Serie Karneval Ungeschminkt (10) Ohne ihn läuft auf der Bühne gar nichts

Mönchengladbach · Zwei Jahre im Voraus muss Rolf Gaden als Programmgestalter die Künstler für die Sitzungen buchen. Die Vorbereitungen dauern rund neun Monate. Während der Sitzungen sorgt er als Inspizient für den reibungslosen Verlauf der Auftritte.

 Als Inspizient nimmt er jeden Künstler in Empfang. Engel Hettwich kennt Rolf Gaden seit vielen Jahren. Da ist er besonders herzlich.

Als Inspizient nimmt er jeden Künstler in Empfang. Engel Hettwich kennt Rolf Gaden seit vielen Jahren. Da ist er besonders herzlich.

Foto: Detlef Ilgner

Jeder kennt diesen berühmten Satz von Sepp Herberger: "Nach dem Spiel ist vor dem Spiel." Das ist im Karneval nicht anders. Da beginnt an Aschermittwoch immer schon die übernächste Session. "An dem Tag fange ich an, die Künstler für die Sitzungen zu buchen", sagt Rolf Gaden.

Er ist bei der KG Uehllöeker Neuwerk für die Programmgestaltung verantwortlich. Um Auftritte bekannter Bands, Tanzgruppen oder Redner aus Köln und Düsseldorf zu ergattern, muss er zwei Jahre im Voraus denken. Denn auch im Karneval gilt: Wer zuerst fragt, wird zuerst bedient.

 Am heimischen Wohnzimmertisch arbeitet Rolf Gaden an der Programmgestaltung.

Am heimischen Wohnzimmertisch arbeitet Rolf Gaden an der Programmgestaltung.

Foto: Ilgner Detlef (ilg)

Rolf Gaden hat viel Erfahrung. "Aufgeregt bin ich trotzdem. Man weiß nie, ob alles klappt", sagt er. Gaden muss für die Neuwerker fünf Sitzungen planen. "Ich weiß, was unser Publikum mag. Das versuche ich zu berücksichtigen", sagt er. Um ein möglichst breites Angebot liefern zu können, arbeitet Gaden mit Agenturen zusammen. "In denen sind die Künstler organisiert und man hat einen Ansprechpartner", sagt er. Außerdem hat er dadurch Sicherheit. Fällt ein Künstler aus, sorgt die Agentur für gleichwertigen Ersatz. Das heißt aber trotzdem nicht, dass auch alles funktioniert. "In Köln gibt es im September ein Treffen der Künstler. Da sprechen die sich ab. Wenn das vorbei ist, bekomme ich die Zusagen", erzählt der Programmgestalter. Einige Künstler spricht er direkt an. "Da kann ein Telefonat auch einmal 45 Minuten dauern", sagt Gaden.

Weil aber die Präsidenten der Neuwerker Uehllöeker das Programm auf der Bühne verkaufen müssen, spricht er sich mit ihnen ab. "Es gibt zum Beispiel Künstler, die auf eine ganz bestimmte Art angekündigt werden möchten. Kleine Extrawünsche gibt es auch schon einmal", erzählt Gaden. Am Ende eines Jahres steht dann das Programm für die übernächste Session. Immer zu beachten sind die Preise der Künstler. "Ich habe ein Budget zur Verfügung, das ich für die Gagen ausgeben kann", sagt Rolf Gaden. Wer zu teuer ist, wird nicht gebucht.

Doch er hat nicht nur vor einer Session Arbeit. Auch während einer jeden Karnevalssitzung hat er viel zu tun. Da sorgt er als Inspizient für einen reibungslosen Verlauf. "Ich bin langsam am rotieren", sagt er kurz vor der Neuwerker Damensitzung. Der gebuchte Nummernboy ist noch nicht da. Gaden greift zu Smartphone und ruft ihn an. Wenige Minuten später ist er da. Rolf Gaden zeigt ihm schnell die Umkleidekabine, gibt letzte Anweisungen an die Kapelle und spurtet auf die Bühne. Dort ist er ein Teil des ersten Programmpunkts. Danach geht er durch den Saal in das Foyer der Krahnendonkhalle.

Da wartet schon Engel Hettwich. Freudig umarmen sich die beiden, tauschen Bützchen aus. "Schön, dat du do bes", sagt Gaden. Mit dem Ablaufplan in der Hand verfolgt er die Sitzung im Saal und geht immer wieder ins Foyer, um zu schauen, ob der nächste Künstler schon da ist. Als das Prinzenpaar eintrifft, rennt er ihm entgegen und fällt Niersia Andrea um den Hals. Prinz Markus II. hebt ihn daraufhin hoch. Zusammen drehen sie eine Pirouette.

Nach dem Auftritt der Tollitäten geht sein Blick auf die Uhr. "Wir sind in Verzug", sagt er. Das ist nicht gut. Doch die Anspannung legt sich. Ein Programmpunkt später ist die verlorene Zeit wieder aufgeholt. "Jetzt bin ich wieder zufrieden", sagt Gaden. Als auch der letzte Künstler des Abends eintrifft, atmet er durch: "So, jetzt trinke ich mir einen."

(cli)
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