Mönchengladbach Kinder stellen Verkehrssünder zur Rede

Mönchengladbach · Für Autofahrer, die zu schnell unterwegs waren, gab es gestern nicht nur eine Strafe durch die Polizei. Beim Blitzmarathon warteten auch viele Schüler, die die Fahrer ermahnten. Das regte manchen Raser zum Nachdenken an.

Blitzmarathon in Mönchengladbach: Schüler stellen Raser zur Rede
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Mönchengladbach: Schüler stellen Raser zur Rede

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André Z. hat es erwischt. Als er um kurz vor zehn die Brucknerallee hinunter Richtung Rheydter Markt unterwegs ist, blitzt es. Polizisten winken ihn zur Seite. 39 Stundenkilometer wurden bei ihm gemessen, erlaubt sind 30 km/h. Fünfzehn Euro kostet das. Und eine Ermahnung ist fällig, die in diesem Fall besonders nachdrücklich ausfällt, denn rund zwanzig Schülerinnen und Schüler stehen der Polizei an diesem Morgen zur Seite. Der Blitzmarathon, bei dem bundesweit 24 Stunden lang die Geschwindigkeit der Autofahrer kontrolliert wird, ist in Mönchengladbach an den Jüngeren und Jüngsten orientiert.

34 Kontrollstellen wurden eingerichtet, rund drei Viertel davon auf Vorschlag von Schülern. Die meisten Kinder und Jugendlichen können ein Lied davon singen, dass Autofahrer zu schnell oder rücksichtslos unterwegs sind. "Ich muss immer über einen Zebrastreifen", berichtet der neunjährige Florian, der in die Grundschule Pahlkestraße geht. "Wenn ich da stehe, fahren viele einfach weiter. Und zu schnell sind sie auch." Und Cecile, die jeden Morgen die Brucknerallee entlang zur Schule geht, wünscht sich, "dass die Autos ein bisschen langsamer fahren."

Blitzmarathon 2016 in Mönchengladbach – die Messtellen
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Foto: Hertgen, Nico (hn-)

Auch die älteren Schüler kennen die Probleme. "Wenn ich in Wickrath mit dem Rad unterwegs bin, nehmen mich die Autofahrer oft gar nicht wahr", sagt Laura. Sie besucht die 10. Klasse des Hugo-Junkers-Gymnasiums.

Kinder und Jugendliche haben einen anderen Blick auf den Verkehr, ist sich Verkehrssicherheitsberater Karl-Heinz "Kalle" Ditges sicher. Deshalb sollen die Schüler an diesem Morgen denen, die beim Zu-Schnell-Fahren erwischt wurden, Fragen stellen und ihre Sichtweise schildern können. André Z., der seinen Nachnamen nicht in der Zeitung lesen möchte, stellt sich diesem Empfangskomitee.

Er hat viel Verständnis für die Aktion der Polizei. "Ich habe selbst sechs Kinder", sagt er. "Es ist schon richtig, dass die Geschwindigkeit kontrolliert wird." Er sei vom Arzt gekommen und in Gedanken gewesen, gibt er dann den Kindern als Grund für das schnelle Fahren an. "Wie würden Sie sich denn fühlen, wenn Sie ein Kind angefahren hätten", will ein Mädchen wissen. "Das will ich mir gar nicht vorstellen", sagt der Familienvater sichtlich geschockt.

Polizist Karl-Heinz Ditges ist vom erzieherischen Effekt solcher Aktionen überzeugt. "Es geht gar nicht um den erhobenen Zeigefinger", sagt der Verkehrssicherheitsberater, "sondern darum, zum Nachdenken anzuregen." Deshalb erklärt er auch noch, dass der Bremsweg bei 30 Stundenkilometer eben erheblich kürzer sei als bei 40 oder gar 50 Stundenkilometern.

Die Kinder haben es heute schwer im Straßenverkehr. Viele werden deshalb mit dem Auto zur Schule gebracht, aber das macht es für sie nicht wirklich besser. "Die Kinder gewöhnen sich so ja nicht an den Verkehr", sagt Gabriela Ferfers-Weitz, die Leiterin der Grundschule Pahlkestraße. Sie plädiert wie die meisten ihrer Kollegen dafür, dass die Eltern ihre Kinder möglichst zu Fuß zur Schule bringen und sich dann Schritt für Schritt zurückziehen, um die Kinder immer selbstständiger ihren Weg gehen zu lassen.

(RP)
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