Mönchengladbach Kampf der gigantischen Hirschkäfer

Mönchengladbach · Der freundliche Flugsaurier Fridolin ist in Wien gelandet. Ein Schwarm von 150 Heringen ist in Bremen zu sehen. Sein jüngstes Werk hat Modellbauer Hans Dappen für den NABU im Saarland geschaffen.

 Der Kampf ist fast entschieden: Der stärkere Hirschkäfer hat den schwächeren mit seinem Geweih umfasst. Es geht - worum auch sonst? - um das weibliche Geschlecht. Der wissenschaftliche Modellbauer Hans Dappen hat die Tiere soeben fertiggestellt.

Der Kampf ist fast entschieden: Der stärkere Hirschkäfer hat den schwächeren mit seinem Geweih umfasst. Es geht - worum auch sonst? - um das weibliche Geschlecht. Der wissenschaftliche Modellbauer Hans Dappen hat die Tiere soeben fertiggestellt.

Foto: Ilgner

Die männlichen Hirschkäfer sind ganz schön arme Schweine. Sie sind komplett abhängig von ihren Weibchen. Die haben nämlich im Gegensatz zu ihnen vernünftiges Kauwerkzeug. Damit knabbern sie Eichenbaumrinden an, woraufhin die Männchen den Pflanzensaft mit ihrer langen spitzen Zunge auffangen. Kein Wunder, dass sie um die holde Weiblichkeit buhlen und kämpfen. Zwei sich ernsthaft bedrohende Prachtexemplare stehen äußerst imposant bei Hans Dappen in Neuwerk. Er ist Modellbauer und hat die Käfer für das Info-Center des Naturschutzbundes (NABU) im Saarland geschaffen. Dahin werden sie alsbald transportiert.

Hans Dappen hat schon viele Tiere nachgebildet. In den Naturkundemuseen in Bonn, Hannover, Dessau, Linz und Wien sind sie zu sehen: Insekten, Parasiten, Meerestiere, Süßwassertiere, Säugetiere, Radiolarien. Dazu: Pflanzen, Plankton, Schneekristalle. All diese naturgetreuen Nachbildungen bestehen aus Leichtmetall, glasfaserverstärktem Kunstharz und Silikon. Das voluminöse Nilpferd und der freundliche Flugsaurier, den Hans Dappen Fridolin nannte und der im Wiener Naturkundemuseum den Namen Fritzl verpasst bekam, sind in Dappens Atelier entstanden - riesig dimensioniert alle. Die Wespe etwa, Quallen, der gemeine Holzbock, ein springender Menschenfloh. Zuletzt schuf er für das Spicarium in Bremen einen Pinguin, einen Hai, Algen, Ohrenkriecher und 150 Heringe. Ein Mammut-Auftrag.

Studiert hat Hans Dappen Grafik-Design. Er war Art-Director bei einer Agentur in Düsseldorf - bis er mit 40 Jahren einfach keine Lust mehr hatte, abhängig zu arbeiten. Er formte sein erstes Modell - einen Hirschkäfer. Das ist fast 24 Jahre her. "Ich habe damals Fotos davon an fünf Museen geschickt", sagt er. Das Museum König in Bonn kaufte den Käfer vom Fleck weg am Telefon. Im Laufe der Jahre wurden etliche Museen seine Dauerkunden. So auch das Naturhistorische Museum in Wien. "Die haben neben dem Flugdinosaurier eine Libellenlarve, einen Gelbrandkäfer, fünf Radiolarien und eine Qualle von mir bekommen." Und mehrere Schneekristalle. "Einer davon gelangte als österreichisches Staatsgeschenk in die südkoreanische Hauptstadt Seoul."

Hans Dappen, der in Deutschland einer der ganz wenigen wissenschaftlichen Modellbauer ist, will sich zukünftig auf Käfer und Insekten spezialisieren. Der Goldkäfer soll der Nächste sein. "Der Vorteil ist, dass ich die kleinen Tiere unter dem Mikroskop genau studieren kann." Da sieht er jedes noch so feinste Härchen, jede minimale Struktur auf den Körperchen - alles. Die kämpfenden Hirschkäfer zeigen die Detailtreue Dappens. Jede Pore in den Beinen und Geweihen hat er einzeln gebohrt, die Augen sind facettenartig aufgebaut. Wie im wirklichen Leben halt.

(RP)
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