Mönchengladbach Kinder lernen beim Meister

Mönchengladbach · Karate ist nicht nur eine asiatische Kampfkunst. Der Sport tut auch dem Rücken gut und sorgt für innere Ruhe. Zu welchen Leistungen ein Körper fähig sein kann, das zeigte der Shaolin-Meister Chong 18 Kindern bei einem Feriencamp im Gladbacher Verein JuDjuSu-Jitsu.

Gekonnt wirbelt Meister Chong durch die Luft. Dabei überschlägt er sich und stößt laute Schreie aus. 18 begeisterte Kinder schauen ihm fasziniert zu. Chong ist ein 24-jähriger Shaolin-Mönch aus China. Bereits im Alter von vier Jahren hat er in dem berühmten chinesischen Shaolinkloster in der Provinz Henan mit asiatischer Kampfkunst begonnen. Dort setzt man auf viel Disziplin und Härte. Drei Stunden lang mit ausgestreckten Armen einen Eimer Wasser zu halten, gehört noch zu den leichteren Übungen. Seit vier Jahren lebt Chong in Grevenbroich und arbeitet dort in einem Fitness-Club. Bis vor einigen Jahren gehörte er der Shaolin-Showtruppe an, die unter anderem im Zirkus Krone auftrat. Dem Kampfkunst-Center JuDjuSu-Jitsu in Gladbach gelang es, den Meister für ein Feriencamp zu gewinnen, in dem Chong 18 Kindern Karate und Kung Fu beibringt. Das macht den Kleinen nicht nur Spaß, sondern ist auch noch gesund.

Kampf ohne Körperkontakt

"Durch Karate lernt man ein gesundes Haltungs- und Bewegungssystem", erklärt Karatelehrer Heinz Reimers. Besonders der Rücken profitiert von den Übungen. Für Kinder ist die Sportart eine Ergänzung zum Schulsport, da beim Karate auch einfachste Dinge wie das Hüpfen auf einem Bein trainiert werden. Für Meister Chong ist all das kein Problem. Er springt aus dem Stand, als hätte er Sprungfedern unter seinen Schuhen. Und das gleich mehrere Meter weit. "Disziplin ist ganz wichtig", sagt er. Die Beherrschung seines Körpers führe ihn zu solchen Leistungen. "Chong ist wirklich beeindruckend", erzählt Moritz (12). "Selber so etwas zu können, das wäre schon toll", fügt Anna (9) hinzu. Die beiden sind zwei der fünf bis 13-jährigen Kinder, die beim Feriencamp der Karateschule mitmachen. Schmerzhaft wird es dabei nie, da sie beim Karate ihren Gegner nicht berühren dürfen.

"Die Kinder in China sind viel ruhiger beim Training. Da sind oft 50 Kinder in einem Kurs", berichtet Chong von seinen Erfahrungen. Den deutschen Kindern falle es schwerer, ruhig zu sein. Dennoch ist er mit den Kindern des Feriencamps zufrieden, die bei zahlreichen Übungen mitmachen. "Viele wollen kämpfen können wie der Held aus dem Film Karate Kid", sagt Karatelehrerin Birgit Reimers. Genau solche Übungen zeigt Meister Chong den Kleinen. "Rechtes Bein, linkes Bein", lauten die Kommandos, wenn die Kinder ihre Beine über den rechten Arm von Meister Chong schwingen. Bei den Schlägen in die Luft macht der Shaolin die Bewegungen vor. Ein Tritt über den eigenen Kopf gelingt aber nur ihm allein. Die Kinder bekommen ihre Beine nicht so hoch. Noch nicht. Ein Stück der chinesischen Disziplin bringt Meister Chong den Kindern auch bei.

"Die Kinder werden durch Karate ausgeglichener. Gerade durch solche Kurse lernen sie Gruppenfähigkeit", sagt Birgit Reimers. Der Umgang miteinander basiert auf Respekt. Den erweist Chong den Kindern dadurch, dass er sich stets verbeugt, wenn eine Übung beginnt und wieder verbeugt, wenn eine Übung vorbei ist. "Das ist höflich", sagt er. Sein kleiner, in Deutschland geborener Bruder Julius hat das schon verinnerlicht. Bevor er zu den anderen Kindern des Feriencamps trat, begrüßte er sie mit einer Verbeugung. Und das, obwohl Julius gerade einmal drei Jahre alt ist und nur einen Tag an dem Camp teilnimmt. Für Meister Chong steht fest, dass einige Erwachsene von solcher Höflichkeit noch etwas lernen können. Das könne schon damit beginnen, dass man seinen Mitmenschen einen "guten Tag" wünscht.

(RP)
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