Mensch Gladbach Kampf um die besten Köpfe - einer ist wieder da

Mönchengladbach · Da kann sich Mönchengladbach mit einem berühmten Künstler brüsten - der auch noch Düsseldorf den Rücken gekehrt hat. Ein weiterer Beleg für die wachsende Attraktivität von MG! Nur mit dem verkaufsoffenen Sonntag in der Gladbacher City will es nicht klappen. Die Lösung: Die Innenstadt wird zum Kurort erklärt. Die teils von Bussen befreite Oberstadt bietet schließlich beste Bergluft.

Es ist doch wirklich eine Auszeichnung für einen Ort, wenn jemand, der die Welt gesehen hat, in den Schoß der Heimat zurückkehrt. Geburtsort ist Mönchengladbach, korrekter: Rheydt, für Markus Lüpertz zwar nicht, der liegt in Böhmen. Aber hier ist er aufgewachsen, bevor er zu einem berühmten Maler und Bildhauer wurde und zwei Jahrzehnte lang die renommierte Kunstakademie in Düsseldorf leitete. Lüpertz ist bekennender Bohème, der sich gerne und gut selbst inszeniert. Oft in Berlin, lange in Düsseldorf. Nun kehrt er der Landeshauptstadt den Rücken, durchaus mit Unmut, und kehrt zurück nach Rheydt.

Das ist ein gutes, ein wichtiges Signal. Mönchengladbach hat auf dem Abteiberg ein Museum von Weltruf, viele renommierte Künstler leben hier, mit Lüpertz kommt ein weiterer hinzu. Es gibt einige bedeutende Unternehmen, teils international aktiv. Hier wird erstklassiger Fußball gespielt. Die Stadt wird auch für Investoren interessanter. Politiker wie der CDU-Fraktionschef Hans Peter Schlegelmilch werden nicht müde, die in der Vergangenheit vorherrschende "Selbstverzwergung" Mönchengladbachs für beendet zu erklären. Die Stadt ist im Aufbruch, keine Frage. Und bald werden sich bei dem Vorzeigeprojekt Roermonder Höfe auch wieder die Kräne drehen.

Nur mit dem verkaufsoffenen Sonntag in der Gladbacher Innenstadt, wir reden über einen einzigen in diesem Jahr, will es einfach nicht klappen. Der Gladbacher City wird ein Quotenbringer zum Verhängnis. Der Gesetzgeber macht für die ausnahmsweise Erlaubnis, an Sonn- und Feiertagen Läden zu öffnen, nämlich zur Bedingung, dass im Zentrum eines solchen Tages eine Veranstaltung steht. Die muss besser besucht als die Läden, die öffnen. Weil aber mit dem neuen Einkaufszentrum Minto bei Sonntagsöffnungen so viele Menschen zum Shoppen strömen, ist es im derzeitigen Kalender der Stadt schwer, eine Veranstaltung zu finden, die das toppt.

Dass das nicht gelingt, sieht CDU-Mann Schlegelmilch - und darin ist er sich mit der Oppositions-Frau Nicole Finger (FDP) einig - als Standortnachteil im Kampf der Kommunen um die besten Köpfe, quasi eine hausgemachte Rückverzwergung. Ob das stimmt und Lüpertz sich auch deshalb für Rheydt entschieden hat? Wohl kaum. Aber in Rheydt, dem innerstädtischen Mitbewerber, wird es dieses Jahr wohl gleich drei verkaufsoffene Sonntage geben. Dafür hat der Stadtrat zumindest grünes Licht gegeben. Vorteil also für Rheydt.

Es gäbe aber noch eine einfachere Lösung: Man müsste Gladbach einfach nur zum Kurort erklären. An solchen touristisch bedeutenden Flecken sind Sonntagsöffnungen nämlich eine Selbstverständlichkeit. Gladbach hat dafür eindeutig Potenzial: Wer mal raschen Schrittes die Hindenburgstraße nach oben gelaufen ist, weiß, was ein Berg ist. Und wegen der teils von Bussen befreiten Umgebung herrscht in Oberstadt durchaus akzeptable Bergluft. Eine Kurmuschel für gepflegte Sonntagsmusik gibt es hinter der Kaiser-Friedrich-Halle, mitten in der Idylle des Bunten Gartens. Jetzt muss nur noch nachgewiesen werden, dass der Gladbach einer innerstädtischen Quelle mit besonderer Heilkraft entspringt.

Ein echtes Kunststück!

(RP)
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