Veilchendienstagszug in Mönchengladbach Wenn Gladbach die ganze Welt umarmt

Mönchengladbach · Knapp 300.000 Menschen säumten die Straßen, als am Dienstag der Veilchendienstagszug durch die Straßen zog. Die Stimmung war prächtig.

Mönchengladbach: So schön war der Veilchendienstag 2020
41 Bilder

So schön war der Veilchendienstag in Mönchengladbach 2020

41 Bilder
Foto: Bauch, Jana (jaba)

So sieht es also aus, wenn jeder jeden umarmt, wenn alle alle umarmen, wenn Mönchengladbach die ganze Welt umarmt. Das Motto, das von RP-Karikaturist Nik Ebert stammt, ist angekommen. Im Knuddeln und Bützen sind die Gladbacher Narren ohnehin ganz große Klasse — zumal am Veilchendienstag, wenn endlich, endlich d'r Zoch durch die Straßen ziehen darf. Darauf haben sie gewartet — nach einer extrem langen Session. Und da das Wetter mitmacht und viele, viele Jecke am Straßenrand ausgelassen feiern, macht es besonders viel Spaß, mit Schmackes den letzten Tag des Karnevals zu zelebrieren.

Ein bisschen Geduld mussten alle Beteiligten allerdings anfangs haben. Wegen eines Achsenbruchs wurde der Start verzögert — um glatte 18 Minuten. Der verspätete Beginn wird als "Spreewaldgurken-Vorfall" in die närrischen Annalen eingehen.

Aber wie ist es möglich, gleichzeitig der Jeckenschar zuzuwinken, Kamelle zu schmeißen und die Welt zu umarmen? Ganz einfach: Man schafft sich ein zweites Paar Arme an. So lagen gestern vierhändige Zweibeiner voll im Trend. So hatte etwa die Mitglieder der Fußgruppe von der Turnerschaft Neuwerk Erdbälle auf dem Kopf, gehalten von den karnevalistischen "Einsatz-Armen", mit den echten wurden Bützchen und Kamelle in die Menge ausgesandt. Andere Fußgruppen trugen den Globus vor dem Bauch vor sich her, wieder andere hatten sich gar mit ihm komplett umhüllt. Sehr schön! Und so umarmte Gladbach die Welt, Eicken die Welt, Venn die Welt, Kothausen die Welt. Alle, alle, alle umarmten die Welt.

Aber auch Kritisches gab es. Etwa die Abrechnung des Mönchengladbacher Karnevalsverbandes mit den Vandalen, die kurz vor Beginn der Session in der Wagenbauhalle auf dem Reme-Gelände ihrer Zerstörungswut freien Lauf gelassen hatten. Ein traurig-zerfetzter Berliner Bär war auf dem Wagen zu sehen und ein abgestürztes und übel zugerichtetes Flugzeug. Die Hardter Landjugend war nicht nur echt laut, auf ihrem Wagen war der amerikanische Präsident Donald Trump beim Mauerbau zu sehen: "Früher Berlin, heute Mexiko" — so lautete der Kommentar.

Gruppe für Gruppe, Wagen für Wagen passierte das Hofgefährt auf der Lüpertzender Straße, auf dem Prinz Norbert I. und Prinzessin Niersia Barbara mit viel Charme und echter Freude die Glückwünsche und Grüße der Narrenschar entgegennahmen — außerdem so manche Kamelle, manches Plüschtier und jede Menge Putztücher. Mit Letzteren sollten sie für die nächsten Jahre gut eingedeckt sein. Die Black Pearl der "Weltenbummler" zog an ihnen vorbei, auch die Queen Mary von den Kliniken Maria Hilf. Alle Nationen des Erdballs waren im Veilchendienstagszug vertreten — auf Tausenden Globen und Millionen Flaggen aus aller Herren Länder.

Die Musik war spitze. Kapellen zogen zu Fuß mit und heizten den Zoch-Teilnehmern und den Zuschauern ein. Coco Branco, die begnadete Mönchengladbacher Percussion-Truppe hatte gar einen eigenen Wagen. Der hielt unmittelbar vor dem Hofgefährt und brachte mit ausgelassenen Rhythmen Prinz und Prinzessin sowie das Kinderprinzenpaar und die Adjutanten in heftige Bewegung — bis der komplette Wagen schaukelte.

Um Punkt 15.17 Uhr schloss sich das Hofgefährt dem närrischen Zoch an, und dann ging es weiter fünfeinhalb Kilometer durch die Stadt. Heftig schunkelnd, heftig bützend und heftig Kamelle werfend. Heftig die ganze Welt umarmend.

Insgesamt waren 4298 Personen aus 34 Karnevalsgesellschaften in 56 Fußgruppen, auf 73 Festwagen, 80 Traktoren, mit 35 Bagagewagen, in 25 Tanz- und Funkengarden, in vier Reitergruppen und zwei Kutschen im närrischen Zug unterwegs. Die Straßen wurden von knapp 300.000 jubelnden, feiernden Menschen gesäumt.

(isch)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort