Serie Karneval Ungeschminkt (8) Ein Tag mit der Kinderprinzengarde

Mönchengladbach · 130 Auftritte stehen für die Kinderprinzengarde in dieser Session auf dem Plan. Unterwegs haben die Kinder jede Menge Spaß. In den Bussen wird gesungen, geschunkelt und gefeiert. Wir haben die Garde einen Tag lang zu ihren Terminen begleitet.

Mönchengladbach: Ein Tag mit der Kinderprinzengarde
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130 Auftritte stehen für die Kinderprinzengarde in dieser Session auf dem Plan. Unterwegs haben die Kinder jede Menge Spaß. In den Bussen wird gesungen, geschunkelt und gefeiert. Wir haben die Garde einen Tag lang zu ihren Terminen begleitet.

Jonas Vits ist seit einer halben Stunde aus der Schule zurück, da steht er auch schon in weißer Hose und blauem T-Shirt vor dem Spiegel in der heimischen Küche. "Ich muss mich fertig machen. Gleich geht es los", sagt er. Jonas ist Gardist der Kinderprinzengarde und stets mit den Tollitäten Felix I. und Lorena I. auf Tour. 130 Auftritte gilt es in dieser Session zu bewältigen. Damit die Uniform perfekt sitzt, hilft seine Mutter Kirsten Vits ihm in die blaue Jacke und richtet ihm das "Bäffgen" — so nennt man das kleine weiße Spitzenjabot am Hals der Gardisten. Da klingelt es auch schon. Vor der Türe steht Norbert Amend. Er ist eines der erwachsenen Mitglieder der Kinderprinzengarde und fährt einen der drei Busse, mit denen die Kinder zu ihren Auftritten kommen. Nach einem kurzen Plausch geht es los. "So, einsteigen", sagt Amend.

"Unterschätze nie ein Kind. Die können alles"

Die Fahrt führt von Wickrath nach Wickrathberg zum Haus der Familie Pütz. Dort steigt gerade Kinderprinz Felix I. in den Wagen von Hajo Hering ein. Er ist Betreuer, Adjutant, Mutter für alles und die gute Seele derKinderprinzengarde. Sein Job: Das Kinderprinzenpaar zu den Terminen bringen. Felix winkt kurz dem Bus zu und steigt in Herings Wagen. Da kommt auch schon seine Schwester Anna-Leonie aus dem Haus gestürmt und steigt zu Jonas in den Bus. "Was hast du denn da mitgebracht?", fragt Amend. "Hausaufgaben. Ich muss noch was fertig machen", antwortet das Mariechen. "Kannst du das denn während der Fahrt?", fragt Amend. "Unterschätze nie ein Kind. Die können alles", antwortet ihm seine Tochter Samira. Die Regimentstochter der Prinzengarde der Stadt Mönchengladbach ist an diesem Tag Beifahrerin. Der Weg führt weiter nach Venn zur Kita Mullewapp. Der erste Auftritt des Tages steht an.

Auf dem Parkplatz angekommen, haben die Kinder noch etwas Zeit und warten im Bus. Die Zeit vertreiben sie sich mit Singen. Norbert Amend schaltet die Musikanlage an und die gibt Vollgas. Der Bus wird zur Partyzone und die Kinder beginnen schunkeln. Derweil treffen die beiden anderen Busse ein und bringen die übrigen Kinder. Die Garde steigt aus und geht zur Kita. Die Erwachsenen holen Wurfmaterial und die Standarte aus den Kofferräumen. In der Kita wartet schon eine Horde bunt kostümierter Kinder auf die Garde. Kommandant Philipp Schmitz lässt alle antreten: "Prinzengarde opjepass. Stellt üch in een Re´h op. Und sitt e so joot un dot dat uch. Prinzengarde zählt ab!" Und schon geht es los. Die Garde zeigt ihren Tanz und das Stippeföttche als Zugabe. Felix I. und Lorena I. tanzen mit.

Nach dem Auftritt bleiben sie mit ihrer Garde in der Kita und stärken sich mit Apfelsaft und Salzstangen. Dann geht es weiter. Am Wagen knöpft Hajo Hering den Tollitäten die Umhänge ab und legt vorsichtig die Federn des Prinzen in den Kofferraum. Die Fahrt geht weiter zu einem Supermarkt. Unterwegs läuft Karnevalsmusik — und zwar so laut, dass man sein eigenes Wort nicht mehr versteht. Die Kinder verfallen in einen Karnevalsrausch. Es wird gesungen, geschunkelt und gewinkt. Passanten am Straßenrand bleiben stehen und schauen zu den Bussen. Am Supermarkt angekommen Ernüchterung. Dort hat man den Termin vergessen. Egal. "Dann fahren wir etwas essen", sagt Norbert Amend. Weiter geht es zu einem Burgerbrater.

Die Pause kommt den Kindern wie gelegen. Einige gehen zur Toilette, andere freuen sich, etwas essen zu können. Nach 45 Minuten Pause geht es weiter zur Sparkasse am Bismarckplatz. Die Prämierung der Malwände steht an. In der Kundenhalle treffen die Kinder das große Prinzenpaar Markus II. und Niersia Andrea. Es werden Bützchen ausgetauscht. Dann heißt es warten. Auf der Bühne läuft ein Programm, bis die Garde mit beiden Prinzenpaaren einmarschieren darf. Nach dem gewohnten Auftritt sprechen die Tollitäten zu den Gästen und müssen dann schnell weiter. Für die Garde ist der Tag vorbei. Die jecken Regenten fahren zur Bischöflichen Marienschule. Dort gibt es ein Konzert in Dur und Doll.

Für Felix I., Lorena I. und Hofmarschall Mirco London bedeutet das Konzert etwas Ruhe. Sie können sich zurücklehnen und der Musik lauschen. Die dauert länger als erwartet. Danach steht ein Empfang mit den Organisatoren an. "Oh, etwas zu essen. Guck mal Mirco, das ist ein Schnitzel mit Soße", erklärt Felix I. und hält Mirco einen Spieß mit einem Minischnitzel vor die Nase. Von Müdigkeit keine Spur. "Jetzt gehen wir in die Altstadt feiern", sagt Lorena. "Ich bringe euch jetzt nach Hause", entgegnet Hering. Auf der Fahrt wird der Wagen des Kinderprinzenpaares zur Karnevalshöhle. War es in den Bussen wild und ausgelassen, ist die Stimmung im Prinzenmobil eine ganz andere Liga. Felix, Lorena und Mirco singen so laut sie können die Hits aus den Lautsprecherboxen mit und bringen das Auto ins Wanken.

Nach und nach steigen die Kinder vor ihren Haustüren aus. Als letzte ist Lorena zu Hause. Hajo Hering schaltet die Musikanlage aus und schnauft durch. "Ruhe", sagt er und nickt. Doch nicht für lange. Heute stehen schon die nächsten Auftritte an und alles beginnt von vorne.

(RP)
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