Mönchengladbach Kamera-Augen für den "Boxer"

Mönchengladbach · Auch Panzer müssen für den Straßenverkehr tauglich ein. Darum kümmert sich die Zentrale Militärkraftfahrtstelle der Bundeswehr in Rheindahlen. Sie gab anlässlich ihres Sommerfestes einen Einblick in die aktuellen Aufgaben.

 Bevor es auf die Straße geht, testet die Rheindahlener ZMK die Verkehrssicherheit neuer Bundeswehr-Fahrzeuge, hier der Mowag "Eagle" bei der Geländeerprobung.

Bevor es auf die Straße geht, testet die Rheindahlener ZMK die Verkehrssicherheit neuer Bundeswehr-Fahrzeuge, hier der Mowag "Eagle" bei der Geländeerprobung.

Foto: Bundeswehr

1086 Soldaten und zivile Mitarbeiter, 20 Großfahrschulen, eine zu betreuende Flotte von 66.214 Fahrzeugen - ohne Oberst Holger Voß, den Leiter des Kraftfahrwesens der Bundeswehr, und sein Team würde kein Panzer, Geländewagen oder Krad auf den Straßen rollen. Konzentriert ist das militärische Kraftfahrwesen in Mönchengladbach, genauer: in der Liegenschaft am Rheindahlener Kreisel, dem Sitz der Zentralen Militärkraftfahrtstelle (ZMK).

Die ZMK, die vor 15 Jahren von Düsseldorf nach Mönchengladbach umzog, ist unter anderem Anerkennungsbehörde für alle militärischen Kfz-Sachverständigen, Fahrlehrer und Führerscheininhaber, wertet alle Unfälle mit deutschen Militär-Kfz aus, verwaltet die Fahrzeuge der Bundeswehr und bereitet deren Zulassung vor. Denn auch Panzer müssen für den Straßenverkehr tauglich sein. Die Y-Kennzeichen sind ebenfalls "made in MG": Im Rheindahlener Gebäude befindet sich die Prägewerkstatt.

 Auch gepanzerte Fahrzeuge müssen verkehrssicher sein. Dafür sorgt die ZMK, hier mit Dummys in der Fahrgastzelle eines Einsatzfahrzeugs "Eagle".

Auch gepanzerte Fahrzeuge müssen verkehrssicher sein. Dafür sorgt die ZMK, hier mit Dummys in der Fahrgastzelle eines Einsatzfahrzeugs "Eagle".

Foto: Bundeswehr

Oberst Voß und seine 131 Mitarbeiter, die in der ZMK arbeiten, luden jetzt wieder zum traditionellen Sommerfest, eingeleitet durch eine sicherheitspolitische Information. Ehemalige Angehörige des Kraftfahrwesens aus ganz Deutschland wie die beiden Vorgänger der Dienststelle, Dieter Lützelberger und Axel Heinze, und zivile Gäste, darunter Oberbürgermeister Hans Wilhelm Reiners, ließen sich über die aktuelle Entwicklung in der Bundeswehr und der ZMK informieren. In seiner Rede zur Eröffnung des Sommerfestes betonte Reiners die Wichtigkeit der Aufgabe der ZMK und des Verbleibens als letzte Einrichtung der Bundeswehr in Mönchengladbach. Auch wenn Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen die Bundeswehr jetzt wieder stärken will, machen die Zahlen deutlich, wie stark die Streitkräfte geschrumpft sind: Vor 15 Jahren betreute die ZMK noch mehr als 130.000 Militärfahrzeuge, Kampfpanzer gab es damals fast zehnmal so viel. Die ZMK selbst ist indes "krisenfest": "Nur wenn die Bundeswehr selbst aufgelöst würde, wären wir überflüssig", stellt Voß fest. "Und die Bedrohungslage hat sich nach der russischen Besetzung der Krim völlig verändert. Kampfpanzer sind jetzt wieder von Interesse."

Die ZMK, die mit den Fahrschulen zugleich die größte Ausbildungseinrichtung der Streitkräfte führt, ist ein Beispiel für die moderne Bundeswehr: Eine Kasernenwache gibt es nicht mehr, der Eintritt ist nur mit Chipkarte möglich. 13 Soldaten haben zu Hause Telearbeitsplätze; durch 15 mobile IT-Ausstattungen wird auch bei weit entfernten Terminen die Verbindung nach Rheindahlen gehalten - die ZMK mit acht Außenstellen in Deutschland unterstützt auch in Bundeswehr-Einrichtungen in den USA oder Italien. Einige Mitarbeiter sind in Teilzeit beschäftigt, um sich besser um die Familie kümmern zu können. Und da es in der Kaserne keine Sporthalle gibt, wurden Verträge mit einem benachbarten Fitnessstudio und mit der NEW zum Besuch ihrer Bäder abgeschlossen.

 Oberst Holger Voß (l.) und O Hans Wilhelm Reiners beim Sommerfest.

Oberst Holger Voß (l.) und O Hans Wilhelm Reiners beim Sommerfest.

Foto: Bundeswehr

Moderne Wege geht die ZMK auch dann, wenn Militärfahrzeuge für den Straßenverkehr zugelassen werden müssen, die zum Beispiel durch ihre ungewöhnliche Konstruktion oder dicke Panzerglasscheiben ein zu stark eingeschränktes Sichtfeld haben. Jüngster Fall ist der Transportpanzer "Boxer". Hier setzen die Rheindahlener Experten auf Kameratechnik, um dem Fahrer mit Monitoren trotzdem den nötigen Überblick zu verschaffen.

(mic)
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