Mönchengladbach Kinder psychisch kranker Eltern brauchen Hilfe

Mönchengladbach · Die Schaffrath-Stiftung für Soziales unterstützt ein Projekt für Kinder aus solchen Elternhäusern mit 5000 Euro.

 Denise Jacoby und Dieter Schax (sitzend), dahinter v. l. Verena Müller, Antonius Bergmann, Michelle Tax und Birthe Wernery.

Denise Jacoby und Dieter Schax (sitzend), dahinter v. l. Verena Müller, Antonius Bergmann, Michelle Tax und Birthe Wernery.

Foto: Ilgner

Wenn Mutter oder Vater krank sind, ist die ganze Familie betroffen. Wenn die Krankheit psychischer Natur ist, leiden die Kinder mit, ohne dass das den betroffenen Eltern immer ganz klar ist. "Ich habe gar nicht gemerkt, was mit meinem Kind passiert", sagt ein Vater, der unter Depressionen leidet. Der Junge hatte morgens immer Magenschmerzen, wenn er in die Schule sollte. Die Eltern liefen mit ihm von Arzt zu Arzt, bis klar wurde: Er wollte seinen Papa nicht allein lassen, wenn es dem schlecht ging.

Dass es dem Jungen heute wieder gut geht und die Familie insgesamt viel besser mit dem Thema Depression umgehen kann, ist auch auf das Angebot des Reha-Vereins zurückzuführen. "Der Kontakt zum Reha-Verein ist das Beste, was passieren konnte", sagt der Vater. "Wir können heute in der Familie offen über die Krankheit sprechen." 2010 begann der Verein, ein Angebot für Kinder psychisch kranker Eltern aufzubauen, mit drei Säulen: Beratung, präventive Kindergruppe und Patenprojekt. Alle diese Angebote sind wichtig, aber die Kindergruppe liegt den Verantwortlichen besonders am Herzen. "Durch den präventiven Ansatz kann man verhindern, dass die Kinder später selbst erkranken", sagt Dieter Schax, Vorsitzender des Reha-Vereins.

Der Reha-Verein kooperiert mit der Evangelischen Jugend- und Familienhilfe, deren Mitarbeiterinnen die wöchentlich stattfindende Gruppe leiten. "Zu Anfang jedes Treffens haben wir ein Ritual, das allen sehr wichtig ist", sagt Verena Müller. "Die Kinder beschreiben, wie es ihnen geht." Dabei hilft der Gefühlsbaum, ein Bild, das das seelische Empfinden fassbar macht. Oft müssen die Kinder erst einmal lernen, über ihre Gefühle zu sprechen, sie zu identifizieren und zu benennen. Dabei tut es ihnen gut, dass die anderen in der Gruppe Ähnliches erfahren haben. "Ich kann in der Gruppe offen sagen, wie ich mich fühle", sagt ein Junge. "Wir halten zusammen, sind Freunde."

Inzwischen ist die Gruppe von einem Kurs in ein dauerhaftes Angebot umgewandelt worden. Das Problem ist und bleibt die Finanzierung. "Alle, die das Projekt kennen, finden es gut", sagt Schax. "Aber wir bekommen keine Regelfinanzierung, weil es eine Präventionsmaßnahme ist." Umso besser, dass dank der Spende der Schaffrath-Stiftung für Soziales nun die Existenz der präventiven Kindergruppe ein weiteres Jahr gesichert ist. "Die Stiftung hat es sich zur Aufgabe gemacht, dort zu helfen, wo es sonst Schwierigkeiten gäbe", sagt Kuratoriumsmitglied Antonius Bergmann. 5000 Euro spendet die Stiftung für die Kindergruppe. "Diese Art der Prävention hilft der ganzen Gesellschaft", sagt Bergmann. Es wäre gut, wenn das auch der Gesetzgeber einsehen würde. Denn gegen die Finanzierung der Präventivmaßnahmen spricht vor allem die aktuelle Sozialgesetzgebung.

(RP)
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