Mönchengladbach Jetzt wird Gladbachs Innenstadt wachgeküsst

Mönchengladbach · Stadtbild entrümpeln, Jonas-Park aufhübschen, Architekten ein Leitbild geben: Der Rahmenplan Abteiberg nimmt erste Formen an.

 Oben: Prägende Bauten, vor allem an den Ecken, könnten, wie hier auf dem Alten Markt, die bisherige "Zahnlückenarchitektur" ersetzen. Mitte: Die linke Visualisierung zeigt Neubauten vor der Citykirche, die eine Häuserzeile aus dem 19. Jahrhundert nachzeichnen, die rechte eine reduzierte, optimierte Busspur auf der Hindenburgstraße. Unten: das Kerngebiet des Rahmenplans.

Oben: Prägende Bauten, vor allem an den Ecken, könnten, wie hier auf dem Alten Markt, die bisherige "Zahnlückenarchitektur" ersetzen. Mitte: Die linke Visualisierung zeigt Neubauten vor der Citykirche, die eine Häuserzeile aus dem 19. Jahrhundert nachzeichnen, die rechte eine reduzierte, optimierte Busspur auf der Hindenburgstraße. Unten: das Kerngebiet des Rahmenplans.

Foto: Stadt

Taco de Marie wählt drastische Worte. "An manchen Stellen in der Gladbacher Innenstadt sieht es aus, als sei der Krieg gerade erst geendet", sagt der Niederländer vom städtischen Fachbereich Stadtentwicklung und Planung. Konkret meint er etwa Baulücken in Häuserzeilen, die zu unansehnlichen Parkplätzen wurden, oder einstöckige, billig errichtete Bauten, die in den 50er Jahren zuvor Zerbombtes ersetzten - von "Zahnlückenarchitektur" spricht der Experte.

 Oben: Prägende Bauten, vor allem an den Ecken, könnten, wie hier auf dem Alten Markt, die bisherige "Zahnlückenarchitektur" ersetzen. Mitte: Die linke Visualisierung zeigt Neubauten vor der Citykirche, die eine Häuserzeile aus dem 19. Jahrhundert nachzeichnen, die rechte eine reduzierte, optimierte Busspur auf der Hindenburgstraße. Unten: das Kerngebiet des Rahmenplans.

Oben: Prägende Bauten, vor allem an den Ecken, könnten, wie hier auf dem Alten Markt, die bisherige "Zahnlückenarchitektur" ersetzen. Mitte: Die linke Visualisierung zeigt Neubauten vor der Citykirche, die eine Häuserzeile aus dem 19. Jahrhundert nachzeichnen, die rechte eine reduzierte, optimierte Busspur auf der Hindenburgstraße. Unten: das Kerngebiet des Rahmenplans.

Foto: Stadt

All das soll weg. Und der Wildwuchs an Schildern, Pollern, Fahrradständern und Werbeträgern, der die City vielerorts verschandelt, gleich mit. Stattdessen sollen Besonderheiten wie der Abteiberg künftig städtebaulich wieder mehr in Szene gesetzt werden. "Nicht zuletzt geht auch darum, einige Sünden aus den Zeiten der autogerechten Stadt zu beseitigen", sagt de Maries Kollege Sebastian Lieser. "Wir packen jetzt das Zentrum an, aus dem heraus sich die Stadt einst entwickelte", fügt Oberbürgermeister Hans Wilhelm Reiners hinzu.

 Oben: Prägende Bauten, vor allem an den Ecken, könnten, wie hier auf dem Alten Markt, die bisherige "Zahnlückenarchitektur" ersetzen. Mitte: Die linke Visualisierung zeigt Neubauten vor der Citykirche, die eine Häuserzeile aus dem 19. Jahrhundert nachzeichnen, die rechte eine reduzierte, optimierte Busspur auf der Hindenburgstraße. Unten: das Kerngebiet des Rahmenplans.

Oben: Prägende Bauten, vor allem an den Ecken, könnten, wie hier auf dem Alten Markt, die bisherige "Zahnlückenarchitektur" ersetzen. Mitte: Die linke Visualisierung zeigt Neubauten vor der Citykirche, die eine Häuserzeile aus dem 19. Jahrhundert nachzeichnen, die rechte eine reduzierte, optimierte Busspur auf der Hindenburgstraße. Unten: das Kerngebiet des Rahmenplans.

Foto: Stadt

Möglich machen soll all das der "Rahmenplan Abteiberg", dessen erster Zwischenbericht ab nächster Woche in die politischen Gremien geht. Er umfasst grob das Quartier zwischen Aachener Straße, Viersener-/Stepgesstraße, Hitta- und Fliethstraße, inklusive Altstadt, Alter Markt, Abteiberg, Jonas-Park und Berliner Platz. Klar wird bei der Betrachtung der Ideen einerseits: Noch steht man ganz am Anfang, es handelt sich um eine Basis, von der künftig nach und nach Konkretes abgeleitet werden soll. Andererseits ist aber zu erkennen: Schon jetzt wurde viel kluger Gehirnschmalz in den Rahmenplan gesteckt, so dass die Umsetzung vielleicht doch gar nicht mehr so lange dauern muss.

 Oben: Prägende Bauten, vor allem an den Ecken, könnten, wie hier auf dem Alten Markt, die bisherige "Zahnlückenarchitektur" ersetzen. Mitte: Die linke Visualisierung zeigt Neubauten vor der Citykirche, die eine Häuserzeile aus dem 19. Jahrhundert nachzeichnen, die rechte eine reduzierte, optimierte Busspur auf der Hindenburgstraße. Unten: das Kerngebiet des Rahmenplans.

Oben: Prägende Bauten, vor allem an den Ecken, könnten, wie hier auf dem Alten Markt, die bisherige "Zahnlückenarchitektur" ersetzen. Mitte: Die linke Visualisierung zeigt Neubauten vor der Citykirche, die eine Häuserzeile aus dem 19. Jahrhundert nachzeichnen, die rechte eine reduzierte, optimierte Busspur auf der Hindenburgstraße. Unten: das Kerngebiet des Rahmenplans.

Foto: Stadt

Besonderheiten in Szene setzen Gladbach habe viele ungenutzte Potenziale, die es wachzuküssen gelte, sagt Lieser: "Und das wird dann in die gesamte Stadt ausstrahlen." Ein Beispiel, das die Planer im Blick haben, ist der Stadtmauerweg; eine Visualisierung zeigt etwa eine im Geropark auf dem Boden farblich den Verlauf der Mauer nachzeichnende Akzentuierung. Im Jonas-Park sollen Bäume gelichtet oder ganz entfernt, die Wegestruktur verbessert und somit die Aufenthaltsqualität erhöht werden. Der Abteiberg, das Münster und die Architektur der Altstadt sollen besser betont werden. Die Masterplan-Ideen zum Gladbachtal zählen ebenfalls dazu.

 Oben: Prägende Bauten, vor allem an den Ecken, könnten, wie hier auf dem Alten Markt, die bisherige "Zahnlückenarchitektur" ersetzen. Mitte: Die linke Visualisierung zeigt Neubauten vor der Citykirche, die eine Häuserzeile aus dem 19. Jahrhundert nachzeichnen, die rechte eine reduzierte, optimierte Busspur auf der Hindenburgstraße. Unten: das Kerngebiet des Rahmenplans.

Oben: Prägende Bauten, vor allem an den Ecken, könnten, wie hier auf dem Alten Markt, die bisherige "Zahnlückenarchitektur" ersetzen. Mitte: Die linke Visualisierung zeigt Neubauten vor der Citykirche, die eine Häuserzeile aus dem 19. Jahrhundert nachzeichnen, die rechte eine reduzierte, optimierte Busspur auf der Hindenburgstraße. Unten: das Kerngebiet des Rahmenplans.

Foto: Stadt

Hindernisse beseitigen An der Fliethstraße verbergen Werbetafeln den Blick auf das Münster, auf dem Alten Markt Schilder, Poller, Laternen und Werbung die Sicht auf die Citykirche - diese Auflistung störenden "Gerümpels" lässt sich beliebig fortsetzen. Der Rahmenplan sieht vor, Werbetafeln strategischer zu platzieren, etwa an Ein- und Ausfallstraßen. Fahrradständer sollen an Einfallstraßen gebündelt statt überall einzeln aufgestellt, der Schilderwald minimiert, Werbung vereinheitlicht werden. Auch die zu verschaffende Verbindung vom Museum Abteiberg zur Hindenburgstraße zählt für die Planer zu diesem Aktionsgebiet. Vorbild für die Reduzierung auf das städtebaulich Wesentliche ist übrigens Rheydt.

Neugebiete erfassen Die Stadt Münster mit ihrem schönen Prinzipalmarkt gilt den Planern als Paradebeispiel für "klare, atmosphärische Architektur". "Da wurden einige Fassaden nach dem Krieg wiederhergestellt - und die übrigen sind frei erfunden, gleichen sich den Nachbarbauten aber an", sagt Taco de Marie. Ein Ziel des Rahmenplans ist daher, ein Leitbild zu erstellen, das sich an der Historie und der Umgebungsbebauung orientiert und das Architekten künftig für Neubauprojekte an die Hand bekommen. Ein Beispiel dafür ist die nebenstehende Visualisierung möglicher Neubauten vor der Citykirche, die an eine Häuserzeile erinnern, die dort einst stand. Möglich sei dort aber etwa auch ein podestartiger Bereich für Außengastronomie, der den Grundriss dieser alten Häuserzeile nachahmt. Solche Lücken zu schließen, indem man, gerne auch augenzwinkernd, der Historie huldige, "schafft Identität", sagen Lieser und de Marie. Überhaupt habe Gladbach in der City seit Kriegsende "zu viele zu große Plätze", befinden die Planer. Sie befürworten daher die Idee einer Markthalle für den Kapuzinerplatz. Auch die Busspuren der Hindenburgstraße halten sie für überdimensioniert, und sie sind für einen Stadtstrand an einem freigelegten Gladbach am heutigen Gero-Parkplatz.

Vielerorts haben die Planer Stellen für mögliche Um- und Neubauten ausgemacht, für die private Investoren begeistert werden sollen, möglicherweise in einem späteren Schritt auch durch Städtebauforderung. "Gerade am Alten Markt, der Toplage schlechthin, ist vieles denkbar", sagt Lieser. Los gehen solle es wahrscheinlich aber schon relativ zeitnah mit der Überarbeitung des Hans-Jonas-Parks.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort