Mönchengladbach Kegeln wie vor 90 Jahren

Mönchengladbach · Die "Kegelgesellschaft Erholung Odenkirchen" ist der älteste Kegelclub der Stadt. Die Traditionen der Gründer werden noch heute gelebt. Zu den Mitgliedern gehörten viele bekannte Persönlichkeiten. Nun wurde der Club 90 Jahre alt.

 Ganz in der Tradition der Gründer der "Kegelgesellschaft Erholung Odenkirchen" treffen sich die heutigen Mitglieder jeden Mittwoch um 19 Uhr auf der Kegelbahn des Restaurants Vitrine am Schmölderpark.

Ganz in der Tradition der Gründer der "Kegelgesellschaft Erholung Odenkirchen" treffen sich die heutigen Mitglieder jeden Mittwoch um 19 Uhr auf der Kegelbahn des Restaurants Vitrine am Schmölderpark.

Foto: Jörg Knappe

Es war der 26. April 1926 als in der Odenkirchener Gaststätte Wilmsen an der Freiheitsstraße, der heutigen Burgfreiheit, neun ehrenwerte Herren zusammensaßen. Sie kannten sich schon lange, hatten beruflich miteinander zu und waren allesamt aus Odenkirchen. Es war jedoch keine gemütliche Feierabendrunde, die sich da traf. Die Herren überlegten, einen Kegelclub zu gründen. Sieben von ihnen taten sich schließlich zusammen und riefen die "Kegelgesellschaft Erholung Odenkirchen" ins Leben. Mit dabei waren damals der Stadtbeigeordnete Doemens, Studienrat Schweicher, Stadtbaumeister Datscheit, Mühlenbesitzer Josef Hencken, Sparkassendirektor Hötter, Oberpostmeister Lücker, Großkaufmann Ringel und Reichsbahnoberinspektor Becker. Die Titel zeigen, dass alle Herren angesehene Berufe hatten. Natürlich sind sie längst gestorben. Die Kegelgesellschaft gibt es aber heute noch. Und sie ist die älteste der Stadt.

"Wir wissen nicht viel über die Jahre vor dem Krieg. Erhalten ist nur ein Protokoll zum zehnjährigen Bestehen unserer Kegelgesellschaft", sagt Klaus Bremges, der Präsident des Kegelclubs. Damals diente die Kegelgesellschaft nicht nur dem geselligen Zusammensein. Sie sollte auch sportliche Ertüchtigung bieten. Großkaufmann Karl Ringel wurde der erste Vorsitzende. Seinen Namen verdient die Kegelgesellschaft Reichsbahnoberinspektor Becker. Er hatte die Idee dazu. Der Gründungstag war damals ein Montag. Weil man recht schnell das erste Mal kegeln wollte, legten die Gründer fest, sich jeden Mittwoch auf der Kegelbahn der Gaststätte Wilmsen zu treffen. Einige Monate später jedoch wurde die Bundeskegelbahn auf der Burg Odenkirchen fertig, und so traf sich die Gruppe ab dem 2. Juni 1926 an jedem Mittwoch dort.

Die Kegelbrüder wurden zu einer verschworenen Gemeinschaft und führten Bräuche ein, die noch heute gepflegt werden. Dazu gehört zum Beispiel das gemeinsame Essen einer sieben Pfund schweren Neujahrsbrezel, ein Fischessen an Aschermittwoch oder ein Weckmannessen zu Nikolaus. Die Kriegsjahre bereiteten auch der Kegelgesellschaft Erholung zunächst ein Ende. "Wann sich die ersten nach dem Krieg wieder getroffen haben, das weiß heute niemand mehr", sagt Werner Pieloth. Fest steht aber, dass es spätestens 1951 gewesen sein muss. Ab diesem Jahr ist jeder Wurf auf der Kegelbahn in speziellen Büchern genau festgehalten und wird von Werner Pieloth archiviert. Weil die Burg Odenkirchen im Krieg völlig zerstört wurde, trafen sich die Kegelbüder der Nachkriegsjahre in der Gaststätte Lüpges. Mit dabei war auch der damalige Odenkirchener Pfarrer Franz Rixen.

In den 1960er Jahren dominierten vor allem die Lehrer des Gymnasiums Odenkirchen die Kegelgesellschaft. "Von den Gründern war da niemand mehr dabei", erinnert sich Werner Pieloth, der zu den langjährigsten Mitgliedern gehört. Dafür gehörten im Laufe der Jahre bekannte Namen der Kegelgesellschaft an. Dazu gehören der Kinderarzt Alfred Büchs, der Lehrer und Archäologe Hans-Jürgen Bitter und das Odenkirchener Urgestein Rolf Lüpertz.

Von Beginn an hatte die Kegelgesellschaft eine katholische Ausrichtung. Deshalb feiert man auch heute noch Geburtstage und Namenstage mit der ein oder anderen Runde und zieht dann singend um einen Tisch. Die Kegelabende folgen seit Jahrzehnten einem festen Ablauf von drei verschiedenen Spielen. Seit zwei Jahren trifft man sich auf der Kegelbahn des Restaurants Vitrine am Schmölderpark. "Die Kegelbahnen werden immer weniger", sagt Klaus Bremges.

Die Traditionen der Gründer führen die heutigen Mitglieder fort. Gekegelt wird immer noch jeden Mittwoch um 19 Uhr und die Feste gibt es auch noch. Und auch die Berufe können sich nach wie vor sehen lassen. Lothar Schückhaus und Herbert Jansen waren am Landesrechnungshof tätig. Gerd Schweicher, Sohn eines Gründungsmitglieds, war Schulleiter am Franz-Meyers- Gymnasium. Hermann Josef Krupp lehrte am Gymnasium Odenkirchen, Werner Pieloth am Gymnasium Waldniel und Heinrich Bücker an der Fachhochschule Düsseldorf. Horst Dieter Lichtenberg war bei der Commerzbank. Die einzigen Nicht-Pensionäre sind Polizeihauptkommissar Reinhard Hoppenkamps und Klaus Bremges, Geschäftsführer eines großen Finanzdienstleisters.

(cli)
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