Mönchengladbach Kinder leben gelungene Integration vor

Mönchengladbach · Das Osterferiencamp des TV Beckrath für Flüchtlingskinder und Kinder aus dem Verein fand großen Zuspruch bei der Zielgruppe. Organisator Jürgen Jansen hält eine Wiederholung in den Herbstferien für möglich.

 Jürgen Jansen leitete das sportliche Feriencamp für Flüchtlingskinder und Kinder des TV Beckrath. Für den Nachwuchs war der Geschäftsführer des Sportvereins Trainer, Motivator und Ansprechpartner zugleich.

Jürgen Jansen leitete das sportliche Feriencamp für Flüchtlingskinder und Kinder des TV Beckrath. Für den Nachwuchs war der Geschäftsführer des Sportvereins Trainer, Motivator und Ansprechpartner zugleich.

Foto: Jörg Knappe

11.30 Uhr. Zeit für die "Vitaminpause". Freddy, Mohammed und Benny sitzen gemeinsam am Tisch. Bei Tellern voller roter Paprika, geschnittenen Äpfeln und geschälten Möhren diskutieren sie über das soeben beendete Fußballspiel in der Turnhalle an der Voigtshofer Allee in Wickrath. "Ich habe drei Tore geschossen", sagt Freddy und strahlt dabei über beide Ohren. Mohammed und Benny winken müde lächelnd ab. Sie erwidern: "Dafür haben wir das Spiel gewonnen." Alle drei sind Teilnehmer des integrativen Osterferiencamps des TV Beckraths für Flüchtlingskinder und Kinder aus dem Verein. An vier ereignisreichen Tagen betätigten sich die 24 Teilnehmer im Alter zwischen sechs und zwölf Jahren vor allem sportlich. Nachmittags standen zudem Ausflüge zur Feuerwehr und in den Tiergarten in Odenkirchen auf dem Programm.

Der TV Beckrath ist einer von acht Sportvereinen, der sich im Rahmen eines speziellen Projektes des Stadtsportbundes für die Integration von Flüchtlingen einsetzt. Die Idee für das Feriencamp mit integrativem Charakter hatte der Männer- und Frauenwart des TVB, Michael Rostek. Dank vieler großzügiger Spender konnte das Ostercamp für die Kinder kostenfrei angeboten werden. Über 20 ehrenamtliche Helfer sorgten zudem dafür, dass die Premiere ein großer Erfolg wurde.

Der Geschäftsführer des Handballvereins TV Beckrath, Jürgen Jansen, fand die Idee auf Anhieb klasse und sprang als Organisator ein. "Wir haben uns als Sportverein überlegt, was wir tun können, um die Integration der Flüchtlingskinder zu beschleunigen. Unser Ziel war es, dass die Hälfte der Kinder, die mitmachen, aus Flüchtlingsfamilien stammt", sagt er. "Und das ist uns gelungen." Damit die Kinder aus den Flüchtlingsheimen auch den Weg zur Sporthalle fanden, bot der TVB sogar einen extra Fahrservice an und holte mit insgesamt drei Autos die Kinder in den verschiedenen Heimen der Stadt ab.

Von 9 bis 12 Uhr wurde täglich Sport getrieben. Egal ob Fußball, Brennball mit Hindernissen, oder aber auch Eierlaufen, Sackhüpfen und Trampolinspringen - der Spaß am gemeinsamen Sport stand stets im Vordergrund. Es wurde viel gelacht und herumgeturnt. Niemand wurde ausgeschlossen, alle durften mitmachen und taten dies auch. Mittags wurde gemeinsam gegessen, das Catering sponserte das Restaurant Elisenhof.

Ob die Kinder des TVB Schwierigkeiten im Umgang mit den Kindern aus Ländern wie Bangladesch, Afghanistan, Libyen, Syrien, Serbien und dem Kosovo hatten? Jürgen Jansen schüttelt den Kopf. "Die meisten Flüchtlingskinder können schon überraschend gut Deutsch sprechen. Somit war die Verständigung kein Problem", sagt er und fügt hinzu: "Das integrative Camp hat nicht nur die Kinder aus den Heimen weitergebracht, sondern auch unsere Kinder."

Eine der vielen Helferinnen und Helfer war Eva Lenzen. Sie ist Mitglied des Pfarreirats in Wickrath. Für ein Vertrauens- und Kennenlernspiel - die Kinder mussten sich gegenseitig "blind" durch einen Hütchen-Parcours führen - nähte sie in Eigenarbeit 25 Schlafmasken. Auch Sportlehrer Christian Kemper, der am Gymnasium Odenkirchen unterrichtet, brachte sein Fachwissen mit ein und leitete das Projekt didaktisch.

In Person von Stefan Winkens unterstützte auch der Fußballverein FC Blau-Weiß Wickrathhahn das Projekt. Im blau-weißen Trainingsanzug zeigte der E-Jugend-Trainer des Gladbacher B-Ligisten den Kindern am Mittwochvormittag, wie man richtig gegen den Ball tritt. Auch sein Sohn Nils (9 Jahre) war mit Feuereifer dabei. "Der Sport verbindet. Und gerade Fußball wird schließlich auf der ganzen Welt gespielt", sagt Stefan Winkens. Sprachliche Probleme gäbe es kaum. "Das klappt auch so ganz gut."

Die zehnjährige Teilnehmerin Lea kann das nur bestätigen. "Es gefällt mir sehr gut, und mit den Flüchtlingskindern kann man sich auch prima unterhalten. Ich habe schon mehrere neue Freundinnen gefunden", sagt sie. "Es gibt niemanden, der hier keinen Spaß hatte." Mimouna (10), mit der Lea gemeinsam beim TV Beckrath in der E-Jugend Handball spielt, hofft auf eine Wiederholung des Sport- und Freizeitcamps. "Ich wäre definitiv dabei", sagt Mimouna.

Zum Abschluss des Camps an Gründonnerstag erhielten alle Kinder kleine Preise für ihre Teilnahme sowie T-Shirts. "Damit sie diese Woche in Erinnerung behalten", sagt Organisator Jürgen Jansen. Ob es eine Neuauflage des integrativen Sport- und Feriencamps in den Herbstferien geben wird? "Noch kann ich nichts versprechen, aber es ist durchaus denkbar."

(RP)
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