Mönchengladbach Jetzt hat Günter Krings auch noch Pofalla und Gröhe überholt

Mönchengladbach · Mit Leidenschaft und Inhalt überzeugte der Gladbacher die Delegierten der CDU Niederrhein, die ihn überraschend zu ihrem neuen Vorsitzenden wählten.

 Hermann Gröhe, Ronald Pofalla und Günter Krings bei der Sitzung der CDU Niederrhein in Krefeld.

Hermann Gröhe, Ronald Pofalla und Günter Krings bei der Sitzung der CDU Niederrhein in Krefeld.

Foto: Thomas lammertz

Es schien alles klar zu sein: Wenn sich ein Bundesminister wie Hermann Gröhe, der keineswegs abgehoben und bei der Basis gut gelitten ist, um den Vorsitz seines Bezirksverbands bewirbt, dann wird er das auch. Erst recht, wenn der bisherige Vorsitzende, ein noch größeres politisches Schwergewicht, ihn empfiehlt und vorher vorsichtshalber mit ein paar Telefonaten die Reihen zu schließen versucht.

Dass dann alles ganz anders kam, auch anders, als Günter Krings als Konkurrent von Gröhe um den Vorsitz des einflussreichen CDU-Bezirksverbands Niederrhein selbst gedacht hatte, ist allerdings auch der besonderen Personalie des bisherigen Vorsitzenden geschuldet. Der hat in seiner Partei mit der Art der Kommunikation beim Wechsel von Politik in die Wirtschaft viel Porzellan zerschlagen. Dass Pofalla der Vertraute der Kanzlerin war und in der Machtzentrale auch einiges für den Niederrhein herauszuholen verstand, haben ihm die Mitglieder nicht vergessen. Sie erhoben sich nach Pofallas letzter Rede bei einem Bezirksparteitag zum Applaus. Gleichwohl wollten sie die Pofalla-Ära offenbar gänzlich beendet wissen.

Während Gröhe eine eher routinierte Rede hielt, seine Heimatverbundenheit herausstellte, die rot-grüne Landesregierung angriff und das C im Namen seiner Partei betonte, setzte Günter Krings auf Leidenschaft und Inhalt. Es gehe bei der Abstimmung nicht gegen jemanden, sondern für etwas: die gemeinsame Sache nämlich. Den Bezirksvorsitz bezeichnete er als das schönste Amt der Welt; er verwies auf den spektakulärsten politischen Erfolg im Bezirk, nämlich die Rückeroberung des Oberbürgermeisterpostens in Mönchengladbach. Wir müssen uns mehr auf den Inhalt als auf Personalien konzentrieren, das war eine der Botschaften in Krings Rede, die ankamen. Schon die Reaktionen im Saal signalisierten: Das wird spannend. Krings bekam viel Applaus und am Ende drei Stimmen mehr als Gröhe. In einem Bezirk zwei Bundesminister vor sich zu haben - bundesweit einmalig - schien über Jahre auch für den talentierten und ambitionierten Krings zu viel des Guten. Nun hat er sie beide überholt. Sein Weg ist wohl noch nicht zu Ende.

(RP)
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