Alter Mercedes SL in Korschenbroich Kein Ersatzschlüssel für Nobelauto

Mönchengladbach, Korschenbroich · Der Mercedes SL 320, Baujahr 1996, in Erhard Kehreits Garage ist in einem Top-Zustand. Nur der Schlüssel ging kaputt. Jetzt kann der Korschenbroicher das einst 140.000 Mark teure Cabrio nicht mehr starten, weil Mercedes keinen Ersatzschlüssel hat.

 Erhard Kehreit mit seinem top-gepflegten Mercedes, an dem alles funktioniert - nur der Schlüssel nicht, für den es (noch) keinen Ersatz gibt.

Erhard Kehreit mit seinem top-gepflegten Mercedes, an dem alles funktioniert - nur der Schlüssel nicht, für den es (noch) keinen Ersatz gibt.

Foto: Reichartz

Für Erhard Kehreit war der 20 Jahre alte Mercedes SL 320 immer ein Traumauto. Das tiefergelegte Cabrio, zu dem auch ein Harttop gehört, wird von ihm gehegt und gepflegt. "Schließlich soll es ein Oldtimer werden", sagt der Herrenshoffer. Tatsächlich befindet sich das Auto in einem Top-Zustand. Kein Kratzer, kein Rost. Und auch der Motor ist noch 1a. Trotzdem ist der Mercedes zurzeit fahruntüchtig. Der Grund: Der Infrarotschlüssel, mit dem man die Wegfahrsperre löst, ging kaputt.

"Kein Problem", dachte sich Erhard Kehreit zunächst, "dann fährst du eben zu einer Mercedes-Niederlassung, bestellst einen neuen Schlüssel, wartest ein paar Tage und kannst wieder starten." Doch es sollte etwas geschehen, was der Herrenshoffer bei einem Auto von der Nobelmarke Mercedes, die für ihn bis jetzt immer für Qualität stand, nie vermutet hätte: Es gibt kein Ersatz. Kehreit wählte sich quer durch die Republik, telefonierte mit verschiedenen Autohäusern, Mercedes-Niederlassungen, rief bei der zentralen Pannenhilfe in Maastricht an und fragte bei der Mercedes-Hauptverwaltung in Stuttgart nach. Er hörte immer: "Tut uns leid, den Schlüssel gibt's nicht mehr."

Der Herrenshoffer ist fassungslos. Er hätte wenigstens erwartet, dass Mercedes ihm eine Alternative anbietet, dass er den Schlüssel zur Reparatur einsenden kann, dass an der Wegfahrsperre etwas geändert wird oder Ähnliches. Aber die Auskunft lautete jedes Mal: "Wir können leider nichts machen." Als er in Maastricht nachfragte, was denn passiert wäre, wenn ihm der Schlüssel auf einer Urlaubsreise im Ausland kaputt gegangen wäre, wurde ihm gesagt, dass er den Wagen dann hätte abschleppen lassen müssen.

Erhard Kehreit: "Ich weiß im Moment nicht, was ich von einem Unternehmen halten soll, das keine Ersatzteile mehr liefern kann für ein Auto, das einst 140.000 Mark kostete." Immerhin hätte man für dieses Geld vor 20 Jahren auch ein schickes Reihenhäuschen bekommen. Offenbar wurde die Produktion des Infrarotschlüssels irgendwann einmal eingestellt. Heute funktionieren Autoschlüssel mit Funk. Erhard Kehreit kann seinen Wagen mit seinem mechanischen Schlüssel zwar noch aufschließen, zum Starten muss er aber mit dem Infrarotschlüssel auf den inneren Rückspiegel zielen. Nur mit dem codierten Signal startet der Wagen.

Laut Betriebsanleitung müsste der Mercedes außerdem noch einen Ersatzschlüssel in Form einer Scheckkarte haben. "Hat er aber nicht", sagt Kehreit. Und auch einen solchen Ersatzschlüssel könne niemand liefern.

Bei einer Anfrage unserer Zeitung bei der Mercedes-Zentrale in Stuttgart wurde bestätigt, dass der Startschlüssel für Kehreits Mercedes-Modell nicht mehr hergestellt wird. Nun gebe es aber einen Unternehmensbeschluss, dies doch wieder zu tun. Wann dies genau geschehe, wisse man noch nicht, das hänge auch vom Zulieferer ab, sagte eine Sprecherin und nannte den Zeitraum "Januar bis März". Erhard Kehreit wird sich dann gleich zwei Ersatzschlüssel bestellen. Denn so etwas wie jetzt möchte er nicht noch einmal erleben.

Preise hat Kehreit schon bei seiner Suche nach dem Infrarotschlüssel genannt bekommen. Einmal sei von 170 Euro, einmal von 250 Euro die Rede gewesen.

(RP)
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