Mönchengladbach Jetzt liegt der Fokus auf der Integration

Mönchengladbach · In der Flüchtlingsarbeit ist die hektische Aufbauzeit vorbei - es sind tragfähige Strukturen entstanden. Zwei Probleme beschäftigen die Stadt nun besonders: Arbeitsplätze und der Umgang mit traumatisierten Flüchtlingen.

 Flüchtlingskoordinator Andre Hardcastle und Fachbereichsleiter Willi Houben (v.l.) sind bei der Stadt für die Integration von Flüchtlingen zuständig.

Flüchtlingskoordinator Andre Hardcastle und Fachbereichsleiter Willi Houben (v.l.) sind bei der Stadt für die Integration von Flüchtlingen zuständig.

Foto: Isabella Raupold

Im Augenblick kommen keine neuen Flüchtlinge nach Mönchengladbach. "Der Zustrom ist so gut wie null", sagt Willi Houben, Abteilungsleiter im Fachbereich Soziales und Wohnen bei der Stadt. Das ist auch ganz gut so, denn das heißt, dass die Verantwortlichen bei der Stadt die Möglichkeit haben, einmal durchzuatmen, die eilends aufgebauten Strukturen zu prüfen und sich dem Thema Integration zuzuwenden. Das kam bisher kurz bei der hektischen Schaffung von Unterbringungsmöglichkeiten. "So etwas wie im letzten Jahr möchte ich nicht noch mal erleben, als wir innerhalb von wenigen Tagen 200 Plätze zur Unterbringung von Flüchtlingen schaffen mussten", sagt Houben.

Aber die Lage hat sich nicht nur beruhigt, sie ist inzwischen sogar befriedigend, findet Andre Hardcastle, seit April Flüchtlingskoordinator bei der Stadt und für die Vernetzung der sozialen Betreuung der Flüchtlinge sowie die Unterstützung der ehrenamtlich Engagierten zuständig. "Ende letzten Jahres gab es zwei städtische Sozialarbeiter für die soziale Betreuung der Flüchtlinge", zählt Hardcastle auf. "Heute gibt es fünf städtische und weitere fünf Sozialarbeiter bei den freien Wohlfahrtsverbänden. Dazu kommen noch fünf Honorarkräfte, die zum Beispiel dolmetschen." Bei den Hauptamtlern hat sich die Lage also deutlich verbessert. Das ist auch nötig, denn die Sozialarbeiter betreuen immerhin 2908 Flüchtlinge. Eine der ersten Aufgaben des Flüchtlingskoordinators war es, die Zusammenarbeit zwischen den städtischen und den Sozialarbeitern der freien Träger zu organisieren. "Wir mussten eine Struktur finden und haben das Stadtgebiet schließlich nach Postleitzahlen aufgeteilt", erklärt er. Außerdem sind die städtischen Sozialarbeiter Ansprechpartner der Verwaltung, beraten bei Fragen der Wohnungssuche oder bei der Regelung des Schulbesuchs. Inzwischen ist es gelungen, die Hälfte der Geflüchteten in eigenen Wohnungen unterzubringen. Darauf ist die Stadt stolz. "Die Menschen müssen natürlich eine Bleibeperspektive haben und wohnfähig sein", erklärt Fachbereichsleiter Willi Houben. Unter Wohnfähigkeit versteht man im Verwaltungsdeutsch, dass die Asylsuchenden zum Beispiel so elementar deutsche Dinge wie die Mülltrennung beherrschen.

Bei der Wohnungssuche für Flüchtlinge hat inzwischen auch die Vernetzung zwischen ehrenamtlichen Gruppen und dem städtischen Wohnungseingliederungsmanagement geklappt. Man tauscht Angebote aus und spricht sich ab. Die Koordination von ehrenamtlichen und hauptamtlichen Aktivitäten gehört zu den Aufgaben des städtischen Flüchtlingskoordinators. Der ist erst einmal von der Leistung der ehrenamtlichen Helfer tief beeindruckt. "Die ehrenamtlichen Gruppen, die sich in allen Stadtteilen gebildet haben, sind sehr gut organisiert", stellt Hardcastle fest. "Es geht jetzt darum, überall gleiche Standards hinzubekommen." Dazu hat die Stadt zum Beispiel einen Ehrenamtsvertrag entwickelt, der auch die notwendigen Versicherungen enthält. Allerdings wird auch ein erweitertes Führungszeugnis verlangt. "Wir wollen nicht mehr Bürokratie", betont Willi Houben, "aber wir tragen die Verantwortung für die Flüchtlinge." Auch kostenfreie Schulungen für Ehrenamtler werden angeboten.

Zwei Themenbereiche treiben die Verantwortlichen bei der Stadt momentan um. Das eine ist der Umgang mit traumatisierten und psychisch kranken Flüchtlingen, die zum Teil in den Unterkünften für Unruhe sorgen. "Wir suchen nach einer Lösung und stehen in Gesprächen mit dem Gesundheitsamt und der LVR-Klinik", erklärt Houben. Der andere, umfangreichere Bereich ist die Integration. Hier wird es in den nächsten Wochen um die im Bundesgesetz vorgeschriebenen Arbeitsgelegenheiten gehen. 250 davon müssen her. "Flüchtlinge können sich um die Pflege des Umfeldes der Einrichtung kümmern, aber auch als Dolmetscher oder in der Kinderbetreuung eingesetzt werden", sagt Houben. Auch Spaziergänge mit alten Menschen oder Hilfe in gemeinnützigen Vereinen wie dem Tiergarten sei möglich. "Da ist Fantasie gefragt", stellt Houben fest.

(RP)
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