Mönchengladbach Jetzt zeigt das Portal auch hinten Kunst

Mönchengladbach · Ein leuchtender Schriftzug "irreal,-" und ein Szenenbild aus "Die Orestie": Das haben Theaterleute und Planer gemeinsam entwickelt, um die Rückseite des Rheydter Stadtkassenportals schön zu gestalten.

 Das Rheydter Stadtkassenportal: unten, als es vor dem Treppenturm stand. In der Mitte als Eingangstor zum Park, oben mit der neuen Rückseite.

Das Rheydter Stadtkassenportal: unten, als es vor dem Treppenturm stand. In der Mitte als Eingangstor zum Park, oben mit der neuen Rückseite.

Foto: Stadt MG

Erst verschwand es aus den Plänen, und niemand fiel es auf. Dann wurde es abgebaut und sollte klammheimlich auf dem Bauhof gelagert werden. Vielleicht auch in der Hoffnung, dass seine Existenz irgendwann in der Erinnerung verblasst und die Steine geschreddert werden können. Dass das Stadtkassenportal nicht diesen Weg geht, sondern sogar - wenn auch an einem anderen Ort - neu aufgebaut wird, ist vielen Rheydter Bürgern zu verdanken. Sie protestierten und sorgten für ein Umdenken. Bei städtischen Planern. Und bei den Politikern. Jetzt haben alle das Stadtkassenportal wieder lieb - noch in diesem Jahr wird es auf der Grünfläche neben dem Theater und dem Warenhaus Real in Rheydt wieder aufgebaut.

Nicht nur das. Das Portal, das kein Denkmal ist, weil es ohne die frühere Stadtkasse keinen baugeschichtlichen Bezug hat, wird künstlerisch gestaltet. Denn in allen Diskussionen wiesen die Planer auf ein großes Problem hin: Das alte Rheydter Tor stand früher vor dem Treppenturm des Rathauses, zeigte vorne eine Arbeit des Bildhauers Wilhelm Barutzky und hat deshalb einen wenig vorzeigbaren rückwärtigen Teil - er stand halt an der Mauer. Als der neue Standort gesucht und gefunden wurde, blieb dieses Problem: Wie gestaltet man die Rückseite?

 Das ist der neue Standort (rot) des Portals in Theater-Nähe

Das ist der neue Standort (rot) des Portals in Theater-Nähe

Foto: Stadt

Jetzt liegt die Lösung vor. Die städtischen Planer haben sich mit den Kunstschaffenden des Theaters zusammengesetzt und sie mit der Frage konfrontiert: Das Portal steht in Theater-Nähe - was könnte man denn auf der Rückseite erschaffen, damit es einen Bezug schafft? Herausgekommen ist eine Grundidee, die eine Begegnung schafft zu der "realen" Welt des benachbarten Kaufhauses Real und dem Theater, das sich als Ort "Irrealität" versteht. Die Gestaltung sollte zwischen den doppelsinnigen Polen vermitteln, zu Gedankenspielen anregen, aber auch provozieren. Wer durch den Torbogen geht, inszeniert sich selbst, bewegt sich zwischen der realen Welt, taucht ein ins Irreale, tastet sich in die Fantasie vor.

Als es um die Umsetzung ging, haben die Theaterleute ein Szenenbild aus dem Stück "Die Orestie" gewählt. Das ist der älteste, ganz erhaltene Theatertext der Literatur und gilt auch als "Erfindung der Demokratie". Eine Infotafel gibt Erläuterungen zur Optik. Das Szenenbild wird auf Alubond fotorealistisch aufgebracht und bekommt eine Schicht, um es vor Vandalismusschäden zu schützen. Der Schriftzug "irreal,-" wird in Einzelbuchstaben als Leuchtschrift erstellt.

Der Technische Beigeordnete Gregor Bonin ist angetan von der Idee. Das letzte Wort haben die Politiker. Am Mittwoch, 27. Januar, 16 Uhr, Rathaus Rheydt, spricht die Bezirksvertretung Süd darüber. Die Gesamtkosten für Aufstellung und Gestaltung liegen bei 200.000 Euro.

(RP)
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