Notunterkünfte in Mönchengladbach Kälteeinbruch ist für Menschen ohne festen Wohnsitz gefährlich

Mönchengladbach · Im Winter sind die Notunterkünfte gut besucht. Minusgrade und die Grippewelle setzen den Wohnungslosen zu. Für diejenigen jedoch, die weder Türe noch Heizung besitzen, stellt der Kälteeinbruch eine besondere Gefahr dar.

Diplom-Sozialarbeiter Stefan Rolfes bereitet für die Wohnungslosen die Betten in der Notunterkunft an der Jenaer Straße vor.

Diplom-Sozialarbeiter Stefan Rolfes bereitet für die Wohnungslosen die Betten in der Notunterkunft an der Jenaer Straße vor.

Foto: Detlef Ilgner

Noch ist es ruhig in der Notunterkunft für Wohnungslose an der Jenaer Straße. Ein letztes Mal gehen die Sozialarbeiter Brigitte Bloschak und Stefan Rolfes vom Diakonischen Werk durch die Räume, kontrollieren Duschen und Toiletten, bereiten die Doppelstockbetten vor. Denn spätestens um 19 Uhr, kurz bevor die Türen öffnen, stehen wieder knapp 20 Männer Schlange, um der nächtlichen Kälte zu entfliehen.

Der Winter hat Einzug in Mönchengladbach gehalten. Temperaturen deutlich unter null Grad ließen die Bürger am Wochenende die Heizungen aufdrehen und Wolldecken hervorholen. Nur im Notfall ging es vor die Türe. Für diejenigen jedoch, die weder Türe noch Heizung besitzen, stellt der Kälteeinbruch eine besondere Gefahr dar. "Wir haben zum Glück noch keine Erfrierungsopfer in Mönchengladbach gehabt, in anderen Städten hört man ja immer wieder davon", sagt Bloschak, die den Fachbereich Gefährdetenhilfe bei der Diakonie leitet. "Doch viele Wohnungslose sind krank, sie haben Husten, Schnupfen und Virusinfektionen."

Wichtig sind deshalb Anlaufstellen, wo sich die Obdachlosen für ein paar Stunden aufwärmen können. Neben den Übernachtungsunterkünften - für Männer an der Jenaer Straße, für Frauen im Luisental in Rheydt - gibt es noch vier Tagesaufenthalte. "Wir haben die Öffnungszeiten so abgestimmt, dass die Wohnungslosen bis auf kurze Zeitspannen immer eine geöffnete Einrichtung finden", sagt Bloschak.

Dort können sie eine heiße Dusche nehmen, ein belegtes Brötchen oder einen Kaffee für jeweils 30 Cent kaufen sowie wärmere Kleidung anziehen. "Es gibt Leute, die sogar ohne Socken zu uns kommen", sagt Bloschak. Dank treuer Spender gebe es in den Tagestreffs "Café Pflaster" auch Schals, Mützen und warme Unterwäsche für sie. Zudem stehen Pflegeräume für die medizinische Versorgung bereit. "Für jene, die gesundheitlich angeschlagen sind, ist es gerade im Winter schwierig, tagsüber keine Rückzugsmöglichkeit zu haben", sagt Sozialarbeiter Rolfes. Im Sommer könnten sich die Obdachlosen auf einer Bank im Park ausruhen, im Winter gehe das wegen der Kälte nicht. "Man selbst legt sich ins Bett, wenn einem nicht wohl ist", verdeutlicht Rolfes. "Obdachlose haben diese Möglichkeit nicht, sie genesen viel langsamer."

Die Schlafplätze in der Notunterkunft sind dennoch nicht voll belegt. Dort nämlich gelten Hausregeln. So sind etwa Alkohol- und Drogenkonsum untersagt. Auch verbale und körperliche Gewalt sind tabu. "Der Suchtdrang treibt viele Wohnungslose dann doch wieder in die Kälte", erzählt Bloschak. Zwar gingen Streetworker auf die Menschen im Winter noch intensiver ein - "doch zwingen können wir sie natürlich zu nichts".

Wer helfen möchte, kann im "Café Pflaster", Kapuzinerstraße 44, Kleidung abgeben. Geldspenden sind an die Stadtsparkasse Mönchengladbach, IBAN DE33 3105 0000 0000 1587 90, zu richten.

(beaw)
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