Mönchengladbach Karneval: Jetzt geht's auf die Straßen

Mönchengladbach · An den Rathäusern in Giesenkirchen und Odenkirchen rissen gestern Gladbachs jecke Damen die Macht an sich. Die Männer durften trotzdem dabei sein. Und das Prinzenpaar war auch mit von der Partie.

Altweiber in Mönchengladbach: Der Karneval zieht auf die Straßen
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Altweiber in Mönchengladbach: Der Karneval zieht auf die Straßen

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Foto: Ilgner

Es ist der Tag der Frauen. Das weiß auch Helmut Deden. Und hält es an Altweiber deshalb mit Friedrich Schiller. "Ehret die Frauen, sie flechten und weben himmlische Rosen ins irdische Leben", zitiert der Präsident der KG Ruet-Wiss Okerke. "Wir halten den Frauen heute den Rücken frei, damit sie richtig schön feiern können", so Deden weiter. Und das tun sie in Odenkirchen dann auch. Bei strahlendem Sonnenschein ist der Wingertsplatz gut gefüllt, die Show-Trompeten Odenkirchen sorgen in Indianerkostümen für die musikalische Untermalung.

Mitten im Trubel steht Christel Schünger, mit schwarzem Hut und rotem Halstuch. Die 85-Jährige trägt eine Sonnenbrille, denn sie sieht fast nichts mehr. "Ich kann nur noch hell und dunkel unterscheiden", erzählt die Seniorin. Mit ihrem Gehstock wippt sie dennoch vergnügt im Takt mit. Schünger ist in ihrem Element. "Ich wollte unbedingt noch mal hier hin", sagt sie. Und ihre Betreuerin Gisela Ringels, die sonst nach eigener Aussage mit Karneval "gar nichts anfangen kann", hat der alten Dame diesen Wunsch gerne erfüllt.

Rathaussturm in Mönchengladbach-Giesenkirchen
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Rathaussturm in Mönchengladbach-Giesenkirchen

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Foto: Laura Sandgathe

Und so war es in Giesenkirchen

Gleich zweifachen Grund zu feiern hat Dieter Haasen, Kommandant bei der Großen Rheydter Prinzengarde, die das Prinzenpaar nach Odenkirchen begleitet hat. Er hat nämlich zu allem Überfluss heute Geburtstag, sieht das aber vor allem als "angenehme Begleiterscheinung" zum eigentlichen Festanlass. Über sein Alter will er aber nichts verraten. "Wir Karnevalisten nehmen das Alter so wie es kommt", sagt er nur. Geschenke gab es aber trotzdem: "Meine Garde hat mir ein Tablett mit Mitteln gegen Husten und Heiserkeit geschenkt", sagt Haasen lachend. Diese Symptome sind bekanntermaßen nach Karneval weit verbreitet. Die Mariechen überreichten Haasen je eine Rose.

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Karnevals-Urgestein Bernd Gothe appellierte derweil auf der Bühne noch einmal an die, die sich über zu laute Karnevalsfeierei beschweren: "Wer hart arbeitet und im Alltag seinen Mann oder Frau steht, hat es auch verdient zu schunkeln!"

Eigentlich steht sich Bezirksvorsteher Hermann-Josef Krichel-Mäurer ganz gut mit den Giesenkirchenern. Doch an Altweiber begehrt rund die Hälfte von ihnen, die Damen, gegen ihn auf. Als Sultan stand er in einem Fenster des Giesenkirchener Rathauses und musste sich gegen die Angriffe der jecken Wiever wehren. Angeführt von Angelika Palmen und Gudrun Gruhn, die von der Bühne aus das Möhnentreiben moderierten, wollten sie ihm die Macht entreißen.

"Ihr seid hier im Reich der Ost-Goten", rief der Bezirksvorsteher dem Prinzenpaar und vor allem MKV-Boss Bernd Gothe zu. Der antwortete: "Na, alles schlank da oben?" Prinzessin Niersia Janie bekam von den Damen auf dem Konstantinplatz jede Menge Applaus. "Wenn ich hier so runter gucke, dann komme ich aus dem Grinsen gar nicht mehr raus", rief sie den toll kostümierten Giesenkirchenerinnen zu. Zwar war gestern der Tag der jecken Damen, doch Prinz Peter I. durfte auch etwas sagen. "Sonst heult der gleich im Auto wieder die ganze Zeit", erklärte die Prinzessin. Viele Worte ließ man ihm aber nicht, denn Niersia Janie blies zum Angriff auf das Rathaus. Unterstützt von den Mariechen der Großen Rheydter Prinzengarde, von Möhnen und Securitymann Bodo Schmitz als Rammbock rannte sie zur Türe. Ohne Erfolg.

Vertauschte Rollen gab es bei der Kinderprinzengarde. Die Kinder hatten ihre Uniform mit bunten Accessoires erweitert. Prinz Lukas trug Zylinder statt Prinzenmütze und Prinzessin Elleny einen Hut in Form eines Geburtstagskuchens. "Hallo Leute, sied ihr gut drauf?", rief sie den Damen zu und riss Lukas das Zepter aus der Hand. So ist das an Altweiber. Auch als das Mikrofon versagte, ließ sich die Prinzessin nicht aus der Fassung bringen und redete einfach weiter. Doch so kess Elleny auch ist, auch ihr gelang es nicht, das Rathaus zu erstürmen.

Erst als die Lala-Boys der KG De Leckere Jecke das Mottolied gesungen hatten, gelang es den Möhnen, die Rathaustüre zu öffnen und die Macht an sich zu reißen.

(cli/ls)
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