Mönchengladbach Jubiläum: 90 Jahre ein Garant für bezahlbares Wohnen in Gladbach

Mönchengladbach · Die Kreisbau feiert ihr 90-jähriges Bestehen und blickt in die Zukunft des Wohnungsbaus, die viele neue Herausforderungen bereithält.

An einem 90. Geburtstag kann die Zahl der Gratulanten entweder sehr klein oder sehr groß sein. Bei der Kreisbau, dem Wohnungsunternehmen der Stadt Mönchengladbach, war sie sehr ansehnlich. Kein Wunder, denn die alte Dame wirkt auch mit 90 erstaunlich frisch. Alexander Rychter vom Verband der Wohnungs- und Immobilienwirtschaft Rheinland Westfalen gratuliert deshalb auch nicht nur der Kreisbau, sondern auch der Stadt Mönchengladbach. "In den 2000er Jahren haben viele Kommunen ihre Wohnungsbestände privatisiert. Ihnen ist jetzt der Partner verlorengegangen, mit denen Lösungen für die Zukunft gefunden werden können."

Die Fragen nach bezahlbarem Wohnraum in Innenstädten und Ortszentren, Angeboten für Senioren und Menschen mit Behinderung oder Wohnungen für Flüchtlinge treiben die Kommunen heute um. In Mönchengladbach, wo man der Versuchung widerstanden hat, den kommunalen Wohnungsbestand zu verkaufen, stehe der Stadt mit der Kreisbau ein Partner zur Verfügung, den andere Kommunen jetzt vermissen, stellt Alexander Rychter fest.

Mindestens ein Problem, das die Kommunen heute haben, bestand schon vor 90 Jahren - zu wenig bezahlbarer Wohnraum. Die Kreisbau wurde 1926 vom Landkreis Gladbach und den zugehörigen Städten und Gemeinden gegründet mit dem expliziten Auftrag der "Schaffung gesunder und preiswerter Wohnungen für die minderbemittelte Bevölkerung". Bis 1929 wurden 152 Wohngebäude mit 324 Wohnungen errichtet. 90 Jahre später gibt es zwar den Landkreis Gladbach nicht mehr, aber die Kreisbau verfügt nun über 2100 Wohnungen in Mönchengladbach.

Außerdem gehört das Wohnungsunternehmen zu den großen Netzwerkern. Es arbeitet eng mit Vereinen und Verbänden zusammen, um die jeweiligen Quartiere zu entwickeln, und das seit langem. "Die Kreisbau ist Vorreiter für Quartiersarbeit und war in diesem Bereich schon aktiv, als es das Wort Quartiersarbeit noch gar nicht gab", lobt Bezirksvorsteher Hermann-Josef Krichel-Mäurer.

Als Herausforderung für die Zukunft identifiziert Kreisbau-Vorstand Hans-Jürgen Meisen unter anderem die zunehmende Verschärfung der Regulierungen und Gesetze. "Die regulierenden Eingriffe machen das Bauen immer teurer", gibt er zu bedenken. "40 Prozente der Baukostensteigerung der vergangenen fünf Jahre sind darauf zurückzuführen." Dabei muss dringend gebaut werden.

Bis 2020 werden rund 400.000 neue Wohnungen in Nordrhein-Westfalen gebraucht. Und diese Wohnungen dürfen nicht nur nach althergebrachtem Schema gebaut werden, sondern müssen über flexible Grundrisse verfügen, damit der älter werdenden Gesellschaft ebenso Rechnung getragen werden kann wie dem Trend zu Singlehaushalten. Bei der Planung von Quartieren müsse außerdem nicht nur an Senioren- oder Demenz-WGs gedacht werden, sondern auch an Apartments für das Pflegepersonal, erklärt Meisen. Gleichzeitig müsse die Wohnungswirtschaft Trends im Auge behalten wie das durch Apps steuerbare Smart Home.

Viele Aufgaben und Herausforderungen für die Zukunft also, aber nichts, was die 90-jährige Jubilarin nicht packen könnte.

(arie)
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