zuerst in Deutschland ankommen, sondern in den genannten südlichen EU-Ländern am Mittelmeer.

Jesley (22) aus Sri Lanka hat sogar eine vierjährige Odyssee hinter sich: Er flüchtete aus seiner Heimat wegen der ständigen Spannungen zwischen den Singhalesen und der tamilischen Minderheit, der er angehört. Durch Indien, die Türkei, Griechenland, Italien und Frankreich führte ihn sein Weg. Seit einem guten Dreivierteljahr ist er nun in Mönchengladbach und spricht recht gut Deutsch. Eine Rückkehr nach Sri Lanka kann er sich nicht vorstellen. "Meine Familie ist tot, ich gehe nicht zurück", sagt er.

(arie)
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