Veilchendienstagszug in Gladbach Ärger zwischen Traktorfahrer und Zugleitung

Mönchengladbach · Vor dem Start des Veilchendienstagszuges ist zu einem Eklat gekommen. Ein Traktorfahrer fühlte sich von einem Ordner zu harsch angegangen und schaltete seinen Motor ab. Auch andere Fahrer fühlen sich schlecht behandelt.

 Viele Wagen beim Veilchendienstagszug werden von Traktoren gezogen.

Viele Wagen beim Veilchendienstagszug werden von Traktoren gezogen.

Foto: Reichartz,Hans-Peter

Zwölf Jahre lang war er mit seinem Traktor im Veilchendienstagszug dabei, hat die Wagen verschiedener Gesellschaften ins Schlepptau genommen - zuletzt die Garde des Oberbürgermeisters, die Gelb-Blauen Funken. "Das habe ich immer gerne getan", sagt Landwirt Stefan Wilms, "aus Spaß an der Freud und auch, um das Brauchtum zu unterstützen." Jetzt hat er die Nase voll. "Dem Fahrer wird kein Respekt entgegengebracht", sagt er. Auch der Ton sei zunehmend unhöflich geworden.

 Ohne Traktoren rollt im Veilchendienstagszug kein einziger Wagen. Einige der Landwirte, die bisher immer zur Stelle waren, beklagen die Umgangsformen im Zug. Manche treten nicht mehr an.

Ohne Traktoren rollt im Veilchendienstagszug kein einziger Wagen. Einige der Landwirte, die bisher immer zur Stelle waren, beklagen die Umgangsformen im Zug. Manche treten nicht mehr an.

Foto: Detlef Ilgner

Diese Erfahrung hätten auch viele seiner landwirtschaftlichen Kollegen gemacht. "Einige Jahre lang habe ich sogar drei Schlepper für den Zug zur Verfügung gestellt." Jedoch seien die Freunde, die seine beiden anderen Traktoren gefahren hätten, aus Ärger über den Umgangston nicht mehr angetreten. Ein Kollege von Stefan Wilms, der nicht namentlich genannt werden will, bestätigt dessen Darstellung: "Wir werden behandelt wie der letzte Dreck. Wenn wir nicht sofort springen, schnauzen uns die Ordner an."

"Wir erwarten nichts Besonderes - keinen Ruhm, keine Ehre", sagt er. Aber wenigstens gute Umgangsformen. Die Karnevalisten hätten es in der Vergangenheit nicht einmal für nötig gehalten, den Fahrer zu grüßen oder sich gar nach Ende des Zuges von ihm zu verabschieden. Darüber würden sich viele andere Landwirte, die ihren Traktor dem Karneval zur Verfügung stellen, ebenfalls beschweren. "Wir putzen unsere Fahrzeuge stundenlang am Rosenmontag, wenn wir abends eine Sitzung besuchen, trinken wir Mineralwasser", sagt der Landwirt.

"Am Veilchendienstag müssen wir immer schon um 9 Uhr auf dem Reme-Gelände sein", berichtet Wilms. Da erhalten die Fahrer 140 Euro, einen Teller Erbsensuppe und ein Kaltgetränk. "Eine Schlepper-Stunde kostet um die 60 Euro - mit allem Drum und Dran." Aber darum gehe es nicht, sagtStefan Wilms. Das hätte er bisher gern in Kauf genommen.

Mönchengladbach: So schön war der Veilchendienstag 2020
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So schön war der Veilchendienstag in Mönchengladbach 2020

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Foto: Bauch, Jana (jaba)

Aber vorgestern ist die Situation eskaliert. Bei der Aufstellung auf der Rathenaustraße habe ihn ein Zugbegleiter angeschrien. er solle gefälligst aufrücken. "Dabei war mein Traktor in Bewegung, es gab keinen Grund, sich so aufzuführen." Das habe er dem Sicherheitsmann auch gesagt. "Daraufhin rastete der völlig aus." Und das sei, sagt Wilms, genau der Tropfen gewesen, der das Fass zum Überlaufen gebracht hätte. Er habe den Motor abgestellt und sei daraufhin von dem Ordner herausgewinkt worden Ein Ersatztraktor habe daraufhin die Garde des Oberbürgermeisters übernommen.

Elmar Esser weiß von dem Vorfall. "Mir wurde berichtet, dass Herr Wilms die Aufforderung, zügig aufzurücken, einfach ignorierte und statt dessen mit seinem Handy spielte", sagt der Mann, der soeben seinen 30. Veilchendienstagszug leitete. In den ganzen Jahren habe es nie Beschwerden von Traktorfahrern gegeben. "Im Gegenteil, sie sind immer ganz begeistert von der perfekten Organisation." Den Ordner nimmt Esser in Schutz. "Es ging ja schließlich um die Sicherheit, das ist der wahrscheinlich zurecht lauter geworden."

Die Traktoren müssten, so Elmar Esser, ständig Anschluss an den Vordermann halten, damit keine Menschen dazwischen geraten können. "Herrn Wilms brauchen wir in Zukunft nicht mehr für den Veilchendienstagszug, auf den werden wir verzichten", sagt Elmar Esser. Auf das Gebot der Höflichkeit werde er die Gesellschaften allerdings hinweisen. "An dieser Stelle hat Herr Wilms recht."

(RP)
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