Mönchengladbach Keine warme Badewanne fürs Publikum

Mönchengladbach · Eine Komposition von Rüdiger Blömer, das Jugendsinfonieorchester unter der Leitung von Christian Malescov und DJ Korbinian Groll laden ein zur "ChaconniADE". Überraschungen sind garantiert.

 Es ist nicht das erste Mal, dass Christian Malescov (r.) und Rüdiger Blömer gemeinsam etwas Musikalisches aushecken. Auf dem Foto, das 2011 auf der Brücke vor der Musikschule entstand, die es inzwischen gar nicht mehr gibt, ging es um eine Performance der Musikschule mit dem Titel "Passarelle perdue".

Es ist nicht das erste Mal, dass Christian Malescov (r.) und Rüdiger Blömer gemeinsam etwas Musikalisches aushecken. Auf dem Foto, das 2011 auf der Brücke vor der Musikschule entstand, die es inzwischen gar nicht mehr gibt, ging es um eine Performance der Musikschule mit dem Titel "Passarelle perdue".

Foto: Raupold

Was ist das denn für ein verrückter Titel? "ChaconniADE/Hard boiled Wonderband". So nennt sich eine Uraufführung der Musikschule bei der Ensemblia am Freitag, 23. Juni, in der Kaiser-Friedrich-Halle. Tatsächlich hat der Komponist Rüdiger Blömer bei dem Konzert einiges ver-rückt: Er hat die romantische Chaconne in g-Moll, die Tomaso Vitali zugeschrieben wird, weitergeführt in eine "ChaconniADE". Klingt wie Olympiade - und das passt, denn aus dem zehnminütigen romantischen Stück ist ein einstündiges, buntes Großereignis worden - verstörend, mutig und witzig. Die Musik erklingt mal in Zeitlupe, mal laut und grell wie Rockmusik, mal sanft und säuselnd, dann wieder schrill und dissonant. Stimmen bleiben hängen, fächern sich zu Klangflächen auf, brechen ab. Und damit kein Zweifel bleibt, dass die "ChaconniADE" Musik des 21. Jahrhunderts ist, kommt auch Techno ins Spiel. Auf der Bühne steht der DJ Korbinian Groll, der in Berliner Clubs aufgelegt hat, am Mischpult und produziert stampfende Beats und brachiale Synthesizer-Sounds. Der Lichtdesigner Nick Prokop sorgt für Club-Atmosphäre in der KFH.

"Der Abend wird für das Publikum keine warme Badewanne", sagt der Musikschulleiter Christian Maleskov, der das Jugendsinfonieorchester dirigiert. "Blömer haut mit dem Hammer auf die Melodie. Aber sie bäumt sich immer wieder auf." Das Stück hat auch im romantischen Sinne wunderschöne Momente. Aber man muss wach bleiben: Die nächste Überraschung kommt gewiss.

Die Projektidee hatte Maleskov, als er den Roman "Hard-boiled Wonderland und das Ende der Welt" von Haruki Murakami gelesen hat. Das Buch spielt im Tokio der Zukunft, in dem Menschen durch Daten im Gehirn verändert werden. Alte und neue Welt prallen da heftig aufeinander.

Das Jugendsinfonieorchester ist mit der "ChaconniADE" in die Endauswahl des "Deutschen Orchesterpreises" der Jeunesse Musicale gekommen. Bei dem Konzert werden deshalb drei Juroren im Publikum sitzen. "Die Proben sind eine Erfahrung, die ich nicht vergessen werde", sagt Felix Brucklacher (17), der im Jugendsinfonieorchester Klarinette spielt. "Ich bin anfangs richtig aggressiv geworden. Aber wenn man sich darauf einlässt, ist es ein echt cooles Stück."

"ChaconniADE/Hard boiled Wonderband" ist am Freitag, 23. Juni, um 20 Uhr in der Kaiser-Friedrich-Halle zu hören. Der Eintritt ist frei.

(silk)
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