Mönchengladbach Kirche wie vor 100 Jahren

Mönchengladbach · Zum 1. Januar hat sich die Mönchengladbacher Kirchenlandschaft auf bischöflichen Geheiß massiv verändert: 23 Gemeinden fusionierten zu sieben Großgemeinden. Knapp die Hälfte aller Gladbacher Katholiken ist betroffen. Das ist die neue Kirchenstruktur.

Es war ein lange vorab geahnter Erlass des Aachener Bischofs Heinrich Mussinghoff: Kirchengemeinden in Mönchengladbach sollten sich nicht mehr nur zu Gemeinschaften der Gemeinden (GdG) zusammenschließen, sie sollten gleich ganz fusionieren.

Man tat, wie geheißen: Zum 1. Januar wurden aus 48 katholischen Gemeinden 32. Die Kirchenstruktur hat sich dadurch massiv verändert, vielerorts ähnelt sie nun der vor mehr als 100 Jahren. "Was sich geschichtlich so entwickelt hat, ist im Begriff, rückabgewickelt zu werden”, sagt Regionaldekan Ulrich Clancett.

Das sind die neuen Gemeinden:

St. Marien In Rheydt verschmolzen die Gemeinden St. Marien (Rheydt), St. Franziskus (Geneicken-Bonnenbroich) und St. Josef (Keplerstraße) zur neuen Großgemeinde St. Marien. Pfarrer ist Klaus Hurtz, Pfarrvikar ist Manfred Riethdorf. Mit 16 500 Katholiken ist St. Marien nun die größte Gemeinde in Mönchengladbach. Derzeit werden Arbeitsprozesse der drei Gemeinden angeglichen, die Gottesdienstordnung hat sich moderat verändert. Veränderungen passieren also noch hinter den Kulissen. "Da wir mit der Kirche St. Marien jetzt einen großen Brocken an Sanierungen geschafft haben, ist es denkbar, dass bald die Josephskirche in Angriff genommen werden kann”, sagt Hurtz. Er müsse aber auch darüber nachdenken, "ob wir die Immobilien alle in dieser Fülle aufrecht erhalten können”.

St. Vitus Die zweite Innenstadt-Gemeinde mit 13000 Katholiken. Darin fusionierten St. Albertus (Stadtmitte), St. Elisabeth (Untereicken), St. Mariä Himmelfahrt (Citykirche), St. Barbara (Vikarie) und St. Mariä Rosenkranz (Eicken). Leitender Pfarrer ist Wolfgang Bußler, zum Pfarrteam gehören Albert Damblon und Pater Wolfgang Funke. "Wir wollen nicht den totalen Bruch”, sagt Damblon. "Wir sehen die neue Struktur als Rechtsstruktur und versuchen, das Gemeindeleben vor Ort aufrecht zu halten.” Das bedeutet auch: Rein pastoral, also in der Gottesdienstordnung, ändert sich erstmal nichts.

St. Benedikt von Nursia Die neue Gemeinde im Westen feierte am Sonntag ihr Begegnungsfest. Ihr gehören nun 9000 Katholiken der früheren Gemeinden St. Michael (Holt), St. Hermann-Josef (Speick) und Heilig Kreuz (Westend). Dort ist die Fusionierung weit vorangeschritten. Die neue Gemeindeordnung ist im Herbst einstimmig verabschiedet worden, die neue Gottesdienstordnung läuft seit dem 1. Advent. "Die Leute besuchen bereits auch die Gottesdienste in allen drei Kirchen”, sagt Gemeindereferent Christoph Habrich. "An jedem Wochenende wird es einen Gottesdienst in jeder Kirche geben.” Für Heilig Kreuz und St. Hermann Josef ist das Holter Moderatoren-Modell neu, in dem es keinen Pfarrer, sondern in Eckart Lossen einen moderierenden Priester gibt. St. Benedikt von Nursia ist Mitglied der GdG Südwest mit St. Helena (Rheindahlen), St. Matthias, St. Rochus und St. Mariä Heimsuchung, die eine Fusion ablehnten.

St. Laurentius In der Gemeinde mit 13000 Katholiken sind Heilig Geist (Geistenbeck), St. Laurentius (Odenkirchen) und St. Michael (Odenkirchen) fusioniert. Pfarrer ist Jan Nienkerke, Johannes van der Vorst (Geistenbeck) unterstützt ihn. "Jede der bisherigen Gemeinden soll ihr Gesicht vor Ort behalten”, sagte Nienkerke. "Und das geht nur mit ehrenamtlichen Helfern.” Die größte Aufgabe sieht Nienkerke nun darin, "den Menschen die Angst zu nehmen, dass die Großgemeinde ein nicht mehr händelbares Konstrukt ist”, sagt Nienkerke. Auch wenn die Finanzen nun betrachtet werden müssten, seien Schließungen kein Thema. Zusammen mit St. Matthias Wickrath bildet St. Laurentius den Kirchengemeindeverband (KGV) Süd, wobei die Wickrather Gemeinde ein Sonderfall ist.

St. Matthias Woanders hat man sich heftig gegen den bischöflichen Fusions-Erlass gewehrt, in Wickrath fusionierte man sogar ohne Erlass. St. Antonius (Wickrath), St. Mariä Himmelfahrt (Wanlo) und Herz Jesu (Wickrathhahn) bilden die neue Gemeinde mit 8000 Katholiken. Pfarrer ist Michael Röring. "Wir vermuten, dass dies nicht die letzte Fusionswelle war”, sagt Röring. "Wir müssen nun den Befürchtungen entgegen treten, die kleinen Gemeinden würden untergebuttert.” St. Antonius brachte 7000 Katholiken mit, die andere beiden ländlichen Gemeinden nur wenige hundert. Es dürften auch praktische Erwägungen für die Fusion gesprochen haben: Denn im Kirchengemeindeverband Süd mit St. Laurentius hätte jede der vier Gemeinden zwei Sitze gehabt. Die 13000 Odenkirchener Katholiken also genauso viele wie die 600 aus Wanlo. Nun ist das Verhältnis angeglichen. Herz Jesu (Rheydt-West) Dort fusionierten zum 1. Januar die Gemeinden Herz Jesu, St. Margareta und St. Konrad von Parzham. Herz Jesu hat nun 10000 Katholiken. Pfarrer ist Matthias Schlich.

St. Josef Bereits im Jahr 2007 fusionierten St. Josef (Hermges), St. Bonifatius (Hardterbroich) und Herz Jesu (Pesch) mit 10000 Katholiken. Hardterbroich ist Filialkirche, Herz Jesu hingegen geschlossen. Dort werden Wohnungen gebaut. St. Mariä Empfängnis in Lürrip bleibt eigenständig.

(RP)
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