Mönchengladbach Junge Flüchtlinge suchen Gastfamilien

Mönchengladbach · 162 unbegleitete Kinder und Jugendliche betreut das Jugendamt. Viele leben inzwischen in Hotels, weil die Kapazitäten der freien Träger erschöpft sind. Jetzt werden Familien gesucht, die sich der oft traumatisierten Flüchtlinge annehmen.

 Die jungen Menschen benötigen Zeit, um zur Ruhe zu kommen, Hilfestellung beim Erlernen der Sprache und bei der Integration.

Die jungen Menschen benötigen Zeit, um zur Ruhe zu kommen, Hilfestellung beim Erlernen der Sprache und bei der Integration.

Foto: dpa

Im Januar musste die Stadt 288 Flüchtlinge aufnehmen. Bis Ende Februar kommen weitere 480 dazu. Die Neuankömmlinge wurden in den Leichtbauhallen am Gathersweg in Neuwerk und im ehemaligen Hotel Zur Post in der Nähe des Bahnhofs Rheydt untergebracht. Ab Mitte der Woche steht auch das Hotel Amadeo an der Waldhausener Straße zur Verfügung. Der Beigeordnete Gert Fischer, bei der Verwaltung zuständig für die Unterbringung der Asylsuchenden, wünscht sich eine Atempause.

"Wir haben im Januar und Februar rund 650 Plätze neu geschaffen, aber in dieser Geschwindigkeit kann es unmöglich weitergehen", sagt er. "Ich hoffe sehr, dass das Land seine Zuweisungen im März deutlich zurückfahren wird." Das Land Nordrhein-Westfalen rechnet allerdings für 2016 mit ähnlich hohen Flüchtlingszahlen wie im vergangenen Jahr.

Eine besondere Herausforderung ist die zunehmende Zahl von unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen. Seit Mitte Januar sind 162 dieser jungen Menschen, die meist einen langen, gefährlichen Fluchtweg hinter sich haben und oft schwer traumatisiert sind, in der Obhut des Jugendamtes. 73 von ihnen kommen aus Afghanistan, 38 aus Syrien, weitere aus Albanien, Eritrea, Guinea, Irak, Iran, Libanon, Marokko, Pakistan und Somalia. Ihr Durchschnittsalter beträgt 16,3 Jahre. Untergebracht sind die Kinder und Jugendlichen, die ohne ihre Familien nach Deutschland kamen, in Heimen oder pädagogisch betreuten Wohngruppen und Wohngemeinschaften in der Stadt sowie im Umland und bei Pflegeeltern.

Eine Reihe von ihnen wurde von Familienangehörigen aufgenommen, die bereits in Deutschland leben. "Zunächst gelang es noch relativ gut, für die ausländischen Kinder und Jugendlichen geeignete Plätze in Jugendhilfeeinrichtungen oder bei Familienangehörigen zu finden", sagt Sozialdezernentin Dörte Schall. Seit durch das neue Verteilverfahren alle Jugendämter eine kontinuierliche Anzahl von Plätzen für unbegleitete minderjährige Ausländer benötigen, gebe es praktisch keine freien Plätze mehr. Auf dieser neuen Grundlage muss Mönchengladbach nach dem Verteilerschlüssel 195 minderjährige unbegleitete Flüchtlinge aufnehmen.

Flüchtlinge: Zelte, Kirchen, Schiffe - hier werden sie untergebracht
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Turnhallen, Kirchen und Schiffe: Wo Flüchtlinge wohnen können

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Foto: dpa, rwe jai

Deshalb sucht die Stadt für sie dringend nach Gastfamilien. Die jungen Menschen benötigen Zeit, um zur Ruhe zu kommen, Hilfestellung beim Erlernen der Sprache und bei der Integration. Informationen dazu gibt es bei einer Infoveranstaltung am Donnerstag, 3. März, um 17 Uhr im Verwaltungsgebäude Aachener Straße 2, Raum 210. Auskunft erteilen Kerstin Beine unter 02161 25-3384 und Monika Ferfers unter 02161 25-3383.

Die jungen Flüchtlinge benötigen, wenn sie in der Stadt ankommen, als erstes ein Dach über dem Kopf. Dabei können die freien Träger oftmals nicht mehr helfen. Deshalb hat die Stadt jetzt 32 von ihnen im Hotel B&B an der Breitenbachstraße untergebracht. "Das ist eine Notlösung", sagt Stadtsprecher Dirk Rütten. Ein bayerisches Unternehmen, das sich auf junge unbegleitete Flüchtlinge spezialisiert hat, stellt gegen einen Tagessatz die Versorgung der Kinder und Jugendlichen sicher. "Die Firma gewährleistet eine Basisversorgung mit Freizeitangeboten", sagt Rütten. "Sozialarbeiter der Stadt sind allerdings auch regelmäßig vor Ort und sorgen für die pädagogische Betreuung."

Im Ansatz der Hilfen zur Erziehung sind für 2016 insgesamt 11,5 Millionen Euro für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge eingeplant. Die Kosten für deren Unterbringung, Versorgung und Betreuung zahlt das Land.

(RP)
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